HANSESTADT LÜBECK / Füchtings Hof / Fenster
Füchtings
Hof, Glockengießerstr.
23–27 . Stiftung des Ratsherrn
Johann Füchting für Witwen
von Kaufleuten und Schiffern, 1638–41 von
A. Jeger erbaut.
Stattlichste Anlage der Art in Lübeck. An der Straße
dreigeschossiges Traufenhaus mit hohem Erdgeschoss und niedrigen Obergeschossen.
Die Straßenfront, A. 19. Jh. modernisiert, dann 1897 im Stil
des 17. Jh. wiederhergestellt, wird durch ein reiches Portal des
Knorpelbarock ausgezeichnet, das in seinem Anspruch und epitaphartigem Aufbau
ein Denkmal des Stifters darstellt: Eine dreiteilig zur Mitte emporgestaffelte
Sandsteinrahmung fasst den großen rundbogigen Durchgang und zwei
seitliche Wohnungstüren in einer bewegten plastischen Gruppe zusammen.
Der Durchgangsbogen in korinthischem Säulenrahmen, bekrönt von
einem ornamentalisierten Aufsatz aus kleiner Ädikula mit
Tugendkaryatiden, die die 1645 dat. Messingtafel mit der Stiftungsinschrift
einschließt, und mit einem Caritasrelief in einer
abschließenden Knorpelwerkkartusche. Die schmalen, niedrigeren
Rundbogentüren in einhüftig angeschlossenen Rahmen, nach Art
lübischer Portaleinfassungen der Renaissance in Pfosten und
Archivoltenrahmung geteilt; beide mit Relieffiguren von Tugenden,
darüber große Wappenaufsätze des Stifterpaares. Das
durch vielfache Erneuerungen veränderte und die Verwitterung des
originalen Gotländer Grünsteins stark beschädigte
Portal wurde 1986–88 durch eine Kopie ersetzt. –
Rückfront des Hauses in der urspr. Gestalt. – Der
geräumige, stimmungsvolle Hof links von einem lang gestreckten,
zweigeschossigen Traufenhausflügel begrenzt, der durch paarweise
gruppierte Wohnungstüren und Zwerchhäuser rhythmisiert und von
einem Kopfbau abgeschlossen wird. Dieser erhielt 1719 neue Arkaden im Erdgeschoss und 1821 nach
Abtragung des nach Osten gerichteten Giebels sein heutiges Walmdach. Rechts ein
kürzerer, dreigeschossiger Flügel und zwei für sich
stehende, zweigeschossige Stiftsgebäude von 1810. Im Inneren 1975–77 neue
Wohneinheiten geschaffen. – Im Obergeschoss des Kopfbaus das 1653
eingerichtete Vorsteherzimmer. Es entstand nach Teilung des urspr.
großen, durch den offenen Marmorkamin mit Knorpelwerkdekor im jetzigen
Vorraum beheizbaren Saales, der über einem Aufgang an der Westseite
(zugesetztes Portal) erreichbar war. Über der von J. v. Santen geschaffenen schlichten
Wandvertäfelung mit Sitzbank und
beschnitzterer Tür Holztafeln mit gemalten
Vorsteherwappen von
1721, weitere Wappen in den Paneelfeldern. Gelb
glasierte Fußbodenfliesen. Hoher
Beilegerofen Lüneburger Typs aus
blau, weiß und grün glasierten Kacheln, mit
Pflanzenornamenten, Gesimsen und liegenden Löwenpaaren an den Ecken,
1653 von C. Buck. –
Bildnisse des Stifterpaares von
1623,
Kniestücke, und zwei Kopien
derselben von 1647. – Eiserne
Geldlade mit Zuhaltungsschloss aus dem
17. Jh. – Lederbezogene
Stühle,
Truhen,
Tisch,
Spiegel sowie bleiverglaste
Fenster mit Wappenscheiben, A.
18. Jh. –
Hofordnung von
1645. – Im Vorraum
Fenster mit beschnitztem Gewände
und Mittelpfosten von 1653. – Im Erdgeschoss
unter dem Vorsteherzimmer die einzigen urspr. Wohnräume des Hofes
erhalten. Vorraum mit großer Herdstelle und Resten von
Diamantquadermalerei an den Wänden sowie bemalter Holzbalkendecke. Der
Wohnraum, ebenfalls mit Spuren alter Ausmalung an Wand und Decke, wurde 1821
durch den Einbau des jetzigen hölzernen Treppenaufgangs zum Vorraum des
Vorsteherzimmers gestört.