DRESDEN-DRESDEN-ALTSTADT / Gemäldegalerie
Gemäldegalerie (
Theaterplatz 1
). Als Gehäuse einer der großen Bildersammlungen Europas
konzipiert, ist die Gemäldegalerie ein Hauptwerk des Museumsbaus im
19. Jh. Nach jahrelanger Überprüfung verschiedener Standorte für den Bau
eines „Neuen Museums“ 1847–55 als nördlicher Abschluß des
>> Zwingerhofes von Gottfried
Semper als Sandsteinbau unter Verwendung
unterschiedlicher Steinarten errichtet. Das Innere mehrfach erneuert,
um 1928 Ausbildung eines
Souterraingeschosses an der Zwingerseite statt der bis dahin vorhandenen
Rasenböschung. 1945 vor allem im
westlichen Teil stark beschädigt; 1955–59 wiederaufgebaut, dabei Einfügung des sog.
Gobelinsaals und eines Treppenhauses im westlichen Teil.
Denkmalpflegerische Wiederherstellung 1988–92, dabei Wiederherstellung einer Rasenböschung zum
Zwingerhof. Rekonstruktion des Kuppelraumes im Obergeschoß und
Neuausmalung der Innenräume aufgrund von Resten und nach Vorlagen
Carl Gottlieb Rolles unter
Leitung von Matthias Schulz.
Äußeres: In der Stilwahl – italienische Hochrenaissance – und in der Wiederaufnahme von
Architekturmotiven wie der Reihung von Rundbogenfenstern bezog sich
Gottfried Semper auf Pöppelmanns Zwinger, jedoch sollte der
„Kunsttempel“ eine höhere Würde ausstrahlen. Nach dem Willen der
Galeriekommission „stellt sich das Museum als das Hauptgebäude des
Zwingers nicht nur durch seine die Umgebung überwiegende Masse, sondern
auch den höheren Ernst des Stiles dar. Die Arkaden und Pavillons umher
erscheinen nur wie zum festlichen und heiteren Schmuck für den edleren
Kunstpalast ausgeführt.“ Die Raumorganisation weitgehend von Klenzes Alter Pinakothek in München
abgeleitet, in der Mitte des Obergeschosses eine Folge von
Oberlichtsälen, an der Südseite eine urspr. für zeitgenössische
Wandmalereien bestimmte Galerie, an der Nordseite zweigeschossig
Kabinette. Gottfried Sempers Idee,
den Bau in der Mitte als „Tribuna“ auszubilden und mit einer Kuppel zu
krönen, war mit einem Durchgang in der Achse des Kronentores zu
kombinieren. An der Seite zum Zwingerhof Reihung von Rundbogenfenstern
in beiden Geschossen, im Erdgeschoß in die Rustizierung eingeordnet, im
Obergeschoß von ionischen Säulen flankiert, zwischen den Fensterachsen
je eine korinthische Halbsäule. Steigerung der Mitte durch eine
doppelgeschossige Triumphbogenarchitektur mit reichem plastischen
Schmuck und Widmungsinschrift. Abschluß der Architektur durch
Balustraden; die Mitte betont durch eine flache Kuppel über achteckigem
Tambour. Die Fassade zum Theaterplatz von größerem Ernst und
gravitätischer Strenge, das Erdgeschoß gleichfalls rustiziert, das
Obergeschoß zart gequadert, jedes zweite Fenster ädikulaartig gerahmt,
betonte Eckrisalite, der Mittelrisalit mit doppelgeschossigem
Triumphbogenmotiv. Von besonderem Reiz die Seitenfassaden mit dem die
drei Fenster des Obergeschosses verbindenden Ädikulamotiv. Der
bildhauerische Schmuck in einem ikonographisch eigenwilligen Programm –
wohl nach Ideen Sempers – auf der
Zwingerhofseite den christlichen Bildmotiven gewidmet, die
Theaterplatzseite den antiken, letztere repräsentiert durch die
Standfiguren von Phidias, Perikles, Lysipp und Alexander dem Großen
sowie die Zwickelreliefs am Mittelfenster mit den Reliefs von Hesiod
links und Homer rechts. Diesem Dichter die antiken Halbgötter und Heroen
in den Zwickeln der Fenster des Obergeschosses rechts zugeordnet, jenem
die griechischen Göttergestalten links. In die hohe, von der Balustrade
abgeschlossenen Attika über jedem zweiten Fenster ein Tondo mit Relief
einer antiken Muse. Der bildhauerische Schmuck der Theaterplatzseite von
Ernst Rietschel, der der
Zwingerhofseite von Ernst Julius
Hähnel. Die christliche Thematik auf zwei Künstler der
italienischen Renaissance bezogen, links Raffael, rechts Michelangelo,
beide im Obergeschoß des Mittelrisalits als Standfiguren, darüber Tondi
mit Reliefs von Pegasus und Sphinx. Die Zwickelfiguren der
Obergeschoßfenster rechts mit Gestalten des AT und links des NT. Als
Standfiguren vor der Attika von West nach Ost Dante, Giotto, Holbein,
Dürer, Cornelius und Goethe, die Reliefs beiderseits der Inschrift mit
Jakobs Traum von der Himmelsleiter und dem Kampf Jakobs mit dem
Engel.
Inneres: Die drei Portalöffnungen des Mittelrisalits führen von beiden Seiten in einen zentralen
achteckigen Raum mit flacher Kuppel, der als Verteilerraum für das ehem.
Mengsische Museum im östlichen Teil des Erdgeschosses und in das
Vestibül der Gemäldegalerie im westlichen dient. Über den Zugängen
Hochreliefs mit der Darstellung des Prometheus östlich und von Amor und
Psyche westlich, beides hervorragende Werke von Ernst Rietschel. Das ehem. Mengsische Museum – heute
Rüstkammer – fünfschiffig mit Kreuzgratgewölbe über ionischen Säulen im
mittleren und den beiden äußeren Schiffen, Quertonnen über den Jochen
der schmaleren Schiffe dazwischen. Durch Querwände, die nur im Bereich
der Zwischenschiffe in jedem dritten Joch ausgebildet sind, entsteht ein
rhythmisch gegliederter Raum von hoher Eleganz. Die Ausmalung in grünen,
roten und grauen Tönen – ehem. von Carl Gottlieb
Rolle – rekonstruiert, original zwei westliche
Lünettenbilder, grisailleartige
Reliefs vortäuschend mit
der sinnbildlichen Darstellung von Architektur, Skulptur und Plastik;
alle anderen sich auf die ehem. hier ausgestellten Werke beziehenden
Bilder und kleine
Bildeinsätze sowie
die Grisailleornamente mit Ausnahme des noch originalen östlichen
mittleren Joches 1991/92
rekonstruiert. Den Auftakt für das Raumerlebnis der Gemäldegalerie
bildet das Vestibül, ein kreuzgratgewölbter Raum mit seitlichen
Quertonnen; an den Pfeilern und Wänden ein Relieffries, an der Südseite
die Entwicklung der deutschen und niederländischen Kunstgeschichte, an
der Nordseite der italienischen Kunstgeschichte darstellend; die
Reliefs der Nordseite von Hermann Knaur, die der Südseite von Johannes Schilling. Über dem Fries Tondi
mit allegorischen Darstellungen europäischer Kunststädte, ebenfalls von
Knaur und Schilling. Die ornamentale Grisaillemalerei mit
Bildeinsätzen hier und im Treppenhaus rekonstruiert. Südlich des
Vestibüls ein von Podesten unterbrochener feierlicher Treppenlauf ins
Obergeschoß. Er führt in den sog. Entrée-Saal, der den um die Künste
verdienten Wettinern als Stiftern der Galerie gewidmet ist. Urspr.
weitere Treppen seitlich der Tribuna zu den Kabinetten im zweiten
Obergeschoß angeordnet, seit 1956 ein direkter Eingang vom Entrée-Saal
in die achteckige Tribuna, die für die Hauptwerke bestimmt, wegen
schlechter Belichtung aber museologisch stets problematisch geblieben
ist. In den Ovalfeldern der Kuppel rekonstruierte Bilder der Tages- und
Jahreszeiten, ehem. von Theodor Große
und Carl Wilhelm Schurig. Der
Fußboden der Tribuna wegen des Kuppelraums darunter höher als in den
beiderseits anschließenden Oberlichtsälen, deren Vouten nicht mehr ihre
hohe Originalform besitzen; hier die historischen Bildmotive z. T. nach
Vorlagen Carl Gottlieb Rolles
wiederhergestellt. Die Räume des ehem. Kupferstich-Kabinetts im Westteil
des Erdgeschosses seit 1956 großenteils vom Gobelinsaal eingenommen.
Im Winkel zum Nymphenbad des Zwingers, an die Gemäldegalerie westlich anschließend ein
eingeschossiger gewölbter Bau mit Resten der originalen
Ausmalung aus der M. des 19. Jh. (urspr.
Teil des Kupferstich-Kabinetts, heute Café).