NEUBRANDENBURG / Ev. Kirche St. Johannis / Chor
Ev. Kirche St. Johannis, ehem. Kirche des Franziskanerklosters. Zunächst in Feld-, dann in Backstein errichtet, asymmetrisch zweischiffige Halle, am südl. Schiff ein rechteckiger Chor gleicher Breite. Das heutige Erscheinungsbild Ergebnis der Wiederherstellung durch H. Hartung und K. Schäfer 1891 – 94, die bemüht um Stiltreue im Inneren norddeutsche Bettelordensarchitektur, am Außenbau märkische, in Details lokale Vorbilder zitierten.
Der urspr. um 1250 / 60 errichtete bescheidene Feldsteinsaal mit schmalen Fenstern in 1. H. 14. Jh. als Nordseitenschiff dem Backsteinbau einer wohl dreischiffig geplanten, formal von der Marienkirche abhängigen Stufenhalle von sechs Jochen mit Achteckpfeilern und Kreuzrippengewölben integriert. 1455 dreijochiger Chor mit 5 / 8 -Schluss dem südl. Schiff angebaut. Nach Brand und Einsturz 1614 Einzug von Flachdecken auf Holzstützen; Chor als Kornspeicher abgetrennt. Dieser im 19. Jh. mehrfach verändert und 1864 zugunsten geänderter Straßenführung verkürzt.
Bei Wiederherstellung 1891 – 94 Westfassade mit nördl. Treppenturm, schlicht profiliertem Portal (östl. Portale der >> Marienkirche), darüber verspringendem Kaffgesims und gestaffelter Dreifenstergruppe erhalten; ab Höhe der Fensterkämpfer erneuert, der Blendgiebel mit Rundblende, flankierenden Lanzetten und abschließenden Fialen sowie Giebeldreiecken in Anlehnung an Chorin. Fenstermaßwerk ergänzt und nach gleichem Muster an der Südseite erneuert. Strebepfeiler und Vorhalle des mit Kehle und Rundstäben profilierten Südportals wiederhergestellt; neben dem Portal eine wohl urspr. Nische in der Ostwand. Chor auf ein Joch verkürzt neu aufgemauert; in der Ostfassade die westl. vereinfacht variiert, der Giebel von achteckigen Türmchen über Eckstrebepfeilern flankiert. Das durchgehende Satteldach, Dachreiter und abgewalmte Zwerchdächer des niedrigeren nördl. Schiffs weitgehend erneuert.
Innen im südl. Schiff querrechteckige, im schmaleren nördl. quadratische Joche; die achteckigen Arkadenpfeiler mit dreiviertelrunden Diensten, abgetreppten Scheidbögen und Kreuzrippengewölben neu aufgeführt. Gleichzeitig die
Architekturfarbigkeit mit weiß geputzten Wänden und Gewölbekappen, in Zwickeln Pflanzenornamente; Pfeiler, Arkadenbögen, Rippen und Fenstereinfassungen backsteinsichtig mit weißen Fugen; Dienste, Kapitelle und Kämpfer rot überschlämmt. Der
Chor durch den seitlich abgemauerten Triumphbogen deutlich abgetrennt; aufwendige neugotische Wandmalerei, im Sockel ornamental, seitlich der Fenster und in Gewölbezwickeln Engel mit arma Christi und Spruchbändern, um den Schlussstein Evangelistensymbole; ornamentale Buntglasfenster. Bei Rest. 1976 – 80 u. a. unter der Westempore Einbau einer Winterkirche.
Altaraufsatz um 1730. Prächtig geschnitzter Aufbau mit allegorischen Karyatiden zu Seiten des figurenreichen Kreuzigungsgemäldes im Hauptfeld, in der Predella Abendmahl; Auszug mit Rankenwerk und Schnitzfiguren, Putten, Evangelisten und Christus mit der Siegesfahne; ovale Gemälde, in seitlichem Akanthusrankenwerk Kreuzigung und Gethsemane, wohl von gleicher Hand wie im Auszug die Auferstehung, sign. C. W. Mueller 1817. –
Flügelretabel, E. 15 . Jh., im nördl. Schiff, aus der >> Kapelle St. Georg; in der Mitte Schnitzrelief, dichtgedrängte Kreuzigungsszene; seitlich gemalte Heilige und auf den Flügeln Evangelisten, wohl 1. H. 17. Jh. –
Kanzel aus Kalkstein, 1598. Kanzelkorb auf massivem Unterbau mit Mose als Trägerfigur; Brüstungsreliefs aus Alabaster, Christus und die Evangelisten, an der Treppenbrüstung Paulus, Petrus und König David; reich ornamentierte Portalrahmung.
Kuppelförmiger Schalldeckel aus Holz. – R est e von schlichtem
Chorgestühl aus Holz. – Lebensgroßes
Bildnis Luthers mit Schwan, um 1700.