SPRINGIERSBACH / Augustinerchorherrenkloster / Springiersbacher Hof

Ehem. Augustinerchorherrenkloster, jetzt Karmelitenkloster. Gegen 1100 von Benigna, der Witwe des pfalzgräflichen Ministerialen Ruker gegründet, 1107 durch Erzbischof Bruno von Trier bestätigt; als Regel wählte Abt Richard, Sohn der Gründerin Benigna, den strengen „Ordo monasterii“ (zweite Augustinusregel). 1791 in ein adeliges Stift umgewandelt, 1802 aufgehoben, 1922 neu von Karmeliten besiedelt. Die Kirche war 1803–1902 Pfarrkirche von Bengel. 1940 Brand, 1946 Neuweihe der Kirche. Die mit dem Umbau des Ostflügels 1962–66 begonnene Instandsetzung der Klostergebäude 1982 abgeschlossen.
Kirche St. Abrunculus. Gründungsbau 1127–36, davon erhalten einige Säulenbasen mit attischem Profil und Eckzehen (z. T. im Klostergelände wiederverwendet). Der bestehende Bau 1769–72 nach erhaltenen Plänen von Paul Stehling aus Straßburg errichtet. Stattlicher, pilastergegliederter Saalbau mit dreiseitigem Chorschluß. Reich gestaltete Westfront: in der Mitte Turm mit Haube und Laterne (nach Brand 1897 erneuert), seitlich Anbauten in Höhe und Breite des Langhauses mit Flachdach und Balustradenbekrönung. Die Fenster mit ovalem Oberlicht nach dem Vorbild der Saarbrücker Ludwigskirche. Innen Tonnengewölbe mit Stichkappen über Pilastern.
Deckenmalerei 1773 von Franziskus Freund aus Bernkastel, beeinflußt von Schefflers Deckengemälde in St. Paulin in Trier, nach Brand und Einsturz des Gewölbes 1940 größtenteils neu gemalt; flammenartige Kartuschen in dunklen Brauntönen, in den drei Mittelfeldern die Hl. Dreifaltigkeit, Maria Himmelfahrt, die Verherrlichung des hl. Augustinus.
Ausstattung in Eiche mit sparsamer Bemalung und Vergoldung, zum größten Teil aus der Erbauungszeit, ein recht anziehendes Beispiel aus der letzten Epoche klösterlicher Kunst. Hochaltar nach 1940 verändert, die Figuren neu. Reich gegliedertes, geschnitztes Chorgestühl, an die Rückwand der Seitenaltäre anschließend. In den gleichen Formen zwei Beichtstühle. Kanzel angeblich aus Kloster Machern. Die Orgel beim Turmbrand 1897 zerstört. Gestühl 1809–17 mit klassizistisch geschnitzten Wangen. Gegenüber Reliquienschrein des hl. Abrunculus. – Unter dem Chor gewölbte Gruft mit Backofengräbern. Nördlich angebaut die Sakristei.
Klostergebäude nördlich der Kirche. Der Ostflügel des Quadrums (heute Novizenhaus) 1680 erbaut, 1940 ausgebrannt, die Ruine 1962 abgetragen und nach außen in den alten Formen wiederaufgebaut. Zweieinhalb Geschosse mit pfostengeteilten Fenstern und Gurtgesimsen, die ersten beiden, die Sakristei enthaltenden Achsen von Süden mit Oberlichtfenstern in der Art der Kirchenfenster. Im Erdgeschoß der wiederhergestellte Kapitelsaal aus der 1. Hälfte 12. Jh., urspr. flachgedeckt; Anfang 13. Jh. in zwei Schiffen und fünf Jochen (heute sieben) gratig gewölbt. Den Pfeilern sind Doppelsäulen mit schön gearbeiteten Ranken- und Stengelblattkapitellen vorgelegt. Kein Kreuzgang; der Kapitelsaal öffnet sich in fünf Doppelarkaden unmittelbar in den Hof. Weitere Kapitelle, Säulenbasen und reich skulpierte Rippenfragmente und ein Reliefstein um 1300 mit Apostelbild (vom Lettner der romanischen Kirche?) sind als Spolien erhalten. Die Kapelle im Obergeschoß des Ostflügels mit geschnitzter Rokokotür. – Nordflügel 1720, urspr. Refektorium, Ende 18. Jh. zu Wohnungen der Stiftsherren umgebaut, jetzt Exerzitienhaus. Eineinhalb Geschosse über tonnengewölbtem Weinkeller, rundbogig geschlossene Fenster. – Ehem. Abtshaus, jetzt Heim des Familienferienwerks. 1629, zwei Geschosse, rundbogige Tordurchfahrt, an der Rückseite Treppenturm und Pilasterportal. – Ehem. Gerberei im Nordwesten des Klostergeländes, nur das Rokokoportal mit Abtswappen erhalten. – Ehem. Wohnhaus (Klosterspital?) am Springiersbach, um 1520, zwei Fensterstürze mit Blendmaßwerk und Abtswappen. – Im barock ummauerten Friedhof östlich der Kirche lebensgroßer steinerner Kruzifixus am Baumkreuz, Anfang 16. Jh. Kreuzigungsgruppe 1686 an der Straße nach Bengel. – Springiersbacher Hof auf einer Anhöhe westlich der gleichen Straße, 18./19. Jh., mit steilem Walmdach. – Ehem. Klostermühle, 18. Jh., südlich der Alftalstraße.

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