ALTENBURG / Ehem

Ehem. Kirche des Augustinerchorherrenstifts St. Maria, auch Bergerkloster genannt (Berggasse). Auf einer Bergflanke östl. des mittelalterlichen Stadtkerns gelegen, gelten die Türme der ehem. Stiftskirche, die „Roten Spitzen“, als Wahrzeichen Altenburgs. Nach einer unechten mittelalterlichen Urkunde 1172 in Gegenwart Kaiser Friedrichs I. Barbarossas geweiht und mit einem Propst aus dem Augustinerchorherrenstift Petersberg bei Halle an der Saale besetzt. Frühgeschichte und Bedeutung des Stifts durch zahlreiche Urkunden der staufischen Kaiser Friedrich Barbarossa, Heinrich VI. und Friedrich II. belegt. Bis 1328 Grablege der Burggrafen von Altenburg. Nach Aufhebung des Stifts 1543, nach Brand und Abbruch der Stiftsgebäude die Kirche umgebaut und von 1669 bis 1805 als städtisches Waisenhaus genutzt. Restaurierung der doppeltürmigen Westfassade 1871/72. – Die Baugeschichte der nur teilweise erhaltenen Kirche wenig erforscht, ihr Grundriß aber im wesentlichen gesichert. Urspr. kreuzförmige, gewölbte Pfeilerbasilika mit westl. Doppelturmfassade aus großformatigen roten Backsteinen; Art und Umfang der Wölbung nicht hinreichend geklärt. Hauptapsis und Querhausapsiden ehem. innen halbkreisförmig und außen polygonal ausgeführt (die gesamte Ostpartie heute verschwunden). Vom Langhaus nur die vier westl., rundbogigen Arkaden mit Resten des Obergadens und Teile der südl. Seitenschiffswand in jüngerer Überbauung erhalten. Quadratische Langhauspfeiler mit vorgelegten Halbsäulen für Gewölbedienste und Arkadenunterzüge. – Die quadratischen Westtürme durch Baufugen als jüngere Bauteile vom Langhaus geschieden. Die fünf nach oben hin niedrigeren Turmgeschosse durch Zahn- und Rundbogenfriese voneinander abgesetzt. Gliederung durch schmale halbrunde Mittellisenen an den beiden unteren und breite Ecklisenen an allen Geschossen. In den oberen Geschossen stark restauriert Säulenbiforien, deren Höhe mit steigender Geschoßzahl zunimmt. Die Ecken der Lisenen und Fensterlaibungen mit feinem (vermutlich scharriertem) Rillenrelief. Der spitze Helm des Südturms wahrscheinlich im 15. Jh., die geschweifte Haube des Nordturms 1618 aufgesetzt. – Die Räume in den untersten Turmgeschossen mit Kreuzgratgewölben auf Konsolen. Im Südturm urspr. eine Kapelle mit eingestellter (jetzt vermauerter) Ostapsis und Resten romanischer Wandmalerei an Apsisbogen und Kalotte. – Zwischen den Türmen ein zweigeschossiger Einbau mit einer tonnengewölbten, urspr. nach Westen offenen Vorhalle im Untergeschoß. Darin das Hauptportal der Kirche mit zweifach gestuftem Gewände und zwei eingestellten Säulenpaaren aus Haustein (an der Südseite fragmentiert). Ungewöhnlich die hohen, im Gewände verankerten Schaftsegmente, die die Säulen in halber Höhe unterbrechen. Würfelkapitelle mit schuppenartiger Ornamentik und Eckköpfchen. An den Portalbögen rhythmischer Wechsel von Backstein und Haustein; das Tympanon verloren. Der Raum über der Vorhalle im 19. Jh. frei rekonstruiert. – Von der Stiftsklausur keine sichtbaren Reste erhalten. – Würdigung. Die Stiftskirche steht entgegen älteren Annahmen als Backsteinbasilika im thüringisch-sächsischen Raum keineswegs isoliert, sondern ist – vielleicht als Initialbau – der umfangreichen und vielgestaltigen, spätromanischen Backsteinarchitektur des Gebietes zwischen Altenburg und Leipzig zuzuordnen, von der jedoch nur wenige, zumeist veränderte Bauwerke erhalten blieben (Hausmannsturm auf dem >>Schloß, Chor der Thomaskirche Leipzig, Türme der Georgenkirche Rötha, Kunigundenkirche Borna). Die architektonische Gestalt der Stiftskirche war sicherlich von Friedrich Barbarossa selbst, dem Gründer und Förderer des Stifts, bestimmt, denn Material, Fassadengliederung und Ornamentik scheinen der Sakralarchitektur jener lombardischer Städte entlehnt, die Barbarossa häufig aufgesucht hat (Mailand, Monza, Pavia). Materialqualität und technische Präzision machen die Stiftskirche zu einem ebenbürtigen, durchaus kaiserlichen Bauwerk. Doch bietet die unsichere Datierung der italienischen Vorbilder kaum Anhaltspunkte für eine genauere zeitliche Bestimmung der Altenburger Kirche. Die polygonale Ummantelung ihrer Apsiden spricht eher für eine Entstehung nach dem überlieferten Weihedatum 1172.
Ev. Bartholomäikirche (Burgstraße). Spätgotische, dreischiffige Hallenkirche anstelle eines 1215 erstmals erwähnten Vorgängerbaus. Die archäologisch nachgewiesene erste Kirche, ein Saalbau mit eingezogenem quadratischen Chor, halbrunder Apsis und Westquerturm, in das 2. V. 12. Jh. zu datieren (Reste in der Westwand erhalten). Umbau im 3. V. 12. Jh. möglicherweise in Zusammenhang mit Plänen zur Einrichtung eines Stifts, die aber wenig später offenbar zugunsten einer Neugründung, des >>Augustinerchorherrenstifts St. Maria, aufgegeben wurden. Verlängerung des Chores nach Osten und Anlegung einer Krypta, von der aber nur der südl. des Chorquadrats gelegene Teil fertiggestellt wurde. Der Bau der Hallenkirche wahrscheinlich 1428 (d) im Westen begonnen, wegen des Hussiteneinfalls 1430 unterbrochen und erst 1441–43 (d) unter Einbeziehung der alten zweitürmigen Westanlage vollendet. Von 1525 bis 1545 Pastorat des bedeutenden Reformators Georg Spalatin. Nach teilweisem Einsturz Abbruch der mittelalterlichen Turmanlage und Bau eines mittigen Westturms 1660–69 durch Christoph Richter. Die Krypta noch im 17. Jh. als Grablege genutzt, später unzugänglich und erst 1843 wiederentdeckt. Die An- und Einbauten des Barock während der Regotisierung 1876–78 beseitigt. Letzte umfassende Restaurierung von Kirche und Krypta 1981–89. – Dreischiffige, sechsjochige Hallenkirche mit einem 5/12-Chorpolygon zwischen unregelmäßigen Seitenschiffsabschlüssen und Dachstuhl der Erbauungszeit. Das Fenstermaßwerk an Nord- und Ostseite größtenteils original, an der Südseite im 19. Jh. rekonstruiert. Im Süden die urspr. zweigeschossige, 1876–78 neugestaltete ehem. Sakristei. Nord- und Südportal mit neugotischen Portalvorhallen des 19. Jh. – Westturm aus quadratischem Untergeschoß mit Eckrustizierung, drei oktogonalen Obergeschossen mit Ecklisenen und einem vierten, stark eingezogenem Achteckgeschoß mit offenem Umgang, geschweifter Haube und Laterne. Auf den Ecken des Unterbaus urspr. vier, jetzt nur noch drei monumentale Engelsfiguren. Im Turmerdgeschoß achteckige, gewölbte Taufkapelle. – Die drei Schiffe im Inneren durch tief herabgezogene Scheidarkaden getrennt. Achteckige Langhauspfeiler ohne Kämpfer und Kapitelle. Im Schiff Kreuzrippen-, im Chorpolygon ein Sterngewölbe. Die Rippenansätze auf vielgestaltigen Konsolen. Im Chorpolygon Reste mittelalterlicher Wandmalerei. Das kurvige Netzgewölbe in der ehem. Sakristei bei Aufhebung der Geschoßteilung im 19. Jh. aus dem Untergeschoß an den gegenwärtigen Ort versetzt. Das ehem. Obergeschoß durch einen hohen, stark profilierten Spitzbogen wohl als Sängerempore zum Schiff hin geöffnet. – Niedrige Krypta mit Kreuzgratgewölben und gestelzter halbrunder Apsis. Mittelpfeiler aus quadratischen Kern und diagonal angeordneten Dreiviertelsäulen. Zwei der Säulenkapitelle mit floraler Ornamentik, zwei mit Eckgraten. Die Gewölbe-Anfänger an Nord- und Südwand auf Halbsäulen und Kapitellen mit Eckmasken. An der Westwand und in den Ecken wulstige Konsolen. Die Säulen mit hohen attischen Basen und Ecksporen, die gedrungenen Kapitelle ohne Kämpfer. Das Formengut der derben Kapitellplastik ist der frühstaufischen Baukunst des Oberrheins und des Elsaß’ entlehnt. – An der Nordwand zwei vermauerte Rundbögen, die als Übergang zum geplanten, aber nicht ausgeführten Mittelteil der Kryptenanlage vorgesehen waren. – Ausstattung. Dreiteiliges, geschnitztes Altarretabel; im Mittelschrein Maria und Kind sowie die hl. Laurentius und Lucia. Thüringer Werkstatt, um 1500; die Fassung erneuert. Neue Predella mit Marienkrönung aus einem anderen, spätgotischen Altarretabel. Neugotische Ausstattung des 19. Jh.: farbige Glasfenster, Kirchengestühl und Kanzel mit Schnitzfiguren im Stil der spätgotischen Nürnberger Plastik; steinerne Westempore mit Orgel von Friedrich Ladegast (Weißenfels), 1881/82.
Ev. Brüderkirche (Bei der Brüderkirche). Die am westl. Rand der Altstadt gelegene stadtbildbeherrschende Kirche erhielt ihren volkstümlichen Namen vom Vorgängerbau, der Klosterkirche der Fran-ziskaner oder Minderen Brüder. Das Kloster in der 2. H. 13. Jh. gegründet und während der Reformation 1529 geschlossen. Seit-dem Pfarr- und 1627–75 herzogliche Begräbniskirche. Nach Abbruch der gotischen Kirche Neubau von Jürgen Kröger, Berlin, 1902–05. – Gewesteter, quadratischer Zentralbau mit polygonalen Exedren an Nord-, West- und Südseite aus rotem Backstein mit hellen Werksteinelementen. Eklektizistische Fassadenarchitektur aus spätroma-nischen und frühgotischen Bauformen. An der Ostseite, dem Markt zugewandt, die Hauptfassade mit dem Hauptportal, einem mächtigen Staffelgiebel und einem hohen, nach Süden versetzten Glockenturm. Erschließung über eine großzügige Freitreppe mit Brunnen. Im Zentrum der Ostfassade ein großes Mosaik mit der Bergpredigt von Otto Berg, Berlin; darunter Reliefschilde mit den Büsten der Altenburger Reformatoren Georg Spalatin und Wenzel Linck. Seitlich das überlebensgroße Standbild Martin Luthers, von einer flachen, mandorlaförmigen Nische hinterfangen. Seitlich zweigeschossige Anbauten. – Das Innere mit weißer Backsteinverblendung und kleinteiliger Ausmalung bei freier Verwendung von mittelalterlichen und Jugendstilornamenten. Der überhöhte und gewölbte Zentralraum von einer dreiseitigen Empore umzogen. An drei Seiten der westl. Exedra großformatige goldgrundierte Wandbilder mit Geburt, Kreuzigung und Auferstehung Jesu. In Nord- und Südexedra je drei Fenster mit neutestamentlichen bzw. reformationsgeschichtlichen Szenen und christlichen Symbolen. Über der Orgelempore farbige Glasfenster mit Porträts von Johann Sebastian Bach und Martin Luther an der Nordseite sowie Paul Gerhard und dem schwedischen König Gustav Adolf an der Südseite. Sämtliche Glasfenster nach Entwürfen von Paul Gathemann. – Die Ausstattung der Bauzeit vollständig erhalten. Aufwendige steinerne Altaranlage mit großem giebelbekrönten Retabel, darin ein Relief mit Abendmahlsdarstellung. Seitlich fialenartige Türmchen mit Evangelistenfiguren. Der Altar sowie die übrigen Skulpturen und Reliefs der Kirche von dem Berliner Bildhauer Richard Grüttner. – Die vielfach umgestalteten Klostergebäude südl. der Kirche seit dem 16. Jh. für Bildungseinrichtungen genutzt.
Ev. Gottesackerkirche mit kirchlichem und städtischem Friedhof. Die Gottesackerkirche (Hospitalplatz) 1639–51 errichtet, von 1813 bis 1840 profaniert. Das Äußere 1911/12 im Stil der italienischen Hochrenaissance umgestaltet. – Saalkirche von fünf Fensterachsen mit korinthischen Pilastern. An der Südseite doppelläufige Treppe vor Hauptportal mit Portikus. Eingezogenes, fünfseitiges Chorpolygon mit Sakristeianbau. Orgel von Karl Ernst Poppe, Altenburg, 1845. – Der Haupteingang zum kirchlichen Friedhof, ein malerisches, neugotisches Bauensemble, 1895–97 von Elberling am Grüntaler Weg errichtet. Im Zentrum der dreiteiligen, axialsymmetrischen Anlage die Kapelle, eine querschifflose Basilika mit Strebewerk und einge-zogenem, polygonal geschlossenem Westchor. Zwei basilikale Nebengebäude mit funktionsgerechten Raumstrukturen im Inneren (Friedhofsverwaltung und Leichenhalle). Die drei Gebäude durch gedeckte Arkadengänge verbunden. – Auf dem 1529 angelegten, später mehrfach erweiterten Friedhof bedeutende Grabmale des 17. bis 20. Jh. Hier die Ruhestätten des Staatsmannes und Kunstsammlers Bernhard August von Lindenau (1779–1854) und des Malers Gerhard Altenbourg (1926–89). – Auf dem Hauptweg des kirchlichen Friedhofs die Ruine der ehem. herzoglichen Grabkapelle. Nach Westen gerichteter, neugotischer Saalbau mit eingezogenem, fünfseitigem Chorpolygon und Gruft von 1838–41. An der Ostseite Eingang mit Freitreppe. – Auf dem Gelände des nördl. angrenzenden städtischen Friedhofs das 1928/29 von den Altenburger Architekten Heidrich, Wendler und Groß errichtete Krematorium, ein herausragendes Werk der dekorativen Backsteinarchitektur des 20. Jh., wie es sich in Altenburg sonst nicht und in Thüringen nur selten findet. Zweiteiliger roter Backsteinbau aus einer zweigeschossigen Rotunde mit zentraler, überhöhter Kapelle und dem westl. anschließenden eingeschossigen Krematorium mit Feierhalle. Im Osten Hauptportal mit Portikus und Freitreppe. Die einzelnen Bauteile durch einen ornamentalen Ziegelversatz voneinander abgehoben. Im Kapellentambour Fenster von der Form achtzackiger Sterne mit kräftig profilierter Rahmung. In der Kapelle Deckengemälde von Ernst Müller-Gräfe.
Ev. Herzogin-Agnes-Gedächtniskirche (Parkstraße). Gewestete Saalkirche mit südöstl. Eckturm und eingezogenem, polygonal geschlossenem Chor, 1903–06 im Auftrag von Herzog Ernst I. zum Gedächtnis an seine Gemahlin Agnes von Alfred H. Wanckel am östl. Rand des Schloßparks errichtet. Südl. des Chores eine Sakristei, nördl. ein gesonderter Zugang für die herzogliche Familie. Gefällige Fassadendekoration aus Werkstein mit historistischen Bauformen und Jugendstilornamenten. Im Inneren Emporen.
Ehem. Margaretenkapelle (am ehem. Martinsgäßchen). Rechteckiger Bruchsteinbau mit Eckquadern an einer ehem. Quergasse zwischen Markt und Johannisstraße, vermutlich ein Bauteil des A. 13. Jh. gegründeten und 1303 verlegten Magdalenerinnenklosters St. Margareta. Bei einem tiefgreifenden Umbau 1481/82 (d) der Westgiebel aus Backstein errichtet, dessen beachtliche Qualität trotz starker Verwitterung noch erkennbar ist. Über einem Kaffgesims mit Zahnfries und Hohlkehle zwei Reihen schmaler Blendnischen. Stufenweise vorspringende Ziegel geben den Nischen spitze, giebelförmige Abschlüsse. Darin gekippte Ziegel als Scheitelsteine. Vom Ostgiebel nur Reste erhalten.
Ev. Magdalenenstift (Stiftsgasse 21). 1665 als Witwensitz der Herzogin Magdalena Sibylle errichtet, seit 1705 ev. Damenstift. Schlichtes, zweigeschossiges Gebäude mit oktogonalen Ecktürmchen, mächtigem Walmdach und sechseckigem Dachreiter. Fenster mit geohrten Rahmungen; Putzspiegel. Verschiedene jüngere Erweiterungsbauten, u. a. eine neugotische Kapelle von 1871 aus Backstein.
Turm der ehem. Pfarrkirche St. Nikolai (Nikolaikirchhof). 1140 als Sitz des Archidiakons für das Pleißeland erwähnt. 1528 geschlossen, seit 1531 schrittweise bis auf den Turm abgetragen. Das Gelände des ehem. Kirchenschiffs später überbaut. Der in den unteren Teilen romanische Turm mehrfach umgebaut und 1876–78 grundlegend restauriert. Rundbogiges Westportal mit breiter, profilierter Rahmung. Im den Obergeschossen romanische Säulenbiforien wohl in Zweitverwendung. An der Südseite des Turmes Reste einer urspr. anspruchsvolleren Fassadengestaltung: breite Ecklisenen mit teilweise erneuerten Eckquadern und Spuren einer aufgeblendeten Rundbogengliederung. Achteckiger Turmaufsatz von 1609.
Schloß. Weiträumige Anlage auf einem steil abfallenden Porphyrfelsen, der durch einen tiefen Gelände-Einschnitt von dem östl. anschließenden Höhenrücken (>>Schloßpark) getrennt ist. Der erhöhte und zweifach terrassierte östl. Bereich des Schloßhofs vermutlich seit karolingischer Zeit befestigt, Lage und Größe der verschiedenen aufeinanderfolgenden Wehranlagen bislang archäologisch nicht hinreichend gesichert. Anstelle einer slawischen Wallburg aus der Zeit um 800 wohl im 10. Jh. ein deutscher Burgward errichtet, aus dem im 12. Jh. die Burg der königlichen Burggrafen von Altenburg hervorging. Im unteren westl. Schloßbereich die 1132 erstmals bezeugte Königspfalz zu vermuten. Nach Belehnung der Markgrafen von Meißen mit Burg und Stadt Altenburg 1329 funktionale Teilung in einen mehrfach neugestalteten fürstlichen Wohn- und Repräsentationsbereich am Ort der mutmaßlichen Königspfalz und einen Wirtschaftsbereich anstelle der oberen Burg. Diese Trennung erst durch die Neubebauung des östl. Schloßareals im 19. Jh. aufgehoben. Das Schloß seit der Fürstenenteignung 1918 in Staatsbesitz.
Einzelne archäologische Ausgrabungen auf dem Schloßareal dokumentierten mehrere mittelalterliche und frühneuzeitliche Bauphasen. Dennoch ist die bauliche Entwicklung der Gesamtanlage bis zum barocken Schloßbau nur in Grundzügen bekannt. – An Nord- und Ostseite Teile der hochmittelalterlichen Ringmauer und der spätmittelalterlichen Zwingermauer mit vier halbrunden Schalentürmen sowie das Äußere Tor, ein verputzter Hausteinbau des frühen 15. Jh. mit einem kleinen Ziergiebel aus Backstein, erhalten. – Die stadtseitige serpentinenförmige Schloßauffahrt anstelle einer älteren Auffahrt 1725/26 wahrscheinlich nach Plänen des Gothaer Oberbaudirektors Friedrich Wilhelm von Wurmb unter Mitwirkung von Johann Erhard Straßburger angelegt. Am Fuß zwei Obelisken aus Rochlitzer Porphyr und Statuen (Herkules und Minerva) des Weimarer Bildhauers Johann Samuel Rust von 1727. Am oberen Ende zwischen 1727 und 1730 ein Triumphtor mit Bandrustika und einer Bekrönung aus vier allegorischen Skulpturen, Vasenakroteren und Tropaion erbaut. Die Skulpturen wahrscheinlich von Joseph Blüme. – Gegenüber der Auffahrt, zwischen Prinzenpalais und Schloßkirche ein romanischer Torturm mit Durchfahrt zum Schloßhof, in der 2. H. 15. Jh. aufgestockt und später nochmals verändert. An der Stadtseite ein Vorhangbogenfenster.
Dominierend an der Stadtfront des Schlosses die durch mächtige bogenförmige Substruktionen gesicherte ehem. Stifts- und Schloß-
kirche St. Georg. Eine ältere Kapelle 1413 von Markgraf Wilhelm II., dem Reichen, als Kirche eines Kollegiatstifts geweiht, das bis 1542 bestand. 1439–41 (d) ein Neubau mit dem Chor begonnen, der 1463–65 (d) durch ein Schiff (zunächst nur das Hauptschiff?) erweitert und eingewölbt wurde. Das nördl. Nebenschiff 1472/73 (d) unter Dach gebracht. Die prächtigen Gewölbe sicherlich von dem auch in Borna und Meißen (Sachsen) nachweisbaren Moyses von Altenburg. Der Dachreiter 1566/67 (d) errichtet. 1645–49 Neuausstattung unter der Gesamtleitung von Christoph Richter. Instandsetzung ab 1866, unterbrochen durch den Schloßbrand von 1868: u. a. Errichtung der Uhrengiebel, Veränderungen am Westgiebel und Erneuerung des Fenstermaßwerks und der Baudekoration. Das Innere 1975/76 restauriert. – Äußeres. Kurzes zweischiffiges Langhaus; in der Verlängerung des südl. Hauptschiffs ein eingezogener, zweijochiger Chor mit 7/12-Polygon. An seinem äußeren Strebepfeiler mit „überaus reicher, wenn auch handwerksmäßig trockener Dekoration“ (Georg Dehio). Die Hofseite fast völlig umbaut. Am Chor ein niedrigerer Anbau des 18. Jh., 1836 durch die neugotische Schloßwache erweitert. In dem anschließenden, ungegliederten und verputzten Bauteil im Winkel zwischen Chor und Nebenschiff ein romanischer Turm mit zwei (verdeckten) Rundbogenfenstern eingebunden. – Innen. Im Chor kunstvolle Gewölbefigurationen mit drei, aus gebogenen Zierrippen gebildeten Zentralmotiven. Im Hauptschiff Stern-, im Seitenschiff Netzgewölbe. Zwei steinerne Wendeltreppen einer um 1514 entstandenen Emporenanlage bei der Neuaustattung im 17. Jh. übernommen. Umlaufende, im Norden zweigeschossige Empore auf korinthischen Säulen über kräftigem Gebälk mit reich geschnitzten pflanzlichen Ornamenten an den Brüstungsfeldern und unterlebensgroßen, vollplastischen Brüstungsfiguren (im Süden alttestamentliche Könige, im Norden christliche Herrscher). Die Orgelempore an der Nordseite des Chores von gleichem Aufbau. Orgel von Heinrich Gottfried Trost aus Altenburg, 1735–39, mit prachtvollem, unter Mitwirkung des Altenburger Hofbildhauers Johann Jeremias Martini entstandenem Prospekt. An der Westseite des Hauptschiffs der zweigeschossige Fürstenstuhl nach einem Entwurf Christoph Richters von Hans Brinck (Coburg) geschaffen. Am Obergeschoß Brüstungsreliefs mit biblischen Szenen; in der Loge Deckengemälde mit der Parusie der 24 Ältesten von Johann Andreas Backoffen. Von gleicher Gliederung die geschlossenen Stände beidseits des Altars mit Brüstungsreliefs (Passionsszenen) und Bekrönungsfiguren. Die Statuen und Reliefs an Ständen und Emporen (ausgenommen die Fürstenloge) wohl größtenteils von Johann Petzoldt II aus Schneeberg in Sachsen. Die Holzeinfassungen der Türen mit kräftigen Giebeln, nach 1645. – Restaurierte Raumfassung des 15.–17. Jh.; an den Chorgewölben Engel mit Marterwerkzeugen. – An der Ostwand des Seitenschiffs monumentales Wandgemälde mit der Verspottung Christi, inschriftlich dat. 1488, von einem italienisch geschulten Künstler. Die urspr. Farbigkeit stark verblaßt, die Vorzeichnung an vielen Stellen sichtbar. – Ausstattung. Baldachinaltar von Johann Petzoldt II nach einem Entwurf Christoph Richters und wohl auch unter dessen Mitarbeit ausgeführt. Baldachin auf vier korinthischen, von Ranken umschlungenen Säulen; darüber Palmbäume um einen Felsaufbau mit dem Grab Christi sowie den lebensgroßen Figuren der Kriegsknechte, eines Engels und des Auferstandenen. Auf dem Altar Relief mit Grablegung Christi in Rahmenkartusche, sign. und dat. CR (vermutlich Christian I Richter) 1647. Fassung mit wenigen Farben, viele Teile vergoldet. – Kanzel von 1595, ergänzt nach 1645. Am Korb gewundene, umrankte Säulen, dazwischen Reliefs mit freistehenden Figuren (biblische Gestalten, Christus und Luther). Unter dem Korb eine kleine Herkulesstatue, umgeben von reich dekorierten, vollplastischen Voluten. An Brüstung und Portal der Kanzeltreppe manieristische Dekoration mit skurrilen Pilastern, Karyatiden, Engeln und einer Figurengruppe mit dem auferstandenen Christus auf dem Portalgiebel. – Reich geschnitztes Chorgestühl, um 1500 entstanden, vermutlich um 1516 erweitert. Dorsale und Baldachine mit vielgestaltigen Maßwerkauflagen; die Wangen in durchbrochener Blattwerkschnitzerei mit figürlichem Schmuck. – Hölzerne Taufe, um 1650, mit einer von Engeln getragenen Schale. – Grabplatten und Epitaphien. Reliefierte Grabplatte für den Stiftsgründer Markgraf Wilhelm II. (†1425) mit lebensgroßer Darstellung des Verstorbenen, vielleicht schon bei der Umgestaltung im 17. Jh. im Chorpolygon aufgerichtet und durch eine Holztafel mit einer Abbildung der Grabplatte verdeckt. – Vor dem Altar die gravierte Bronzegrabplatte der Kurfürstin Margareta (†1486), als Frühwerk Peter Vischer d. Ä. zugeschrieben. Das Schutzgitter 1847 nach Entwurf von Aemilius Schmidt aufgestellt. – 17 kleine Bronzereliefs des 15. und 16. Jh. (Büstenmedaillons, Wappen und Inschriften), die im 19. Jh. den Grabplatten der Kleriker und Pröpste des Stifts abgenommen und an den Wänden angebracht wurden; einige wahrscheinlich aus der Werkstatt Peter Mülichs (d. Ä. und d. J.) aus Zwickau. – Weitere Epitaphien des 16. bis 18. Jh. aus Bronze und Holz für Angehörige der kurfürstlichen bzw. herzoglichen Familie. – Im Vorraum eine qualitätvolle reliefierte Bronzegrabplatte für Heinrich von Bünau (†1600) aus der Kirche in >>Treben. – Im östl. benachbarten Torturm Glocke von 1367.
Ehem. Schloß mit Schloß- und Spielkartenmuseum. Drei- bzw. viergeschossige Dreiflügelanlage um einen Ehrenhof mit nördl. anschließendem Festsaalflügel. – Die ehem. hier befindliche, aus der Königspfalz hervorgegangene Burg im 16. Jh. durch ein von den Zeitgenossen gerühmtes Renaissanceschloß ersetzt. Davon der dreigeschossige Anbau an der Nordseite der Kirche, das sog. Fourier-gebäude. Von einem wahrscheinlich jüngeren Westflügel Teile im barocken Nachfolgebau (Corps de logis) erhalten. – Nach Bildung des Herzogtums Sachsen-Altenburg tiefgreifender Umbau 1605–09 durch den zur gleichen Zeit am Merseburger Schloß tätigen Dresdner Hofbaumeister Melchior Brenner und den Steinmetzen Wolf Rieth. Die verschiedenen Gebäude rings um den urspr. schmaleren Schloßhof durch eine offene dreigeschossige Galerie zusammengefaßt und durch mindestens zwei Treppentürme erschlossen. Davon nur noch ein stark restaurierter Teil mit einem polygonalem Treppenturm an der Ostseite des Ehrenhofs erhalten. Die nach oben hin niedrigeren Arkaden im Erdgeschoß rundbogig, in den oberen Geschossen korbbogig. Geschoßweise, hierarchisch differenzierte Verwendung rustizierter bzw. glatter toskanischer und ionischer Säulen. Der Südflügel im frühen 17. Jh. nach Westen verlängert, um zwei Geschosse erhöht und mit Zwerchhäusern und einem Giebel versehen, die wahrscheinlich dem einzigen aus dieser Bauphase erhaltenen Giebel an der Ostseite des Fouriergebäudes entsprachen. Gestaffelter Volutengiebel mit aufgesetzten kleinen Obelisken ähnlich den Zwerchhausgiebeln des Merseburger Schlosses. – Beim Umbau 1706–12 Süd- und Westflügel baulich zusammengeschlossen und nach Entwürfen des in Zeitz ansässigen herzoglichen Landbaumeisters Johann Heinrich Gengenbach neugestaltet. Dabei die Fenstergliederung des 17. Jh. an der Talseite des Südflügels belassen. Gengenbachs schmuckloser, regelmäßiger Fassadenaufriß auch für die unter maßgeblicher Leitung von Friedrich Wilhelm von Wurmb 1724–32 entstandenen Teile des Barockschlosses (die Nordverlängerung des Westflügels, Nord- und Festsaalflügel) verbindlich. Der wahrscheinlich schon 1605–09 dem Südflügel talseitig vorgelegte, geböschte Quadersockel mit Rundfenstern bis zum Festsaalflügel weitergeführt (am Westflügel als Putznachbildung). An der Hoffassade des Festsaalflügels ein dreiachsiger Mittelrisalit mit Atlantenportal und Balkon, breiten Lisenen, Festons und Giebel nach Entwürfen des Altenburger Hofbildhauers Johann Christoph Meil. Der Westflügel erst 1743/44 durch Johann Jeremias Martini, dem Nachfolger Meils, mit plastischem Schmuck als Corps de logis ausgezeichnet. Tiefengestaffelte Fassade mit Kolossalpilastern, mittigem Balkon und einem Giebel mit Engeln, Eroten und sächsischem Wappen. Die pavillonartigen Eckaufbauten des Westflügels bei Vereinfachung und Vereinheitlichung der Dachzone zwischen 1725 und 1735 von Gottfried Samuel Vater errichtet. – Der Fassadenentwurf Gengenbachs und die eckbetonenden Dachaufbauten stehen noch ganz in der Tradition der thüringisch-sächsischen Schloßbauten des 17. Jh. (>>Gotha). Erst spät, im dritten und vierten Jahrzehnt des 18. Jh., kommen hochbarocke Architekturprinzipien zur Anwendung, die das Altenburger Schloß in die Reihe der bedeutenden Barockbauten Thüringens stellen. – Innen. Die Raumdisposition des 16. und 17. Jh. möglicherweise in einzelnen Geschossen des Südflügels beibehalten. Das tonnengewölbte Kellergeschoß und das zweischiffige, kreuzgratgewölbte Erdgeschoß (jetzt in Souterrain-höhe) vom Schloßbau des frühen 16. Jh. Der sog. Kirchensaal oder Johann-Sebastian-Bach-Saal im zweiten Obergeschoß nach Brand von Bodo Ebhardt in freier Abwandlung der historischen Saalar-chitektur 1905/06 wiederhergestellt. Kassettendecke mit Historiengemälden von Richard Böhland. – Die Enfiladen und hofseitigen Galerien in West- und Nordflügel aus dem 1. Dr. 18. Jh. In zahlreichen Räumen kostbare Deckendekorationen, die entsprechend dem Bauverlauf im Südteil des Westflügels 1706–12 und im Nordteil des Westflügels sowie im Nordflügel von 1728 bis 1732/33 von den Brüdern Johann Peter und Domenico Castelli nach zeitgenössischen französischen Vorbildern geschaffen und im 19. Jh. wohl teilweise überformt wurden. Aufwendige Stukkaturen mit abstrakter und floraler Ornamentik sowie Eroten, Genien und Tierfiguren, die zu den besten Stuckarbeiten ihrer Zeit in Thüringen gehören. Die allegorischen Plafondgemälde in den südl. Räumen von Carlo Ludovico Castelli und in den nördl. Räumen vom Gothaer Hofmaler Johann Heinrich Ritter. In der Mitte des Corps de logis Haupttreppe mit stuckdekorierten Kreuzgratgewölben und Skulpturennischen. (Die Wiederaufstellung der ausgelagerten Skulpturen vorgesehen.) – Von außerordentlichem Reiz die Ausstattung des Putzkabinetts (Wandverkleidung mit Muschelgrotte, hölzerner Kamin und Konsoltische mit Vitrinen), das 1734/35 als Porzellan- und Naturalienkabinett von Meil und Martini für die Herzoginwitwe Magdalena Auguste geschaffen und 1905 zusammen mit der älteren, stuckierten und bemalten Decke des Raumes vom urspr. Standort im Südflügel nach dem Nordflügel versetzt wurde. – Der 1730–34 entstandene Festsaal im Festsaalflügel 1864 ausgebrannt und bis 1868 nach Entwürfen von Friedrich August Stüler und August Weidner durch Julius Richard Enger in Anlehnung an die barocke Raumarchitektur wiederhergestellt. Zweigeschossiger Saal mit umlaufender schmaler Empore auf Säulenpaaren. Über den Säulen Karyatiden, die ein Spiegelgewölbe mit reich gegliedertem Plafond tragen. Stuckdekoration und Bemalung in kleinteiliger, klassizistischer Manier. Zentrales Deckengemälde und Lünettenbilder des Schwind-Schülers Karl Moßdorf mit Szenen aus dem antiken Mythos von Amor und Psyche. – Die übrigen Räume im 19. und frühen 20. Jh. neugestaltet. Hervorzuheben die Schloßbibliothek von 1908 im zweiten Obergeschoß des West-flügels.
Junkerei. Zweigeschossiger Putzbau auf einem leicht abgewinkelten Grundriß, im 16. Jh. als Marstall errichtet, 1987 abgebrannt und bis 1993 als Staatsarchiv und Museum wiederhergestellt. – Anschließend die sog. Flasche, ein ca. 12 Meter breiter Rundturm des 11. Jh. Sein oberstes Geschoß und die kegelförmige Haube von 1561. – Auf dem höchsten Punkt des Schloßhofs der runde Hausmannsturm, einst wohl der Bergfried im Kernbereich der burggräflichen Burg. Backsteinbau des 12. oder frühen 13. Jh. mit geschwungener Haube und Laterne. In seinem Inneren ein stufenloser Wendelgang aus dem 16. Jh. – Die übrige, z. T. noch mittelalterliche Bebauung südl. des Hausmannsturmes durch einen Großbrand 1868 zerstört. An deren Stelle 1869–71 das ehem. Hofmarschallamt und das ehem. Prinzenpalais in Formen der Neurenaissance bzw. des Neubarock erbaut (jetzt Sitz von Stadt- und Kreisbehörden). – Gegenüber dem Festsaalflügel der sog. Neptunbrunnen, eine ehem. Pferdeschwemme aus dem frühen 17. Jh., 1960 restaurierte Reich dekorierter, säulenförmiger Brunnenstock von Heinrich Honfelder aus Leipzig mit Statue des Neptun auf einem zweiköpfigen Seepferd.
Stadtbefestigung. Von der wohl schon E. 12. Jh. errichteten Stadtmauer längere Abschnitte parallel der Kunstgasse, der Langengasse, der Johannisstraße und nahe dem >>Pohlhof erhalten. Zwei rechteckige Mauertürme aus Bruchstein in der Kunstgasse und der Langengasse. Ihre Obergeschosse im Spätmittelalter in Backstein erneuert. Die vier Stadttore zwischen 1825 und 1836 bzw. 1864 abgebrochen.
Ehem. herzogliche Kanzlei, jetzt Internat (Burgstr. 17). Großes dreigeschossiges Gebäude, 1476 anstelle zweier Bürgerhäuser als Geleitshaus und Kanzlei der Kurfürstenwitwe Margarethe errichtet, später Sitz verschiedener herzoglicher Verwaltungsbehörden. 1512 wohl grundlegend umgestaltet, später weitere Veränderungen. An den beiden unteren Geschossen Fenster mit Stabwerkrahmung aus dem frühen 16. Jh. An der Südseite Wappenstein mit Dat. 1476 und 1512, darüber Reste spätmittelalterlicher Wandmalerei. Das Hauptportal am Brühl von Wolf Rieth, bez. 1604, mit Muschelnischen und Quaderrahmung. 1992 das Äußere restauriert. – Im ersten Obergeschoß Stuckdecke, 2. H. oder E. 16. Jh., mit Pflanzenornamenten und Tieren, sowie Medaillons mit hl. Georg, geflügeltem Löwen, doppelköpfigem Adler sowie Josua und Kaleb mit der Weintraube. Eine zweite Stuckdecke derselben Werkstatt in >>Kauern.
Ehem. herzogliches Amtshaus, jetzt Amtsgericht (Burgstr. 11). 1725–28 von Johann Georg Hellbrunn auf dem Gelände eines alten Freihofs an der Südseite des Brühlmarktes errichtet. Bis 1848 auch Tagungsort der Landschaftsversammlung des Herzogtums Altenburg. – Stattliches, dreigeschossiges Gebäude vom Typ des barocken Stadtpalais’ mit 15 Fensterachsen. Schwach hervortretender viergeschossiger Mittelrisalit mit Toreinfahrt und Giebel. Das Tor von Pilastern flankiert, darüber zwei figürliche Allegorien der landesherrlichen Gerichtsbarkeit und ein Wappenmantel mit herzoglichem Wappen. Über dem Mittelfenster des ersten Obergeschosses Eroten mit Monogrammkartusche Herzog Friedrichs II. Im Giebelfeld des Mittelrisalits Statue der Justitia, auf den Giebelschrägen Prudentia und Pietàs (z. Zt. entfernt). Die Skulpturen von Joseph Blühme. Beidseits des Tores bis 1842 Prangersteine.
Ehem. Neues Ministerium, jetzt Landratsamt (Lindenaustr. 9). Als herzoglich-altenburgisches Staatsministerium und Landschaftsgebäude 1892–95 von Alfred H. Wanckel erbaut. Großzügige Vierflügelanlage mit zentralem Lichthof im Stil der Leipziger Neurenaissance. Die werksteinverblendete Hauptfassade mit geschoßweise differenzierter Gestaltung bei Hervorhebung des ersten Obergeschosses. Mittiger Portikus mit vier korinthischen Kolossalsäulen und Giebel. Die Seiten- und Rückfronten des Gebäudes aus Backstein. – Der Lichthof von zweigeschossigen, gewölbten Arkadengängen umzogen. In den Erdgeschoßarkaden Scheitelsteine mit den Symbolen verschiedener industrieller, handwerklicher und landwirtschaftlicher Erwerbszeige. Der obere Umgang an der Südseite urspr. dem anschließenden Sitzungssaal der Landschaftsversammlung als Besucherempore zugeordnet. An der Nordseite großzügige, bis zum altanartig ausgebauten Absatz doppelläufige Treppe. Eklektizistische Stuckdekoration in Vestibül, Lichthof und Umgängen.
Ehem. herzoglich-altenburgisches Landgericht, jetzt Thüringisches Sozialgericht (Pauritzer Platz 1). 1856–59 von Julius Richard Enger. Stattlicher, dreigeschossiger Bau im Stil der italienischen Renaissance mit einfachen und gekoppelte Rundbogenfenstern. Überhöhter Mittelrisalit von drei Fensterachsen. Flaches Satteldach. Der Hauptverhandlungssaal im zweiten Obergeschoß mit Empore und Kassettendecke.
Rathaus (Markt). Dreigeschossiger, annähernd quadratischer Eckbau an der Südseite des Marktes, 1561–64 nach Plänen von Nikolaus Gromann unter Leitung von Caspar Böschel aus Chemnitz errich-tet. Eines der „künstlerisch bedeutendsten Rathäuser der deutschen Renaissance“ (Georg Dehio). 1663 renoviert, 1864 restauriert, 1923/24 durch einen stilistisch entsprechenden Anbau für die Stadtsparkasse erweitert. – Regelmäßige Fassadengliederung durch Fenster und Fenstergesimse. An Erd- und erstem Obergeschoß Fenstergiebel. Weit vorspringendes Dachgesims. Dem mächtigen Zeltdach um 1580 zwei Zwerchhäuser mit gestaffelten Volutengiebeln aufgesetzt. – An der zum Markt gerichteten Hauptfassade ein eingestellter, hochaufragender achteckiger Treppenturm. Sein rechteckiges Sockelgeschoß mit Diamantquaderung und einer Balustrade, die von Konsolen und an den Ecken von je zwei schlanken kannelierten Säulen auf hochrechteckigen Postamenten getragen wird. Gliederung des Turmschafts durch Gesimse und wulstige Ecklisenen; abschließend offener Umgang, geschweifte Haube und Laterne. – An der Marktseite zwei flankierende, runde Erker – wohl nach sächsischen Vorbildern („Ritterhaus“ Leipzig, Rathaus Torgau) – mit drei halbfigurigen Reliefbildnissen sächsischer Herzöge und Reliefs mit Bibelszenen und musizierenden Eroten. Drei rundbogige Portale mit reich profilier-ter Rahmung, kannelierten Pilastern bzw. Säulen und Gebälk mit Aufsatz. In den Zwickeln und Giebelfeldern Gaffköpfe (1864 z. T. erneuert). – Innen. Im Erdgeschoß Ratskeller mit Kreuzgratgewölben auf stämmiger kannelierter Mittelsäule mit figürlichem Kapitell. Im Obergeschoß große Diele mit Bretter-Balken-Decke auf einem Unterzug und drei schlanken kannelierten Holzsäulen. Über dem Dieleneingang Stadtpfeifertribüne. Die Türen in der Diele und in den westl. anschließenden Räumen mit reichen feingliedrigen Rahmungen und Bekrönungen (Rankenwerk, Gaffköpfe, Figuren und Inschriften). Das Portal zum Bürgermeisterzimmer mit einem danebenliegenden Kamin als selbständiger Bauteil zusammengefaßt. An der anderen Seite desselben Portals Relief mit Jüngstem Gericht. Sämtliche Bildhauerarbeiten aus der Werkstatt von Hermann Werner aus Gotha. Einige plastische Formen und Bildmotive – die Puttenreliefs am Nordosterker, die Diamantquaderung und die Kannelierung der Pilaster und Säulen – wahrscheinlich nach italienischen Vorbildern.
Postamt (Theaterplatz 1). Zweiflüglige, neuromanische Anlage mit Nebengebäuden von 1898–1900. Schräggestellter Eckrisalit mit Haupteingang (zweistufiges Säulenportal mit Blendgiebel), polygonalen Ecktürmchen und Zwerchhaus. Am Südflügel ein hoher oktogonaler Treppenturm mit Laterne und Faltdach.
Ehem. Gymnasium Josephinum (Nansenstr. 3), jetzt Stadtverwaltung. Der eindrucksvolle Bau 1838–41 in Anlehnung an italienische Renaissancepalazzi des 15. Jh. von Aemilius Schmidt errichtet. An den Längsseiten neun und an den Stirnseiten sechs Fensterachsen. Drei Geschosse und Mezzaningeschoß mit differenzierter Putzgestaltung (Quaderung). Die rundbogigen Fenster in den oberen Geschossen mit Pilasterrahmung. Dachgesims auf stark hervortretenden Konsolen; flaches Walmdach. – Repräsentatives Vestibül mit Kreuzgratgewölben und kassettiertem Tonnengewölbe vor dem Treppenaufgang. Im Inneren teilweise verbaut.
Ehem. Haus der Freimaurerloge (Johannisgraben 12), jetzt Fachschule für Sozialpädagogik. Niedrige, klassizistische Dreiflügelanlage, 1802–04 von Heinrich Wilhelm Schmidt für die Altenburger Freimaurerloge „Archimedes von den drei Reißbrettern“ errichtet. Am Hauptflügel Mittelrisalit mit vier toskanischen Halbsäulen, Gebälk und Giebel. Am Giebelfeld Sitzfigur des Archimedes und Inschrift mit dessen legendenhaft überlieferten letzten Worten: „Noli turbare circulos“. Die Innenarchitektur nur fragmentarisch erhalten.
Landestheater (Theaterplatz 19). Als Herzogliches Hoftheater von Otto Brückwald aus Dresden unter Mitwirkung des Wiener Architekten Ferdinand Feller 1869–71 als Ersatz für das (später abgebrochene) Schloßparktheater errichtet. Halbkreisförmiger Zuschauerraum mit zweigeschossigem Umgang in Anlehnung an den ersten Dresdner Theaterbau Gottfried Sempers. E. 19./A. 20. Jh. mehrfach größere Umbauten; wohl schon 1882 der Umgang durch Anfügung eines großen, dem Theaterplatz zugewandten Foyers und durch eine kleinteilige eklektizistische Fassadendekoration erheblich verändert. Die östl. Seitenfront wohl noch im urspr. Zustand. Erhöhung des Bühnenhauses 1938; seit 1993 Instandsetzung. Zuschauerraum mit drei Rängen für ca. 1100 Besucher.
Lindenau-Museum (Schloßpark). 1873–76 von Julius Richard Enger nach den modernsten Prinzipien des Museumsbaus als Blickpunkt an der zum Bahnhof führenden Wettiner Straße errichtet. Wohlproportionierter Neurenaissancebau in der Nachfolge Gottfried Sempers, bestimmt für die von Bernhard August von Lindenau der Stadt Altenburg gestifteten Kunstsammlungen als Bestandteil einer komplexen künstlerischen Bildungsstätte, wie sie Lindenau schon seit 1846 mit seinem Privatmuseum auf dem >>Pohlhof zu verwirklichen versucht hatte. 1992/93 Fassadenrestaurierung. – Dreigeschossiges Gebäude mit streng axialsymmetrischer Gliederung und großen Rundbogenfenstern auf einer Terrasse am Nordhang des Schloßparks. An Sockel- und erstem Obergeschoß Quaderung. Mittelrisalit mit Freitreppe und offener Vorhalle in Höhe des ersten Obergeschosses sowie Säulen und Pilastern an beiden Obergeschossen. Abschließender Giebel mit weiblicher Allegorie, hinterlegt eine Attika mit Greifenfiguren. Dachgesims mit Balustrade; flaches Walmdach. Flache einachsige Eckrisalite mit Kuppeln. – In den Fensterzwickeln am zweiten Obergeschoß der Hauptfassade Medaillons mit den Porträts von sechs, im 19. Jh. hochverehrten Künstlern und Architekten der Antike und der Renaissance. Von links nach rechts: Raffael, Phidias und Donato Bramante sowie Peter Vischer, Albrecht Dürer und Michelangelo. Je zwei Medaillons zwischen den drei mittleren Fenstern an den Stirnseiten des Gebäudes mit Künstlern und Architekten des 19. Jh. An der Ostseite: Karl Friedrich Schinkel und Bertel Thorvaldsen, an der Westseite Peter Cornelius und Gottfried Semper. – Im ersten Obergeschoß dreischiffige, durch rundbogige Arkaden geteilte Ausstellungsäle mit abschließenden Kabinetten; im zweiten Obergeschoß drei parallele Säle, der mittlere mit Oberlicht. Zentrale, achteckige Vorräume verbinden auf jedem Stockwerk das rückwärtige Treppenhaus mit den Ausstellungsräumen. Beeinträchtigung der urspr. Raumdisposition durch Vermauerung einzelner Türen und Saalarkaden.
Naturkundliches Museum Mauritianum (Schloßpark). 1907/08 von Alfred H. Wanckel in Anlehnung an Orangeriebauten des Barock für die Sammlung der Naturforschenden Gesellschaft errichtet. 1968/69 Veränderungen am Dach und Vereinfachung der Fassaden. – Langgestreckter zweigeschossiger Bau mit polygonal hervortretendem Mittelpavillon an der dem Schloßpark zugekehrten Fassade. Im Erdgeschoß flache Putzpilaster mit figürlichen Kapitellen (Affen, Fledermäusen, Drachen u. a.). Neben dem Haupteingang zwei schmale Reliefs mit phantastischen Meerwesen. Im Treppenhaus Stuckdecke mit Tierdarstellungen, wie die Fassadenreliefs stark vom Jugendstil beeinflußt. – Vor dem Naturkundlichen Museum das 1894 nach Entwurf von Max Goldmann errichtete Denkmal für die aus Thüringen stammenden Naturforscher Christian Ludwig Brehm, dessen Sohn Alfred Brehm und Hermann Schlegel mit Porträtreliefs von Norbert Pfretzschner aus Charlottenburg.
Deutsche Bank, ehem. Herzoglich-altenburgische Landesbank (Burgstr. 19). Nach Entwürfen von Ernst Giese und Bernhard Schreiber 1862–65 in städtebaulich beherrschender Lage gegenüber der Bartholomäikirche errichtet. Dreigeschossige Dreiflügelanlage im Stil der italienischen Neurenaissance. Dominierend der schräge, dreiachsige Risalit an der Ecke Burgstraße/Friedrich-Ebert-Straße mit Freitreppe, Haupteingang und Säulenstellungen auf allen Geschossen. Abschluß mit einer flachen Attika, darauf Figurengruppe mit Saxonia als Schirmherrin von Wissenschaft und Kunst. An den Ecken Eroten mit Symbolen für Landwirtschaft, Industrie und Handel. Die Skulpturen vom Dresdner Bildhauer und Rietschel-Schüler Otto Fritzsche, 1867. Die Fassaden mit geschoßweiser Rustika- und Quaderverblendung. Zwischen den äußeren Fensterachsen des zweiten Obergeschosses Rücksetzung der Fenster und Rahmung durch halbrunde, kannelierte, korinthische Säulen. Eingangshalle mit Kassettendecke; repräsentativer Treppenaufgang.
Wohnhausbau. Braugartenweg 6, Eltern- und Wohnhaus des bedeutenden Malers und Grafikers Gerhard Altenbourg (1926–89). Freistehender, zweigeschossiger Putzbau von 1929. Am Westgiebel eine flache, ca. fünf Meter hohe Figuration aus Flachstahl, 1969 nach einem Entwurf des Künstlers entstanden. Decken, Wände und Türen im Inneren von Altenbourg mit Malerei und flachen Metallreliefs ausgestaltet.
Brühl 1, Palais Seckendorff. Repräsentatives Adelspalais, 1721–24 vom Altenburger Hofbaumeister Johann Georg Hellbrunn vermutlich nach Entwurf von David Schatz für den Generalfeldmarschall Reichsgraf Friedrich Heinrich von Seckendorff erbaut. 1991/92 Instandsetzung der Fassaden. – Zweigeschossige Dreiflügelanlage mit Mansarddach. Das Corps de logis zum Brühl, der kurze Südflügel zur Burgstraße gerichtet. Die Fassaden schlicht gehalten. Am Brühl reich ausgestalteter Mittelrisalit mit Torfahrt. Neben dem Tor zwei kleinere Portale mit profilierten Rahmen und hohen Bekrönungen, darin runde Nischen mit Cäsarenbüsten. Auf schräggestellten Pilastern seitlich des Tores volutenförmige Konsolen für einen geschwungenen Balkon im ersten Obergeschoß. Über der Balkontür reiche Bekrönung mit Monogrammkartusche und geschwungener Verdachung. Ober- und Mezzaningeschoß des Mittelrisalits durch Kolossalpilaster mit phantastischen, helmbesetzten Kapitellen zusammengefaßt. Am dreieckigen Giebelfeld Kriegstrophäen, zwei Wappenkartuschen und eine Krone; auf der Giebelspitze Adler und Tropaion. Die Skulpturen vom Altenburger Bildhauer Joseph Blühme. – Im Erdgeschoß dreischiffige Pfeilerhalle mit Durchfahrt zum Hof; darüber der Festsaal mit reicher Stuckdecke (Bandelwerk, militärische Symbole).
Im 18. Jh. Errichtung repräsentativer Bürgerhäuser vorzugsweise in der Johannisstraße, der alten Ausfallstraße nach Zeitz, die den Charakter einer städtischen Hauptstraße erhielt. Traufständige, überwiegend dreigeschossige Gebäude, einige mit viergeschossigem Mittelrisalit sowie Portal- und Fensterbekrönungen. – Das urspr. zweigeschossige ehem. Hotel „Stadt Gotha“ (Nr. 1) 1861 aufgestockt, um 1900 zum Geschäftshaus umgebaut. Die Rokokofassade 1993 restauriert – Nr. 4 einziges barockes Bürgerhaus Altenburgs mit einem wohl A. 18. Jh. entstandenen Erker. – Über dem Portal von Nr. 7, nach Fassadeninschrift 1716/17 von dem Hofbaumeister Edmund Hellmuth erbaut, gesprengter Giebel mit lagernden weiblichen Allegorien. – Nr. 16, stattlicher Barockbau mit aufwendigen Fensterbekrönungen an der mittleren und den äußeren Fensterachsen, um 1720/30 entstanden. – Das zweigeschossige Haus Nr. 17 E. 18. Jh. in klassizistischem Stil umgebaut. Heute nur noch das Portal mit dorischen Säulen erhalten.
Moritzstr. 6. Das prächtigste barocke Bürgerhaus Altenburgs, ein siebenachsiges, dreigeschossiges Gebäude, entgegen der überlieferten Datierung 1749 vielleicht schon um 1720/30 entstanden. Das Erdgeschoß durch Ladeneinbauten entstellt. Dreiachsiger Mittelrisalit mit flachen Kolossalpilastern, rhythmisch angeordneten Fensterbekrönungen, Festons und Dreieckgiebel. Im Giebelfeld zwei Kartuschen mit ovalen Fenstern. Der Balkon im ersten Obergeschoß wohl erst im 19. Jh. angesetzt.
Pauritzer Platz 2. Spätklassizistisches Stadtpalais, um 1860 für den Wollfabrikanten Theodor Schmidt erbaut, jetzt Kreisgesundheitsamt. Die feingliedrige Fassade des hohen, dreigeschossigen Gebäudes von bemerkenswerter Eleganz. Zwei Fensterachsen über dem rundbogigen Tor durch kannelierte Säulen und Pilaster mit Gebälk und abschließendem Giebel risalitartig zusammengefaßt. Zwischen den Fenstern bzw. Säulen zwei Medaillons mit Büsten antiker Götter.
Spalatin-Promenade 8, sog. Pohlhof. Alter Freihof, 1411 erstmals erwähnt. 1641 nach dem vormaligen Besitzer Paul Martin von Polheim erstmals Pohlhof genannt Von der urspr. geschlossenen Hofanlage nur noch Einzelgebäude erhalten. 1779 Geburtsstätte des bedeutenden königlich-sächsischen und herzoglich-altenburgischen Staatsmannes, namhaften Astronomen und Kunstsammlers Bernhard August von Lindenau. Zwischen Wohnhaus und Remise 1845/46 ein zweigeschossiges Ausstellungsgebäudes nach Plänen des Leipziger Architekten Adolf Geutebrück als Kunstmuseum und Kunstschule für von Lindenau errichtet; nach Eröffnung des >>Lindenau-Museums wieder abgebrochen. – Freistehender, zweigeschossiger Massivbau unmittelbar neben der (in Resten erhaltenen) Stadtmauer. Die Fassaden mit Ausnahme der Giebel schmucklos. An der Südseite ein durch drei breite, horizontale Bänder aus Formziegeln mit Vierpassornamenten gegliederter Staffelgiebel, entsprechend vergleichbaren sächsischen Bauten in Freiberg, Meißen und Zwickau um 1500 entstanden und wahrscheinlich 1847 in Teilen erneuert. Zwischen den Ziegelbändern bogenförmig geschlossene Nischen, deren urspr. Ordnung durch jüngere Fenster gestört wird. Auf den Giebelabsätzen kleine, durchbrochene Arkaden, die die dahinterliegende Dachschräge sichtbar lassen. Der zur Stadtmauer gewandte Nordgiebel nur mit Ziegelbändern dekoriert. Die Giebel wirken durch die Horizontalbetonung trotz gotischer Details schon renaissancehaft. Das Gebäude im Kern wahrscheinlich älter. – Westl. des Hauptgebäudes neugotische Remise, M. 19. Jh.
Teichstr. 12. Neben dem >>Rathaus das substantiell besterhaltene Renaissancegebäude der Stadt. A. des 17. Jh. von Wolf Rieth errichtet, 1740 verändert. Dreigeschossiges Haus von fünf Fensterachsen. Die seitliche Toreinfahrt mit flachen Quadern, die Ecken der Fassade mit Diamantquadern eingefaßt. Das mittlere Fenster im ersten Obergeschoß mit reicher, manieristischer Rahmung aus architektonischen und zoomorphen Formen (vgl. >>Sporengasse 2).
Sporengasse 2. Viergeschossiges, vielfach umgebautes Wohn- und Geschäftshaus. Die Fassade im wesentlichen von Wolf Rieth, um 1605 (Portalbekrönung mit Dat.). Im ersten und zweiten Ober-geschoß Fenstergiebel; die mittlere Fensterachse durch manieristi-sche Rahmungen hervorgehoben (vgl. >>Teichstr. 12). Wohl im 18. Jh. aufgestockt; das Erdgeschoß im späten 19. Jh. vollständig umgebaut.
Uhlandstr. 8 /10, Doppelhaus Döberitz-Möbius. Nach Entwurf des Geraer Architekten Thilo Schoder 1927/28 errichtet. Zweigeschossiger Putzbau mit Backsteinbändern und Flachdach im Stil der Neuen Sachlichkeit. Die Rückseite des Baukörpers abgestuft.
Wallstr. 4. Wohn- und Geschäftshaus im Jugendstil, um 1905 für den Fischhändler Kamprath nach einem Entwurf von Karl Zimmermann, Leipzig, ausgeführt. Asymmetrisch gegliedertes Erdgeschoß mit Werksteinverblendung und wellenartig schwingendem Kaffgesims. Schönes, originales schmiedeeisernes Tor. Die beiden oberen Geschosse mit übergreifender, axialsymmetrischer Lisenengliederung aus hellem Backstein, Putz und Kunststein. Mittiges Zwerchhaus mit farbigem Gemälde auf Keramikfließen (Fischer und Nymphe).
Bahnhof (Wettiner Straße). Als Ersatz für einen weiter südl. gelegenen Bahnhof 1876–79 von Emil Lehnert, Dresden, errichtet. Hauptgebäude aus drei dreigeschossigen Pavillons mit zweigeschossigen Verbindungstrakten. Am mittleren Pavillon, zwischen Eckrisaliten mit geschwungenen Zeltdächern der von Säulen und Pilastern flankierte Haupteingang. Darüber ein verkröpftes Gesims und zwei Skulpturen (Personifikationen von Feuer und Wasser) sowie eine Wappenkartusche mit sächsischem Wappen. In der zentralen Schalterhalle und in den Verbindungsgängen zu den Eckpavillons Stuckdekoration mit überwiegend klassizistischer Ornamentik.
Alte Wasserkunst (Kunstgasse 25). 1844 vom Altenburger Baumeister Wagenbreth anstelle eines Vorgängerbaus errichtet und bis 1878 genutzt. 1994 restauriert. Monumentales Bauwerk von acht Geschossen im Stil der italienischen Renaissance. Südl. ein dreigeschossiger Anbau wohl aus derselben Zeit mit schmaler, eingeschossiger Kolonnade an der Giebelseite.
Brauerei (Brauereistr. 20). Zweiteiliger Baukörper mit sehr bewegten, von Neubarock und Jugendstil geprägten Dachformen, 1912/13 von Ganzelmüller aus Freising.
Schloßpark. 1593/94 im Anschluß an den herzoglichen Küchengarten auf dem bewaldeten Höhenrücken östl. des Schlosses, der sog. Leiste, angelegt. Unter Bewahrung des alten Baumbestandes mehrfach erweitert und verändert. Auf Anregung des herzoglichen Kammerpräsidenten Hans Wilhelm von Thümmel 1787 die Umgestaltung und Erweiterung der regelmäßigen barocken Anlage im Sinne der englischen Gartenarchitektur begonnen. Zwischen 1827 und 1839 unter dem Einfluß Peter Joseph Lennés in der gegenwärtigen Form als Landschaftspark neugestaltet. Im 19. und frühen 20. Jh. verschiedene öffentliche Gebäude an den Parkrändern errichtet (>>Herzogin-Agnes-Gedächtniskirche, >>Lindenau-Museum, >>Naturkundliches Museum). Von den im 18. Jh. um- oder neugebauten höfischen Parkgebäuden nur zwei erhalten: Teehaus. Stattlicher, zweigeschossiger Putzbau auf kreuzförmigem Grundriß, zwischen 1706 und 1712 wahrscheinlich nach Plänen von Johann Heinrich Gengenbach erbaut. Von der Westseite aus zwei Freitreppen über Nord- und Südseite zum Obergeschoß hinaufgeführt. Im Obergeschoß hoher, auf einer Nord-Süd-Achse ausgerichteter Saal mit zwei, durch Säulenstellungen abgetrennten Nebenräumen. Voutendecke mit hervorragender, figürlicher und ornamentaler Stuckdekoration von Domenico Castelli und allegorischen Deckengemälden von Carlo Ludovico Castelli. – Orangerie. Mittelpavillon mit Haupt- und Mezzaningeschoß, vermutlich auch 1706–12 entstanden, später durch eingeschossige Seitenflügel erweitert. Das Hauptgeschoß des Mittelpavillons durch toskanische Pilaster und Säulen sowie einem Gebälk mit Metopen-Triglyphen-Fries gegliedert. – Nahe dem Teehaus Schillerdenkmal von 1905. – An der Südostecke der Parkanlage der große herzogliche Marstall, 1846–51 unter Verwendung einzelner neugotischer Architekturelemente im Rundbogenstil errichtet. Gestreckter zweigeschossiger Putzbau mit ausladenden querrechteckigen Kopfbauten und östl. angefügter Reithalle. Heute durch Umnutzung in Teilen stark verändert.
Skatbrunnen (Brühl). Auf einer kleinen Terrasse mit schönem Jugendstilgitter ein kräftiger Pfeiler mit zwei ovalen Brunnenschalen, bekrönt von einer Bronzegruppe mit den vier raufenden Wenzeln (Unter, Buben). 1903 zur Erinnerung an die Erfindung des Skatspiels in Altenburg vom Münchner Bildhauer Ernst Pfeifer geschaffen; 1992/93 restauriert.
Lindenau-Museum (Schloßpark). Sammlung antiker Vasen und Keramik, außerordentlich bedeutende Sammlung italienischer Malerei vom 13. bis zum frühen 16. Jh. (u. a. Massacio, Botticelli), europäische Kunst der Neuzeit, Sammlung von Gipsabgüssen, graphische Sammlung und Lindenau-Bibliothek.
Naturkundliches Museum Mauritianum (Schloßpark).
Schloßmuseum und Spielkartenmuseum im Schloß.

Ihre Nachricht zum Objekt

Sie haben Informationen oder Fragen zu diesem Objekt?