BEBENHAUSEN / Ev. Pfarrkirche / Ornamentscheiben
Ev. Pfarrkirche. ehem.
Zisterzienser-Klosterkirche St. Maria. Baugeschichte. Unmittelbar nach der
Übersiedlung aus Schönau Kirchenbau (1190–1228) begonnen. Zwei Bauabschnitte: 1.
Chor und Querhaus bis etwa zur halben Höhe, 2. Vollendung der Ostteile und des ehem.
neunjochigen Langhauses, vielleicht unter Leitung eines magister
operis Henricus (1226 gen.). Abt Konrad von Lustnau (1320–53)
ließ unter dem Eindruck des Salemer Kirchenneubaus die Kirche durch den Einbau des großen
Chorostfensters um 1335–40 modernisieren. Vierungsturm von dem
Laienbruder Georg von Salem1407–09. 1466/67 Einwölbung
von nördlichem Querhaus und Vierung, südliches Querhaus und Chor erst 1522. 1566–68 Abriß der sechs westlichen Joche und des
Langhausobergadens, auf ein Drittel der Länge reduzierter Wiederaufbau mit neuer Mittel- und
Seitenschiffwölbung.
Die Restaurierung der Gesamtanlage 1864–93 bemühte sich
bei z. T. romantisierender Grundhaltung um Sicherung des Bestandes und Charakters bei
gewandelter Funktion.
Außen. Chor und Querhaus aus sorgfältig gearbeitetem Großquaderwerk, an Giebel und Traufe
mit Rundbogenfries und Deutschem Band abgeschlossen. Rundbogen- und Kreuzfenster an den
Querhausstirnen. An der Nordwand Spuren der 1566 abgebrochenen Grabkapelle von 1350. Die
Ostansicht durch das achtbahnige Maßwerkfenster von fassadenartigem Charakter. Beim
verkürzenden Wiederaufbau des Langhauses Seitenschiffwände beibehalten, die nördliche Wand mit
Maßwerkfenstern des späten 15. Jh., die südliche mit Okuli (1566); die Obergaden neu
errichtet, ebenso die Westfassade mit wiederverwendeten spätgotischen Teilen. Von den
abgebrochenen Langhausteilen die Seitenschiffaußenwand z. T. als Kreuzgangrückwand, die
Südwestecke im Konversentrakt erhalten. Vermauertes romanisches Konversenportal: von zwei
Säulen mit Knospenkapitellen gerahmt, im Tympanon Lilie und Blätter. Der Vierungsturm ist im
Zisterzienserkirchenbau einzigartig geblieben. Typus des durchbrochenen Turmhelms nach dem
Muster >> Freiburgs. Auf einer nicht sichtbaren Trompenkonstruktion über der Vierung erhebt
sich ein schlankes Oktogon, über dem hinter einer Maßwerkbrüstung die Rippen des Helms
heraussteigen, von einer üppigen Kreuzblume bekrönt. Der Turmkern von Strebewerk aus schlanken
Pfeilern und hauchdünnem Maßwerk gitterartig umstellt.
Grundriß. Dreischiffige, flachgedeckte Pfeilerbasilika mit ausgeschiedener Vierung, wenig
ausladenden Querhausarmen und gerade geschlossenem Chorquadrat, ehem., dem Vorbild von
Fontenay folgend, von je zwei tonnengewölbten Seitenkapellen flankiert.
Innen. Die urspr. Wirkung des romanischen Innenraumes durch Verkürzung des Langhauses,
Einwölbungen und gotische Lichtführung (Chorfenster) stark verändert. Die zwei romanischen
Bauphasen an Bogenschnitt und Ornamentik kenntlich: der plastischere Charakter des ersten
Bauabschnitts zeigt sich in Rundbögen, tonnengewölbten Querschiffkapellen mit kräftiger
Halbsäule und Schachbrettfriesen der Kämpfer, während der zweite Abschnitt durch Spitzbögen
der Langhausarkaden und Vierungsbögen sowie gekehlte Kämpferprofile gekennzeichnet ist. Über
den Ostteilen Stern- und Netzgewölbe des 15. und 16. Jh. in farbiger Fassung mit
Rankenmalereien von 1522. Die flache Stichkappentonne des
Mittelschiffs mit manieristischer
Scheinrippenbemalung (zweite Hälfte
16. Jh.).
Ausstattung: Von der
Originalverglasung
des Chorfensters die farbintensiven
Ornamentscheiben mit den Wappen von
Cîteaux, Tübingen, Württemberg und Mömpelgard
in situ
(stark ergänzt). –
Widmungsbild des Abtes Peter von
Gomaringen, der den Vierungsturm der Muttergottes darbringt, um
1410/20. – An der Chornordwand blitzeschleudernder Gottvater als
Rest einer
Schutzmanteldarstellung, Mitte 15. Jh., 1877 freigelegt und restauriert. –
Kanzel in derben Renaissanceformen
mit protestantischem Bildprogramm (Samson als Trägerfigur) von Konrad
Wagner, um 1580. – Im Südquerhaus
Tafelbild des
späten 15. Jh.: Vision des Gekreuzigten durch den hl. Bernhard von Clairvaux im
Beisein von Abt Bernhard von Magstadt (1471–93) mit Darstellung
Bebenhausens. – Zahlreiche Grabplatten und Epitaphien des 16./17. und 18. Jh., hervorzuheben
das gemalte
Epitaph des Wendel von Hailfingen (gest.
1527) und die figürliche
Grabplatte des Abtes Johann
von Fridingen (gest. 1534) an der Chornordwand. –
Epitaph des Abtes Eberhard von Bidembach (gest.
1597) mit Kreuzigungsbild von Jakob Züberlin.
–
Orgelempore
und
Empore im Südquerhaus 19. Jh.; auf letzterer Reste des
Chorgestühls und
Kruzifix (17. Jh.).