AHRWEILER / Kath. Pfarrkirche St. Laurentius / Ausmalung des Innern:
Kath. Pfarrkirche St. Laurentius. Dreischiffige, gotische Hallenkirche mit Emporen, eingebautem Westturm und dreiapsidialem Chor. 1269 begonnen, Hauptchor vor 1300 vollendet (gut überliefertes Datum durch ein nicht mehr vorhandenes Glasfenster); aus derselben Zeit die unteren Teile des Westturmes, die dem Langhaus vorausgeschickt wurden, um ihm als Widerlager zu dienen. Die Einzelformen des Langhauses im Charakter des frühen 14. Jh. – Der breitgelagerte Verputzbau mit Sandsteingliederung bildet einen geschlossenen Baukörper, aus dem nur die Chorschlüsse herausragen. Zwischen jeder Achse ein Strebepfeiler, die Fenstergesimse nur an den Chorteilen verkröpft; die Seitenschiffjoche mit einzelnen Walmdächern gedeckt. Der Westturm geht über der Dachlinie des Schiffs in ein dreigeschossiges Achteck über und schließt mit acht Giebeln, dazwischen der neue Helm; eine gotische Umbildung des spätstaufischen Turmmotivs von Sinzig.
Hallenartiger
Chor mit diagonal gestellten Seitenapsiden. Der Hauptchor aus zwei querrechteckigen Jochen und einer 5/8-Apsis, im Aufbau gotischen Apsiden Kölner Schulung (St. Ursula, Siegburger Pfarrkirche) verwandt. Die gleichhohen Nebenapsiden, ebenfalls mit 5/8-Schluß, könnten in ihrer Diagonalstellung auf einen Zusammenhang mit der Trierer Liebfrauenkirche (aber nur im Grundriß) hinweisen, zumal der Bauherr u. a. die Abtei Prüm war; doch ist die Lösung in der zweiten Hälfte des 13. Jh. am Rhein mehrfach verbreitet (vgl. Oppenheim 1262, Xanten 1263). – Die ehem. Sakristei im Osten des südlichen Chores heute Taufkapelle und zum Kircheninnern geöffnet. –
Langhaus aus vier Jochen von stattlicher Achsenweite, glatte Rundpfeiler mit vorzüglich gezeichnetem, aber sparsamem Blattwerk an den Kapitellen; die Gewölbe in den schmäleren Seitenschiffen gestelzt, dadurch gleiche Höhenlage der Gewölbescheitel erreicht. Emporen (Aufgänge urspr. im ersten Ostjoch)
nur in den drei westlichen Jochen, nicht im östlichen, so daß die Wirkung eines mit dem Langhaus fluchtenden Querhauses entsteht. Turmhalle mit Emporenbrücke, in das Schiff einbezogen, natürlich mit stärkerer Bildung des ersten Pfeilerpaares (kantonierte Rundpfeiler).
Kunstgeschichtliche Bedeutung: Die Laurentiuskirche ist das einzige Beispiel einer Hallenkirche in Verbindung mit einem Chor, der aus einem Hauptchor zwischen zwei schräg gestellten Nebenapsiden besteht, und wohl das früheste Beispiel einer Hallenkirche auf der linken Rheinseite. Die Hallenform ist von Baubeginn an in der Choranlage und dem Unterbau des Turmes vorausgesetzt.
Durch den gleichzeitigen Einbau der Emporen in den drei westlichen Jochen der Seitenschiffe mit Querverbindung durch die Turmhalle ist die räumliche Erscheinung mittelrheinischem Charakter angenähert und reiht sich der spätromanischen Gruppe um die Ahrmündung an (Sinzig, Heimersheim, Oberbreisig), auch das Chorschema ist in diesem Sinne umgebildet. – Als Hallenkirche ohne Querhaus mit im Westen herumgeführten Emporen und in ganzer Höhe zum Mittelschiff geöffneter Turmhalle ist die Laurentiuskirche das früheste Beispiel einer Gruppe mittelrheinischer Bauten, die sich geographisch zwischen Ahrweiler und Heidelberg befinden (vgl. ohne Emporen: Mayen, Kirchberg/Hunsrück, St. Wendel/Saar; mit Emporen: Montabaur, Dausenau, Diez, St. Goar, Kiedrich/Rheingau).
Spuren alter
Polychromie an der Außenseite des Turmes: auf ganz dünnem Putzüberzug der Steinquadern rote Linienquadrierung, die Gesimskehlen rot und blau (zweifelhaft, ob aus dem 13. Jh.; 1903 konsequent wiederhergestellt). Besser gesichert die
Ausmalung des Innern: über der ersten Schicht des 14. Jh. (schon figürliche Darstellungen enthaltend) Gemälde des 15. Jh. an den Frontwänden der Emporen (der obere Teil durchgehend neuzeitlich ergänzt), u. a. Jüngstes Gericht; etwas älter die Gemälde in den Seitenschiffen, unter denen namentlich die Darstellung des Gnadenstuhls interessant ist; wieder aus dem 15. Jh. der vegetabile Schmuck der Gewölbe.
Ausstattung: Piscina, gegenüberliegend Sakramentsnische, gegen 1480 (Figuren neu). – Sechseckiger Taufstein, Anfang 16. Jh. (Säulchen ergänzt); Weihwasserbecken, um 1570. – Orgelgehäuse, 1726 von Meister König, Münstereifel; schöne schmiedeeiserne Kommunionbank, 1777–79, den Chor in ganzer Breite abschließend, nach Riß eines auswärtigen Künstlers von Meister Urmacher, vollendet von Meister Bleffert. – An den Pfeilern vier Figuren, die Heiligen Joseph, Laurentius, Severin, Helena, Mitte 18. Jh. vom ehem. Hochaltaraufsatz. – Grabplatte des Coen Blanckart († 1561) aus Blausandstein mit ausgezeichnetem ganzfigurigen Relief. – Erwähnenswerter neugotischer südlicher Seitenaltaraufsatz, nach 1870. – Sakristeitür, wohl Anfang 16. Jh., mit Beschlägen. – Hervorragende Turmmonstranz, um 1400, vielleicht aus einer Koblenzer Werkstatt unter kölnischem Einfluß (vgl. Ratingen, Dehio
Rheinland).
