AHRENSBURG / Ehem. Herrenhaus / Wappen

Ehem. Herrenhaus, sog. Schloss (Museum schleswig-holsteinischer Adelskultur im dänischen Gesamtstaat, besonders der Familie Schimmelmann). Reizvolle landschaftliche Einbettung in das Hunnau-Tal.
Urspr. wallbewehrte Wasserburg auf rechteckiger Insel zwischen breiten Wassergräben und aufgestautem Mühlenteich in eigenem Hausgraben, Vorburg auf der Insel und großer Wirtschaftshof östl. jenseits des Mühlenteichs. E. der 1570er Jahre bis 1585 (d) für Peter Rantzau errichtet. – 1759–1932 im Besitz der Familie Schimmelmann. – Um 1760 Veränderung zum Landsitz für Heinrich Carl Schimmelmann im Stil des Rokoko, dabei der Hausgraben zugeschüttet, Wälle z. T. abgetragen. Die Planung eines Ehrenhofs und weitläufiger Gärten von G. Greggenhofer, nicht ausgeführt. – 1855/56 Modernisierung für Ernst Schimmelmann durch M. Scherer als Villa in romantischem Landschaftspark an Stelle der Vorburg. – 1938/39 Einrichtung als Museum und Restaurierung des Äußeren unter Betonung des Renaissancecharakters. – 1983–85 im Zusammenhang mit statischen Sicherungsmaßnahmen Wiederherstellung des Hausgrabens und Rekonstruktion der dreibogigen Brücke in ihrer durch Reste belegten barocken Gestalt.
Baugefüge altertümlich in Form von drei traufseitig zusammengebauten Giebelhäusern (vgl. Nütschau) und etwas später angefügten schlanken, polygonalen Ecktürmen, die urspr. Kabinette enthielten (vgl. Glücksburg). Drei Geschosse über hohem Granitquadersockel mit Schießscharten und abschließendem Wulstgesims. Das weiß geschlämmte Ziegelmauerwerk urspr. rotsteinsichtig mit sparsamem Sandsteindekor, vielfach ausgebessert und erneuert, der südwestl. Treppenturm gänzlich. Die sechs Schweifgiebel um 1760 neu aufgeführt, dabei sicher vereinfacht, die südl. 1938 neu verblendet. Welsche Hauben und Laternen der Türme nur beim südöstl. in der Konstruktion original (1585 d). Dachstühle 1661 (d) erneuert. – Fensteröffnungen kaum verändert, ihre urspr. Gliederung unbekannt. Mittelachse der Eingangsfront durch 1938 erneuertes Portal und Obergeschossfenster betont, darüber das gräfliche Schimmelmannsche Wappen (Grafenpatent 1779). In der Mittelachse der Südseite um 1760 das Gartenportal eingefügt, zunächst mit Balkon darüber, 1885 vereinfacht, 1938 Balkon entfernt, Balkontür durch Fenster ersetzt. Sonnenuhr M. 18. Jh., 1983 angebracht.
Im Inneren die urspr. Raumteilung am besten im Keller mit tonnengewölbtem, durchgehendem Mittelschiff und ebenso gewölbten, einmal quergeteilten Seitenschiffen. Reste der einst durch alle Geschosse geführten Wendeltreppe an der Stelle des modernen Kellerzugangs nachgewiesen (s.  zeichnerische Rekonstruktion im Grundriss). Der südöstl. Eckturm noch mit z. T. erneuerten Gewölben im Keller und darüber.
Im Erdgeschoss statt des urspr. durchgehenden Rittersaals in der Hausmitte um 1760 Vestibül mit gerundeten Ecken und Gartensaal, 1856 überformt. Im Gartensaal Wandvertäfelung mit gemalter Holzmaserierung, eingefügt vier große Leinwandgemälde, Tierstillleben, 1. Dr. 18. Jh. von T. Stranover. Drei Supraporten 1762 von L. Lönberg. – Links des Vestibüls Esssaal mit eleganter Eichenvertäfelung, 1766 aus Paris bezogen, dazu Stillleben- Supraporten von J. de Bertrie. – Rechts des Gartensaals Porzellanzimmer und an das Vestibül anschließendes ehem. Kabinett (Treppe zum Keller) mit feinen Rokoko stuckdecken. Dazwischen das 1761 eingefügte Treppenhaus. Die dreiläufige Eichenholztreppe mit vorzüglich geschnitztem Rokokogeländer von G. Bohne, Dresden, Unterseite stuckiert. – In der Mitte des Obergeschosses Speisesaal und Festsaal 1855, in spätklassizistischen Formen neugestaltet, ausgezeichnet durch prächtige Parkettmusterungen. – Im Tapetenzimmer auf Leinwand gemalte Felderteilungen mit römischen Groteskornamenten gegen 1802 von G. A. Pellicia, aus dem Kieler Stadthaus des Fritz v. Reventlow (vgl. Hauptwerke des Malers in Emkendorf und Knoop). – Kostbares Mobiliar, 2. H. 18. Jh., u. a. von Chippendale, Hepplewhite, Sheraton und eine Louis-Seize- Goldgarnitur von A. P. Dupain, Paris, um 1780 aus Emkendorf. – Unter den Kunstschätzen Gemälde und Plastiken, die Fritz und Julia (geb. Schimmelmann) v. Reventlow von ihren Romreisen 1783/84 und 1795/97 mitbrachten (Emkendorfer Saal); darunter zwei große Landschaftsgemälde von Ph. Hackert. – In der Porträtsammlung Werke von B. Denner, C. G. Pilo, A. Graff, J. G. Ziesenis, J. H. Tischbein d. Ä., J. Juel. – Gipsbüste C. H. Schimmelmannum 1780 von H. Beeken. – Zwei feine Tonmedaillons der Schwägerinnen Emilie v. Schimmelmann und Julia v. Reventlow von J. T. Sergelum 1780.
Park im Landschaftsstil 1868–70 von J. H. Ohlendorff, Lindenreihen am Rande der Insel um 1760. Vor der Brücke über den Hausgraben auf Postamenten zwei liegende Löwen, Sandstein, 1765 von J. Chr. L. v. Lücke, 1983 hier aufgestellt. Spätbarocke Sandsteinvase, angeblich 1765 vom Brühlschen Garten in Dresden geholt.
Brücke zur Schlossinsel 1841/43, zweibogig, aus Granitquadern, innere Konstruktion neu in Beton.
Ehem. Marstall (Kulturzentrum), Lübecker Chaussee 4–10. Dreiflügeliger Backsteinbreitbau von 1845 mit Eckwandstreifen, betonten Fenster- und Türbogen sowie angedeutetem, flach übergiebel-tem Mittelrisalit. Abgeschirmt dahinter der ehem. Wirtschaftshof des Gutes, dessen Anlage bereits auf das späte 16. Jh. zurückgeht. Gebäude nach Brand 1896 erneuert, dabei Reithalle angefügt. 2000 saniert

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