COSWIG / Alte Ev. Pfarrkirche St. Peter und Paul
Alte Ev. Pfarrkirche St. Peter und
Paul (
Ravensburger Platz
). Prachtvolle Saalkirche mit schwerem Westturm, 1497
erbaut unter Förderung des Nickel Karras, eines
örtlichen Lehenträgers der Meißner Bischöfe auf deren nordwestlich der
Kirche ehem. gelegenen Gutshof (Karrasburg). 1611 Erhöhung von Kirche und Turm, Herstellung der
Turmziergiebel, Dächer, der hölzernen Saaldecke, der Emporen und des
Gestühls. Wegen Raummangel 1735 Ausbruch eines
Teils der Ostwand des Schiffs und Verlegung des Orgelplatzes in das
Turmgeschoß, aus gleichem Grund im 18. Jh.
Betstubenanbauten. 1912
Innenrestaurierung. 1982 Diebstahl der spätgotischen Altarfiguren, seit 1991 Innenrestaurierung.
Putzbau mit dreiseitigem Schluß und Satteldach. Nachgotischer Trauffries und
Eckquaderungen von 1611, gleichzeitig die breiten nachgotischen
Spitzbogenfenster mit Mittelpfosten. Spitzbogiges spätgotisches Südportal
aus Sandstein, die Beschläge erhalten, am Bogen die Wappen der von
Pöllnitz und der von Karras sowie
Inschrift, die den Stifter „Nikkel Karis“ und die
Jahreszahl 1497 nennt. An der Südseite Inschrifttafel aus Sandstein, die an
die Kirchenerhöhung erinnert und die Traufhöhe des älteren Baus anzeigt. An
der Nordseite des Chors Sakristei, nach Westen schließen sich zwei Betstuben
mit Walmdach am Saal an, in gleicher Art eine solche an der Südseite.
Westturm über quadratischem Grundriß, Glockengeschoß mit schmalen
gedoppelten Rundbogenfenstern, Satteldach mit Ziergiebel, die in vier Zonen
durch gemauerte und verputzte Pilaster und Gesimse gegliedert sind und denen
gezogene Voluten aufsitzen; oberer Abschluß jeweils durch einen
Dreieckgiebel, spätgotisches Turmportal.
Das Innere geprägt von der reichen, malerisch wirkenden, z.T. volkstümlichen
Ausgestaltung
von 1611 bis zum späten 18. Jh., unter Einbezug des spätgotischen
Flügelaltars. Die Kassetten-Leistendecke bemalt in
Kalk-Kaseintechnik mit Apostelfiguren, die aus Nischen vortreten, über dem
Altar mit schwebenden Engeln, die Schriftbänder und Notenblätter halten,
über der Orgel solche mit Musikinstrumenten; das Mittelbild der Decke in der
Größe von vier Normalfeldern, mit Darstellung der Auferstehung der Toten.
Auf weiteren Kassetten über dem Chor Verkündigung an Maria, kursächsisches
Wappen sowie Raute; über der Orgel David, Jephta mit seinen Kriegern, ein
Engel, Gottvater auf dem Thron. Die Leisten mit farbigen Ornamenten bemalt,
von ihren Kreuzungspunkten vergoldete Zapfen herabhängend; am umlaufenden
Gesims längs der Wand lange Inschrift. – Zweigeschossige
Emporen an der gesamten Nordseite, die obere, deren
Balken mit Diamantquadern und Zahnschnittfriesen verziert sind, in die
jetzige Position versetzt 1735, ihre Brüstungsfüllungen
gleichzeitig abwechselnd mit Marmorierungen und Kartuschen bemalt. Die
untere Nord-, die West- und die kurze, nur bis zum ersten Fenster von Westen
reichende Südempore 1735 erneuert mit barocken
Holzstützen und profilierten Fuß- und Brüstungsbalken. Die
Brüstungsfelder dieser Empore von 1611,
gleichzeitig
bemalt mit einem
Passionszyklus, der mit dem Abendmahl an der
Südseite beginnt und mit Christi Auferstehung im Ostteil der unteren
Nordempore endet. Der Zyklus, ebenfalls in Kalk-Kaseintechnik, ist wohl
demselben Meister zuzuschreiben, der die Decke bemalte. Sein Passionsthema
ist inhaltlich verbunden mit der zentralen Darstellung der Auferstehung der
Toten an der Decke, die von Aposteln und Engeln bezeugt wird. –
Gestühl mit profilierten Wappen, teilweise im 19. Jh. verändert, mit Bemalung. – Im Chor
schrankartige
Betstuben aus Holz, mit floraler Bemalung.
Wandmalerei: Reste floral-ornamentaler Rahmung der
Fenster, großes sächsisches Gesamtwappen an der Südwand von
1611, daneben über der Betstube ein weiteres Wappen bez. G
R (vermutlich Georg Rühle). An der Chornordseite
Sakramentshäuschen mit ornamentaler Rahmung.
Sakristei mit Spitzbogentonne, ihre eisenbeschlagene Tür im spätgotischen
Sandsteingewände mit geschmiedeten Bändern und Sicherung durch acht
Schlösser.
Ausstattung: Der
Altar ist eine einzigartige 1611 geschaffene Kombination aus dem um
1497 aufgestellten spätgotischen Flügelaltar mit einer Predella
und einem Auszug in Renaissanceformen. Der Schrein aus Holz, farbig und gold
gefaßt, und sein völlig geöffnetes Flügelpaar werden in dieser Position von
einem Gesims überfangen, welches den Auszug trägt. An der Predella zwischen
zwei Postamenten ein Gemälde mit Abendmahlsdarstellung vom Maler der Decke.
Der Schrein mit geschnitzten, vergoldeten Maßwerkvorhängen und -galerien,
seine drei Schnitzfiguren, Maria, begleitet von Barbara und Katharina, um
1500, verloren, ebenso die in den zweizonigen, ebenfalls mit Maßwerk
gezierten Flügeln in Dreiergruppen angeordneten 12 weiteren Heiligenfiguren
dieses urspr. Vierzehn-Nothelferaltars mit der Gottesmutter im Zentrum. Im
Auszug zwischen Pilastern ein Gemälde mit der Taufe Christi, auf dem
bekrönten Postament mit seitlichen Volutenläufen ein Pelikan. – Gefaßte
Holzkanzel, bez. 1612, der von einer Säule
getragene achteckige Korb mit kleinen toskanischen Säulen, in den
Brüstungsfeldern gemalte Darstellungen der Evangelisten. – Klotzige
Taufe aus Sandstein in der südlichen Betstube, wohl
spätromanisch; Taufe von 1718 heute in der neuen Kirche. –
Orgelprospekt im zur Kirche geöffneten Turmobergeschoß,
A. 17. Jh., angeblich aus dem Dresdner Schloß,
schrankartig, in zwei Geschossen, 1735
das Werk überholt, der Prospekt erweitert, dabei die darüberliegenden
Deckenfelder angehoben. Das vergoldete
Rankenwerk am oberen
Teil 1735, die Bemalung des Prospekts in Grau und Weiß, mit
blauen Füllungen und Feldern mit Rokokokartuschen, Blüten und Palmenzweigen
1760/70. – Im Chor spätgotischer geschnitzter
Kruzifix,
E. 15. Jh.