TRIER / Kath. Pfarrkirche St. Gangolf / Altaraufsatz

Kath. Pfarrkirche St. Gangolf. Markt- und Stadtpfarrkirche. Wohl bald nach Erwerb des Marktrechts durch Erzbischof Heinrich I. 958 gegründet. Neubau zwischen 1284 (Ablaßbrief für die zu erneuernde Kirche) und 1344 (Ablaßbrief für den kurz zuvor errichteten Turm). Ein zweiter Neubau Anfang 15. Jh. begonnen, 1451 und 1458 durch Ablaßbriefe gefördert, wahrscheinlich 1459 geweiht. 1507 Vollendung des aufgestockten Turms. – Rings von Häusern umbaut. Zugang vom Markt durch einen in die Lücke zwischen zwei Häusern eingeschobenen zweigeschossigen Portalbau, der 1731/32 nach Plan des Augustinerbruders Joseph Walter errichtet wurde.
Überragend, das Marktbild beherrschend, der mächtige, schräg gestellte Westturm. Sechs Geschosse, die vier unteren Anfang 14. Jh., die beiden oberen vor 1507 mit Hilfe einer Stiftung der Bürgermeisterswitwe Adelheid von Besselich aufgesetzt. Unverjüngt, nur durch Gesimse und einfache Fenster gegliedert, Krönung durch Maßwerkbrüstung, Ecktürmchen und achtseitigen Steilhelm mit Laterne. „Durch ausdrucksvollen Umriß erreicht der einfache Bau eine bedeutende Wirkung“ (Dehio). Das Erdgeschoß zum Langhaus geöffnet, im Obergeschoß Empore mit spätgotischer Rankenmalerei (1980/81 freigelegt und ergänzt). – Das Langhaus ist ein rechteckiger Saal zu sieben Jochen mit nördlichem Seitenschiff, aber ohne Chorausscheidung. An der kahlen, ursprünglich von einem großen Fenster durchbrochenen Chorwand außen eine Kreuzigungsgruppe des 14. Jh. Innen im Hauptschiff Kreuzrippengewölbe des 15. Jh. über eingezogenen Strebepfeilern, deren Vorderfläche mit gebündelten Runddiensten belegt ist. Schlußsteine figürlich, an einem das Wappen des Erzbischofs Johann von Baden (1456–1503). An der Nordwand zwei frühgotische Maßwerkfenster des älteren Baues, der offenbar niedriger war und schmälere Joche hatte; 1965 freigelegt, zwei weitere noch vermauert. Ebendort im fünften Joch von Westen eine hockende männliche Figur (Baumeisterbildnis?). An den Kreuzgratgewölben des Seitenschiffs reiche Stukkaturen, 1746/47 wohl durch den Hofstukkator Michael Eytel ausgeführt. – An der Chorwand des Hauptschiffs innen großfiguriges Wandgemälde von August Gustav Lasinsky, 1850 ausgeführt, 1965/66 restauriert. Im oberen Teil thronender Christus in der Glorie zwischen Maria und hl. Josef, seitlich anbetende Engel; unten hl. Gangolf und hl. Sebastian. Wichtiges Denkmal nazarenischer Monumentalmalerei.
Von der einst reichen Ausstattung vieles im 19. Jh. verschleudert. Über dem Hochaltar hängend lebensgroßes Triumphkreuz, Anfang 16. Jh., angeblich aus der ehem. Karmeliterkirche, der Kopf überarbeitet. In einer Seitenkapelle steinerner Altaraufsatz, 1467 von Peter von Wederath, einem Trierer Bildhauer aus dem Umkreis des Niklas Gerhaert von Leyden, gearbeitet, urspr. freistehend auf der Turmempore (Michaels-Kapelle). Unter Baldachinen vier Heiligenfiguren: hervorgehoben Michael, ihn begleitend Andreas, Katharina und Barbara; ein in den Urkunden genannter hl. Sebastian fehlt, sein Platz nicht auszumachen. Seitlich Stifterwappen des Nikolaus von Nattenheim. Die Rückseite rot bemalt und mit „Altare S. Michaelis“ beschrieben. – Steinrelief zweier Engel mit dem Schweißtuch Christi, etwa gleichzeitig. – Im Seitenschiff steinerner Altaraufsatz von Hans Ruprecht Hoffmann, 1602/03, im Schema des dreitorigen Triumphbogens, mit Nischenfiguren und Reliefs; das Muttergottesrelief im Mittelfeld von 1955. – An der südlichen Chorwand Relief der Verklärung Christi, Ende 16. Jh. – Neben dem Eingang zur Sakristei Epitaph für Jakob Seiheim († 1531) in Frührenaissanceformen mit anmutigen Putten, im Sockel vier Bildnisbüsten mit Wappen. – Steinerne Grablegungsgruppe, Mitte 15. Jh., mit zehn unterlebensgroßen Figuren. – Hl. Anna Selbdritt, um 1500, aus Kloster Stuben. – Im Turm sitzende Muttergottes um 1320, aus der ehem. Zuckerbergkapelle. – Am Westende des Seitenschiffs prächtiges bronzenes Taufbecken, Ende 12. Jh., mit zwei Inschriftbändern um den leicht konischen Gefäßkörper. – Bronzenes Weihwasserbecken, 15. Jh., halbkugelförmig mit umlaufender Inschrift.

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