HANSESTADT LÜBECK / Katharinenkirche / Enoch / Svantenius
Katharinenkirche
(Museumskirche),
Königstraße. Die dreischiffige, gewölbte
Backsteinbasilika ohne Turm hebt sich durch ihre eigenwillige Raumgestalt und
edle Formgebung unter den Bettelordenskirchen der Hochgotik hervor. Sie wurde
etwa in der Zeit gegen 1300 bis in die 1350er Jahre auf
Grund einer einheitlichen Planung, doch, wohl mit Rücksicht auf
zunächst weiterbenutzte Teile des Vorgängerbaus, in zwei
getrennten Abschnitten unter mehrfachen Änderungen errichtet. Der
erste, um 1330 fertiggestellt
(Dachstuhl zwischen 1304 und 1308 [d]), umfasst die Ostteile
einschließlich der Querarme, der zweite, laut Bauinschrift an der
Westfassade 1335 beg., die
fünf westl. Langhausjoche.
Innen- und
Außenbau werden beherrscht von dem zügig durchlaufenden
Mittelschiff aus neun queroblongen Jochen, dessen polygonaler 5/8-Schluss
zwischen halb so breiten Seitenschiffen vorspringt. Die
Seitenschiffsschlüsse sind zu eigenständigen
Kapellenräumen in Form nach Norden und Süden gerichteter
4/8-Polygone entwickelt, von denen zumindest die Strobukes-Kapelle im
Süden als private Grabkapelle gestiftet wurde. – Die
Ausbildung eines Querschiffes, im allgemeinen in Bettelordenskirchen vermieden,
geht hier vermutlich auf Anregung durch die etwa gleichzeitige
Zisterzienserkirche in Doberan zurück (zwischen 1294 und 1298 beg.): im
dritten und vierten Joch erheben sich über dem Grundriss von je zwei
Seitenschiffsjochen Querarme bis zur Höhe des Mittelschiffs, dessen
Fluss sie jedoch nicht unterbrechen. Auch die Südervorhalle der
Marienkirche könnte eingewirkt haben.
Der Langchor
der Mönche beansprucht das Hauptpolygon und die ersten drei
Mittelschiffsjoche. Diese sind mit den Seitenschiffen und deren Schlusskapellen
sowie mit den Ostjochen der Querarme durch Arkaden verbunden. Um den chorus zu
isolieren, erhob man ihn ungewöhnlicherweise über einen
dreischiffigen, gewölbten Unterchor. Die anschließenden
südl. Räume der Kirche wurden in entsprechender Höhe
zweigeschossig ausgebildet und stellten die Verbindung zum Obergeschoss der
Klosterräume her.
Das Langhaus konnte sich in den
Seitenschiffen nur nach Süden voll entfalten. Das nördl.
Seitenschiff springt mit Rücksicht auf die Führung der
Glockengießerstraße hinter den Querarmen zurück und
wird nach Westen zunehmend schmaler. Die Stützpfeiler, hier nach innen
gezogen, bilden tiefe Fensternischen, während sie im Süden
außen liegend Raum für die seit um
1350 bis um die M. 15. Jh. errichteten, fast
seitenschiffshohen Kapellen boten.
Die Gestalt des
Mittelschiffs zeigt in seiner Hochräumigkeit und zweigeschossigen
Wandgliederung der Ostpartien den Einfluss von St. Marien. Die
Freipfeiler sind jedoch achteckig. Sie haben anfänglich runde
Achsendienste, die in Mittel- und Seitenschiffen die gleichbemessenen Diagonal-
und Gurtrippen tragen. Im Chorteil, in dem das Untergeschoss durch den
Mönchschor verstellt ist, gehen die Pfeiler unmittelbar in Arkadenbogen
und -wände über und treten wieder in den Blendarkaden des
Obergeschosses halbiert als Wandpfeiler hervor. Die Schildbogen sind reich
profiliert. Im dritten und vierten Joch wird die Zweigeschossigkeit von der
Fensteranordnung der Querarme aufgenommen; im Langhaus ist sie
geschwächt; über den Pfeilerkämpfern steigen vor der
etwas zurückgesetzten Hochwand lisenenartige Vorlagen auf, die die
großen Spitzbogenblenden des Obergadens einfassen. Das System wurde
bereits im ersten Bauabschnitt mit dem östl. Langhauspfeilerpaar
vorbereitet und dann vereinfacht. Die Dienste entfallen vom zweiten Joch an. Die
Gewölbe werden stattdessen von Konsolen vor den Lisenen getragen. Die
Kämpfer, am ersten Pfeilerpaar reich skulptiert mit Laubwerk und
Köpfen, erhielten eine karge Form.
In den
Seitenschiffen stützen sich die Gewölbe entsprechend dem
Mittelschiff an den im Übrigen glatten Außenwänden
auf Runddienste bzw. auf Konsolen. – Die Fenster sind meist
dreibahnig, an den Querschiffsfronten vierbahnig und zeigen im Ostteil an
hervorgehobenen Stellen Kunststeinmaßwerk (ähnlich wie in der
Briefkapelle von St. Marien), das jedoch weitgehend erneuert zu sein
scheint. Große Lichtfülle dringt durch zwei hohe, dreibahnige
Westfenster des Mittelschiffs.
Der gleichzeitig mit dem
Ostteil entstandene, jedoch wie ein Einbau aufgefasste Mönchschor ist
im unteren Teil eine dreischiffige Halle von sieben Jochen mit, abgesehen vom
Polygon, quadratischen Kreuzrippengewölben, die an den Seiten von den
Runddiensten der Hauptpfeiler bzw. von scheibenartigen Zwischenpfeilern getragen
werden, in der Mitte von zwei Reihen altertümlicher
Kalksteinsäulen mit karg dekorierten Kelchkapitellen und attischen
Basen, wohl aus Gotland importierten Werkstücken. Eine gleichartige
Säule trägt in der Strobuk-Kapelle, dem unteren Raum im
südl. Seitenschiffschluss, nach dem 2. Weltkrieg als
griechisch-orthodoxe Kapelle abgetrennt, ein Radialgewölbe von gleicher
Art wie die Gewölbe in der Briefkapelle der Marienkirche. Die
Schlusssteine der Gewölbe aus Stuck haben z. T. figürliche
Reliefs (im Stil der älteren Burgklosterkonsolen) mit
Evangelistensymbolen, dem Pelikan und Szenen aus der Fuchsfabel. Der Hochchor
ist hauptsächlich über eine zweiläufige Treppenanlage
zugänglich, die z. T. im Ostjoch des südl. Querarmes liegt.
Sie wurde nachträglich (vor 1458) recht roh eingebaut. Zwei urspr.
Wendeltreppen liegen in den Mauern zwischen Polygon und
Seitenschiffsschlüssen. Der Fußboden des Chores ist mit
glasierten Ziegelplatten in abwechslungsreichen Mustern ausgelegt (15. und 19.
Jh., die Anordnung wohl verändert). Der obere Teil der
südöstl. Arkade wurde 1759/60 zugemauert, als man den
Sakristeiraum zum Tagungsort des Konsistorialgerichts umbaute, 1829 wurde die
westl. Trennwand mit Tür eingefügt, da das gesamte obere
südl. Chorseitenschiff mit der Ostkapelle zur Bibliothek kam.
Der Außenbau tritt nur im Westen und Norden voll in
Erscheinung. Eindrucksvoll die Ostteile mit steil aufragendem Chorhaupt, das ein
den Dachansatz verbergender Zinnenkranz abschließt. Das Polygon wird
durch Verstärkung der Mauer betont und straff durch gestufte
Stützpfeiler mit Pultdächern gegliedert. Seitenschiffe und
Abschlusskapellen sind als selbstständige Baukörper unter nach
Westen abgewalmten Satteldächern zusammengefasst. An jeder Seite ein
Strebepfeiler. Das Norderportal im 19. Jh. überformt.
– An den Längsseiten setzt das Querhaus mit blendengezierten
Zwillingsgiebeln, die parallelen Satteldächen entsprechen, und
gegliederten, tiefen Fensterlaibungen einen Akzent. Die
äußeren Ecken verstärkt; vor der Ostecke des Nordarms
ein polygonaler Treppenturm.
Das Langhaus wird auf der
Nordseite von vier, das Pultdach des Seitenschiffs durchstoßenden
Strebepfeilern mit kräftiger Gliederung durch Wasserabschläge
belebt. Auf der Südseite dagegen zwei in nüchternen Formen.
– An der Westseite ist dem verhältnismäßig
schmucklosen Außenbau eine erstaunlich reiche Fassade gegeben, die die
Kirche wie zum Ausgleich für den von den Bettelorden abgelehnten Turm
unter den Giebelfronten der gotischen Bürgerhäuser und den
ehem. südl. anschließenden des Klosters hervorhob. Der
unsymmetrische Langhausquerschnitt forderte eine künstlerisch
bedeutende Lösung heraus. In einer hohen, die Horizontale betonenden
Sockelzone täuschen drei Portalnischen symmetrische Dreischiffigkeit
vor. Die dabei notwendige Verschiebung des Mittelportals aus der wahren, im
oberen Fassadenteil sichtbaren Mittelschiffsachse wird in der
Schrägsicht, unter der die Fassade in dem engen Straßenraum
erscheint, kaum bemerkt. Das nördl. Seitenportal konnte nur als Blende
angedeutet werden; das südl. in neuerer Zeit vermauert. Zwischen den
Portalen spitzbogige Gesimse, unter denen sich urspr. Nischen für
Figuren der hl. Katharina und Johannes d. T. befanden. Im Hauptteil der Fassade
sind die ungleichen Seiten unauffällig der Wirkung des mächtig
aufsteigenden Mittelteils untergeordnet, der mit einem blendengezierten
Dreieckgiebel über urspr. nicht bis zum Rand durchgeführtem
Spitzbogenfries schließt. Als Hauptträger der Vertikalbewegung
steigen die beiden Mittelschiffsfenster vom Sockelgesims als Sohlbank bis unter
den Fries auf. Seitlich anschließend schmale, zu zwei dichten Folgen
addierte Blenden kleinerer Ordnung, die je zwei übereinanderstehende
Spitzbogennischen umschließen. Sie nehmen die Horizontale des Sockels
auf und verwandeln sie in vertikale Impulse. Zwischen den Fenstern und der
Blendenordnung vermittelnd und Restflächen füllend weitere, z.
T. ebenfalls Nischen einschließende Spitzbogenblenden und ehem. drei
Kreisblenden (die mittlere erhalten) unterhalb des Abschlussfrieses.
Der Eindruck des Prächtigen wird durch die farbige Wirkung des
regelmäßigen Schichtenwechsels von roten und
dunkelgrün glasierten Ziegeln und der weiß ausgeputzten
Gründe der Nischen, Blenden und des Frieses gesteigert. In der unteren
Nischenreihe neun überlebensgroße
Terrakottafiguren. Die drei linken
1930–33 von E. Barlach zu einem auf 16
Nischenfiguren für die Fassade geplanten Zyklus Gott suchender und von
Gott ergriffener Menschen geschaffen: Frau im Wind, Bettler auf
Krücken, singender Klosterschüler, erst 1947 aufgestellt. Die
übrigen
Figuren 1947/48 selbstständig von
G. Marcks
ergänzt: Christus als Schmerzensmann, Brandstifter, Jungfrau, Mutter
und Kind, Kassandra, Prophet. – Neben dem Mittelportal
Kalksteinplatte mit Bauinschrift
1335. – Zwischen den Kreuzpunkten der
parallelen Querschiffdächer mit dem durchlaufenden Mittelschiffsdach
eine achtseitige Dachreiterlaterne von 1399 mit hohem, kupfergedecktem
Spitzhelm.
Ausmalung: Bei der 1974–81
vorgenommenen, jedoch nicht vollständig abgeschlossenen
Innenraumrestaurierung Freilegung und Ergänzung des komplett erhaltenen
gotischen
Ausmalungssystems des
14. Jh. im Mittelschiff. Wandflächen,
Pfeiler und Dienste sind von einem Netz aufgemalter roter Quaderung mit Fugen
überzogen, im Chor auf grauem, im Quer- und Langhaus auf
weißem Untergrund. Fenstergewände und Profile der Scheid- und
Schildbögen werden unterschiedlich farbig voneinander abgesetzt. Die
Gewölbe zeigen durchgängig eine Rippenfärbung im
Wechsel von Rot und Grün, jedoch erscheinen im Chor Begleitstriche an
den Diagonal-, Krabbenornamente an den Querrippen und eine netzartige Bemalung
um die Schlusssteine, im Langhaus dagegen stilisierte Blattfriese beiderseits
der Rippen und Ranken in den Schlusssteinzonen. Die Arkadenbogen über
den achteckigen Pfeilern schmücken Brustbilder männlicher und
weiblicher Figuren. – Im Oberchor Reste einer
Architekturmalerei und
Figurenzyklus unter Baldachinen,
15. Jh. – Südl.
Seitenschiff mit
Gewölbemalerei des
16. Jh.: Grüne Rippen rot abgesetzt
und beiderseitig von Blattbemalung begleitet. – Von weiteren,
teilweise noch unter der weißen Kalktünche verborgenen Resten
gotischer Kalkmalerei an mehreren Stellen der Kirche bemerkenswert:
Kreuzgruppe mit Maria, Johannes, hl.
Katharina und einem Heiligen (Südseite des Unterchores) um
1340, teilweise übergangen, untere Partien
ergänzt. Fragmentarische
Kreuzgruppe aus derselben
Zeit (am eingezogenen Strebepfeiler des letzten Joches).
Epitaph-Wandgemälde von drei in
der Kirche beerdigten Franziskanerbischöfen, Johann von
Reval († 1320),
Jakob von
Ösel († 1337) und
Helenbert von
Schleswig († 1334),
3. V. 14. Jh. (im Oberchor
über der Tür der nördl. Wendeltreppe). Drei
lebensgroße Gestalten unter einem Drillingsbogen. Seltenes Beispiel der
Art. – Reste von der
Ausmalung der Crispin-Kapelle
(Schlusskapelle des nördl. Seitenschiffs), letztes V.
14. Jh., mit Tierfries im Gewände des
östl. Fensters und stark beschädigten Bildnissen der
Stifterfamilie an der Chorbrüstung, drei betend kniende Ehepaare in
Lebensgröße vor der thronenden Madonna (um 1440 durch Kopien
auf Holztafeln ersetzt, dabei ein weiteres Ehepaar hinzugefügt. Diese
wurden 1577 durchgreifend erneuert und befinden sich jetzt im St.-Annen-Museum).
–
Sieben Szenen aus der Legende der
beiden hl. Ewalde (nördl. Querhausarm),
2. V. 15. Jh. –
Predigt und Stigmatisation des hl.
Franziskus (Treppenbrüstung zum Oberchor), A.
16. Jh. –
Gewölbeausmalung im oberen Teil
der Schlusskapelle des südl. Seitenschiffs (urspr. Sakristei,
später abgetrennt, Stadtbibliothek) gegen
1510, mit dekorativer Betonung der Rippen und Dreiviertelfiguren
von Engeln, Propheten und Sibyllen in Blütenkelchen rund um den
Schlussstein.
Ausstattung
Holzkanzel 1669
(aus der alten St.-Lorenz-Kirche), dem Emporentyp folgend, mit schlichter
Gliederung durch Ecksäulen und Ohrenfelder, getragen von einer
großen Rippenkonsole. Dazu achtseitiger Schalldeckel mit Volutenkrone
und triumphierendem Christus. –
Chorgestühl auf dem hohen
Mönchschor, im Kern um 1329 (d), mit
Ergänzungen von 1472, 1829 neu angeordnet. Zum ältesten
Bestand gehören die meisten Sitze und vier reich beschnitzte Wangen mit
vorgelegten Säulen, architektonischem Maßwerkdekor bzw. von
Weinlaub umgebenen Rundmedaillons, in denen groteske Reiter dargestellt sind
(vergleichbar die reichen Teile des jüngeren Chorgestühls in
der Preetzer Klosterkirche). Die beiden hohen Außenwangen im oberen
Teil mit Drachen und Weinranken. Die
Dorsalwände mit Baldachinkehle
spätgotisch. In den Feldern
gemalte Figuren von Heiligen, Gelehrten und
kirchlichen Würdenträgern, die in Beziehung zum
Franziskanerorden stehen, 2. H.
15. Jh. – Zwei dreiseitige, verdachte
Renaissancestühle,
v. Höveln1594 und Witik1597. – Lettnerartige Abschrankung des
Hochchores gegen das Langhaus. Die mannshohe Brüstung unten schlicht
vertäfelt, oben vergittert, mit spätgotischem
Blütenkelchkamm. In der Mitte
Uhr von
1597 in Hermenpilasterrahmen, seitlich
anschließend sechs
Tafelgemälde mit Darstellungen aus
der Passion Christi, 17. Jh. Vor den
Bogenzwickeln an der Stirnseite des Unterchores Holzverkleidungen mit
Quadermalerei und Wappen des
späten 17. Jh. Über der
Brüstung überlebensgroße hölzerne
Kreuzgruppe, 2. Dr.
15. Jh. in Formen des ausgehenden Weichen Stils. Das an
einer Stangenkette aufgehängte Kreuz mit großen Krabben und
Vierpass-Endscheiben mit Evangelistenfiguren; rückseitig gemaltes
Kruzifix mit Datum 1489. Beifiguren auf Tragestangen.
Gemälde:
Jüngstes
Gericht 1557, aus
St. Jakobi. –
Anbetung der Hirten,
1569 von J. de Laval. –
Auferweckung des Lazarus
1576 von J. Tintoretto. Dramatische
Diagonalkomposition. Der 1578 im Auftrage der Lübecker Stifter von
einem auswärtigen Meister für das Bild angefertigte
Rahmen, eine gemalte phantastische
Architektur mit Hermen, Evangelistenfiguren, Allegorien und Stifterwappen auf
ausgesägten Brettern, ist ein charakteristisches Beispiel des
nordischen Manierismus. –
Auferstehung Christi
1718.
Epitaphien:
Budan
(† 1561). Großes Gemälde
des Jüngsten Gerichts mit kniender Stifterfamilie im unteren Teil von
J. Conradus, gerahmt mit
Säulen und Baldachin, aus den 1570er
Jahren. –
Hahne,
1576 gestiftet, Gegenstück des vorigen. Gemälde der
Auferstehung Christi, im unteren Teil die ausgezeichnet porträtierte,
kniende Stifterfamilie, von L. Dams. –
Kampferbeke
(† 1589), geschnitztes Wappenepitaph mit Inschrifttafel und kleinem
gemaltem Ovalbildnis. –
Möller
(1647), dreiflügelig, um den jetzt leeren Rahmen im Mittelfeld drei
Engelreliefs mit Attributen der Haupttugenden, kalligraphische Inschriften und
Zahlenquadrat, das die Jahreszahl der Stiftung ergibt. –
Zacharias
Kniller 1676. Auf Holz gemalter rotmarmorner
Architekturaufbau mit ovalem Porträtbildnis des Verstorbenen, gemalt
von seinem Sohn G. Kniller.
–
Svantenius
(† 1717). Hölzerner Stelenaufbau mit gemaltem
Brustbildnis. –
v. Seelen
1764. Über einem hölzernen, sarkophagartigen Sockel ovales
Brustbildnis von einem Putto vor geschnitzter Draperie mit Baldachin gehalten.
– Unter zahlreichen
Grabplatten hervorzuheben:
Bürgermeister Johann Lüneburg
(† 1461), in einen Grabstein eingelegte
gravierte Messingplatte (untere Chorapsis), ausgezeichnete lübische
Arbeit, noch dem alt-flandrischen Typ (vgl. die Platte der Bischöfe Mul
und Serken des Doms) folgend. Der porträtähnliche Verstorbene
in reichem Brokatrock unter dem Kielbogen einer kleinteiligen
Maßwerkarchitektur, die von einem Inschriftband mit
Evangelistensymbolen in Eckfeldern und einer ornamentalen
Wurzel-Jesse-Darstellung doppelt gerahmt wird. –
Ritzgrabplatten (Kalkstein): Unbekannt von
1325 mit lebensgroßer Frauengestalt
(Crispin-Kapelle).
Bischof
Jakob von Ösel
(† 1337) mit z. T. abgetretener Zeichnung
des Verstorbenen unter einem Kielbogen (Oberchor).
Papendorp
(† 1339/50). Ehepaar unter Doppelbaldachin. Wappen
nachträglich eingemeißelt (Papendorp-Kapelle).
Grabkapellen an der
Südseite des Langhauses, von Osten nach Westen:
Witik, kurz nach 1458 erbaut, mit
spätgotischer
Schranke
aus eisernem Diagonalgitter über vertäfeltem Unterteil und
schönem Maßwerkfries als Abschluss. –
Papendorp oder
Gerken. Wohl die älteste der
Seitenkapellen, 1350 errichtet, mit Kreuzrippengewölbe und Schildbogen
auf Laubwerkkonsolen. Die dreiachsige, hölzerne
Portalwand von
1750, dem Vorbild der marmornen des Th. Quellinus für die v.
Lente-Kapelle im Dom folgend, im Einzelnen jedoch vereinfacht und abgewandelt,
mit Laubwerkgittern in Portal und ovalen Seitenfenstern und anderem
Figurenprogramm. Über der Mitte vor kleinem Volutengiebel sitzend auf
einer Tafel mit der Grabinschrift der Tod, ein gemaltes Ovalporträt des
Verstorbenen in Händen, darüber Standfigur des Chronos;
seitlich auf Giebelstücken trauernde Frauen. Gleichzeitig Ausmalung der
Kapelle mit spätbarockem Rankenwerk, der Auferstehung Christi an der
Westwand und Putten mit Leidenswerkzeugen im
Gewölbe. – Tode oder Green, 1725 neu gestaltet. In
der runden, gerahmten Bogenöffnung dreiachsige Portalwand aus
Kalkstein, dem gleichen Vorbild wie die vorige folgend. Über dem
Mittelteil Segmentbogengiebel mit zwei allegorischen Sitzfiguren und auf einem
Postament ein stehender Todesengel. Vor dem Giebelfeld Kartuschen mit
Todesemblemen.
Gitterwerk der
beiden Fenster und des Portals von 1796. Die gefelderte
Tonnenwölbung nach dem gleichen System wie die v. Lente-Kapelle
stuckiert: in der Mitte Okulus, seitlich große
Kartuschen. – Reventlow,
1759 ausgebaut und dekoriert. Die rundbogige, gerahmte Öffnung zum
Schiff mit hohem Schmiedegitter geschlossen. Wände und
Tonnengewölbe stuckiert. Auf einer Bodenerhöhung Marmorgrabmal
von S. C. Stanley,
Kopenhagen:
Sarkophag des
Claudius Reventlow (†
1758), an dessen Ecken vier trauernde Tugendfiguren in
Lebensgröße (Marmor) sitzen. – Detharding,
Anbau von 1761. Die flache Tonne und
die Wände im Zopfstil stuckiert. An der Rückwand
pyramidenartiger Aufbau mit von Putten gehaltenem
Ovalporträt von J. C. D. Bleiel, davor der
hölzerne
Sarkophag des
Georg Wilhelm Detharding (†
1782), an dessen Enden der Tod und eine trauernde
Lubecka sitzen. – Bartels-Kapelle am Ostjoch des nördl.
Seitenschiffs, wohl A. 16. Jh., mit fünfteiligem
Kreuzrippengewölbe und spätgotischem
Schrankenwerk, dessen Diagonalgitter durch
einen Rankenfries mit schönem Blütenkamm abgeschlossen
wird.
Die Klostergebäude, etwa ab 1351 neu
errichtet (Bauinschrift im westl. Kreuzgang von 1353), nach der Profanierung
durch die Reformation als Gymnasium und Stadtbibliothek verwendet und mehrfach
verändert, sind noch teilweise hinter und in dem neugotischen
Gymnasiumsbau von 1880 erhalten. Die einheitliche Anlage um zwei rechteckige
Höfe geordnet. Der größere, unmittelbar am
südl. Seitenschiff der Kirche gelegen, wird im Osten, Westen und
Süden von drei zweigeschossigen Kreuzgängen mit quadratischen
Kreuzrippengewölben umschlossen. Der zweite, sich im Süden
anschließende Hof hat zwei schmale Kreuzgänge im Osten und
Norden, letzterer Wand an Wand mit dem südl. des großen Hofs.
Die beiden östl. Kreuzgänge sind in einen zweigeschossigen
Ostflügel (Dachwerk 1421/22 und 1519/20 [d]) mit hohem Satteldach und
kräftiger Gliederung durch Stützpfeiler einbezogen. Dieser
enthält im Untergeschoss drei zweischiffig über
Stützpfeilern gewölbte Säle von je zwei Jochen. Von
den Stützen nur der kämpferlose Rundpfeiler im südl.
Saal urspr. Die beiden nördl. Säle gingen aus der Unterteilung
des ehem. Kapitelsaals hervor, zu dem vom Kreuzgang das heute vermauerte
spitzbogige Portal mit profiliertem Gewände und beiderseitigen
schmaleren Nebenportalen führte. Ein schmaler, gewölbter
Durchgang führt auf den Winkel der beiden Kreuzgänge im
kleinen Hof. Neben der Kirche ist ein einjochiger Raum abgetrennt. Das
Obergeschoss, in dem 1616–22 die Bibliothek eingeräumt
wurde, diente urspr. als Dormitorium und wird einschiffig von neun, in den vier
südl. Jochen flachen, in den anderen hoch ansteigenden und gebusten
Kreuzrippengewölben überspannt, unter den
Holzfußböden des
19. Jh. historische Fliesenböden erhalten.
Dekorativ beschnitzte
Bücherregale
1618/19 von H. Holtkamp im
Bibliotheksgründungssaal und 1760 im Scharbausaal. Ein Erd- und ein
Himmelsglobus 1616
und 1622 von W. Jansen, Amsterdam.
Porträtsammlung, u. a.
mit Werken von Z. Kniller, S. Torelli, J. C. D. Bleiel,
Th. Rehbenitz.
Das Obergeschoss des Kreuzganges mit späterer Stichbogentonne
und Unterteilung sowie Resten dekorativer Bemalung des
15.–17. Jh. – Die Front des zweigeschossigen
Kreuzganges an der Westseite des großen Hofes durch Schichtenwechsel
aus dunkel glasierten und unglasierten Ziegeln ausgezeichnet. Von den ehem.
anschließenden Räumlichkeiten dienten die unteren als
Klosterbibliothek. – Gut erhalten der Südflügel am
kleinen Hof. Die Hoffront wird durch diagonal gestellte Stützpfeiler
gegliedert. Im Untergeschoss das ehem. Refektorium, fünf Joche lang,
zweischiffig über Säulen mit Knollenkapitellen
gewölbt. In zwei Schildbogenfeldern der Westwand Fragmente von
Kalkmalerei um 1440, Verkündigung an Maria in der symbolischen
Darstellung der Einhornjagd, ältestes bekanntes Beispiel des Typs, und
Christus mit Maria thronend. – Von dem Westflügel am kleinen
Hof blieben zwei Joche des zweischiffig gewölbten Untergeschosses
erhalten. – Die Fenster wurden allenthalben mit Ausnahme der
großen, dreiteiligen Kreuzgangfenster verändert. Ein Rest
kleiner gekuppelter Obergeschossfenster an der Ostseite des Ostflügels.
–
Sandsteinrelief der
hl. Katharina 1592, vom ehem.
Pförtnerhaus.