DRESDEN-DRESDEN-ALTSTADT / Taschenbergpalais

Taschenbergpalais, heute Hotel ( Taschenberg 3 ). Das 1945 ausgebrannte Palais zeigt die Konzeption zwei wesentlicher Bauphasen, A. 18. Jh. und M. 18. Jh., beide waren für die Dresdner Architekturgeschichte von erheblicher Bedeutung.
Zwischen Taschenberg und Kleiner Brüdergasse, in unmittelbarer Nähe des Residenzschlosses, zu dem es funktionell in Beziehung stand, errichtet, gehört es als barocker Prachtbau zu dem Gebäude-Ensemble um den Theaterplatz. Mehrmals war es Thronfolgerresidenz und Residenz des Kurfürsten von Sachsen. Wiederaufbau 1992–95.
Umfangreicher, mehrflügeliger Baukomplex um den mittig angelegten Großen Hof und weitere fünf Höfe errichtet. Beim Wiederaufbau sollte neben der Außenarchitektur auch die innere Struktur erhalten bzw. weitgehend wiederhergestellt werden; in Einzelheiten konnte dem originalen Bau nicht entsprochen werden. Von diesem die Keller, die auf Vorgängerbauten zurückgehen, im Hauptvordergebäude, im östlichen und westlichen Seiten- bzw. Flügelgebäude und westlich des Großen Hofs erhalten. Unter Einbeziehung originaler Bausubstanz vom Hauptvordergebäude die Fassade, das Erdgeschoß, erstes und zweites Obergeschoß und Teile der drei Vestibüle mit der Treppenanlage wiederhergestellt; ferner das östliche Seiten- und Flügelgebäude sowie das westliche Seitengebäude mit den Ehrenhöfen und der Große Hof. Der zerstörte Westflügel und das zerstörte Haupthintergebäude mit dem Sophienhof sind in ihrer Gestaltung verändert wiederaufgeführt, so auch die beiden weiteren Höfe und der über zwei Geschosse reichende Raum der ehem. Kapelle im Haupthintergebäude. Das teilweise erhaltene Blaue Kabinett wurde rekonstruiert. Ebenfalls rekonstruiert wurden die hohen, mit Walmdächern abwechselnden Mansarddächer.
Das nördlich am Taschenberg gelegene Hauptvordergebäude wurde 1705–08 als wesentlicher Teil eines Stadtpalais für Anna Constanze von Hoym (seit 1707 Gräfin Cosel) unter Einbeziehung des dort 1693/94 entstandenen Haugwitzschen Hauses errichtet; östlich schloß sich ein Garten an. Die 1706/07 erworbenen drei Bürgerhäuser an der Kleinen Brüdergasse zusammen mit dem West- und Südflügel des Einsiedelschen Hauses in den Palaiskomplex einbezogen. Als Architekten sind Johann Friedrich Karcher und möglicherweise Christoph Beyer anzunehmen. 1715/16 erhielt das Palais teilweise eine neue Einrichtung und trug dann die Bezeichnung „Türkisches Haus“. 1718–20 erfolgten für das Kurprinzenpaar auf Veranlassung Augusts des Starken Erweiterungs- und Einrichtungsarbeiten, wohl unter maßgeblicher Mitwirkung von Matthäus Daniel Pöppelmann mit Raymond Leplat. 1747–50 umfangreiche Umbauten und Innenausstattung unter Leitung von Johann Christoph Knöffel für die kurprinzliche Hofhaltung, vor allem Gestaltung des Appartements der Kurprinzessin Maria Antonia (Tochter Kaiser Karls VII.). Ab 1756 das Palais durch Julius Heinrich Schwarze und ab 1764 durch seinen Amtsnachfolger Christian Friedrich Exner erneut erweitert: Errichtung des westlichen Seiten- und Flügelgebäudes mit davor gelegenem Ehrenhof sowie der Bauten um den an der Rückseite des Hauptvordergebäudes angrenzenden Großen Hof (1763–67). Das östliche Seitengebäude mit Ehrenhof ab 1763 erbaut. Zahlreiche Räume erhielten in dieser Zeit kostbare Rokokointerieurs, einige unter Einfluß des bayerischen Rokoko. 1764/65 entstand zusammen mit dem neuen Haupthintergebäude die Hauskapelle, deren Innenausstattung eine der reifsten Leistungen des Dresdner Rokoko darstellte. Die dekorative Gestaltung, vermutlich auf Einfluß von François de Cuvilliés d. Ä. zurückgehend, wies eine über Wand und Decke sich spielerisch ausbreitende Ornamentik auf. Weitere Veränderungen 1843–48 durch Otto von Wolframsdorf; mit Errichtung des Südosttrakts 1854–57 hatte das Palais seine bis 1945 erhaltene Gesamtgestalt gefunden.
Die über 19 Achsen sich erstreckende viergeschossige Nordfassade (Hauptfassade) des Hauptvordergebäudes ist durch einen sieben Achsen breiten Mittelrisalit sowie zwei dreiachsige Seitenrisalite gegliedert, die jeweils nur leicht hervortreten. Den Mittelrisalit zeichnet reiches Stuckornament in leichter, lebendig gestalteter Lineatur aus, das ein Bindeglied zwischen der Ornamentik des >> Palais im Großen Garten und des >> Zwingers darstellt. Stärkere Plastizität erhält die Fassade durch die Schrägstellung der Säulen am Portal und den darüber vorschwingenden Balkon. Die östliche Fassade des Hauptgebäudes, urspr. Gartenfassade, mit flachem, dreiachsigem Mittelrisalit, an diesem ebenfalls zartes Stuckornament, mit kleiner Balustrade abgeschlossen. Die späteren, gleichfalls viergeschossigen Seitengebäude um die Ehrenhöfe gewinnen durch die Eckausrundungen eine bewegte Fassadenführung und sind mit illusionierter strenger Lisenengliederung und Spiegeln, am westlichen Seitengebäude auch mit zurückhaltendem Stuckornament versehen. Ziergitter der Rundbogenfenster geben den Fassaden Ausdruck höchster Eleganz. Der westliche Ehrenhof mit zwei Eckbrunnen, Kopien nach Gottfried Knöffler: Felsen- und Muschelwerk mit Triton bzw. Nereide, auf den rückwärtigen Mauern Putten. Die Torpfeiler ebenfalls mit Putten, die des westlichen Ehrenhofs aus der Werkstatt Knöfflers (z. T. Kopien), die des östlichen von Karl Gottlob Beyer, 1848. Der Große Hof – beherrscht von dem viergeschossigen Hauptvordergebäude, während die Fassaden beider Flügelgebäude und des Haupthintergebäudes dreigeschossig aufgeführt sind, und symmetrisch vereinheitlicht durch die Eckausrundungen der Flügel – in seiner geschlossenen Gestaltung eine großartige Leistung Schwarzes. Das Haupthintergebäude ziert ein prächtiger, mit Stuck und Ziergittern versehener dreiachsiger Mittelrisalit, die kühl-elegante Hoffassade verrät den Einfluß des französischen Barock-Klassizismus: vor dem hohen Mansarddach kartuschenartig gerahmtes Ovalfenster mit Vasenaufsatz und Putten, rechts und links davon Mars und Minerva von Gottfried Knöffler. Gegenüber die schlichte Hoffassade des Hauptvordergebäudes, ihre Mittelachse akzentuiert durch ein Portal mit darüber liegendem Balkon und einem gesprengtem Giebel. Im Erdgeschoßbereich acht Hermenpilaster als Leuchtenträger (z. T. Kopien, die Originale im Innern) von und nach Pierre Coudray und Gottfried Knöffler. Die viergeschossige Südfassade des Haupthintergebäudes zur Kleinen Brüdergasse zeigt an der Stelle der ehem. Bürgerhäuser einen barockisierenden Neubau, die übrige Front mit schlichter, illusionistisch gemalter Lisenen- und Spiegelgliederung; westlich der veränderte und teilweise überbaute Sophienhof.
Im Innern des Hauptgebäudes sind die drei Vestibüle wiederhergestellt, die durch das Hauptportal und zwei Seitenportale zu betreten waren. Ein das Gebäude längs teilender Korridor trennt sie von dem großen, beiderseits vierläufigen Treppenhaus. Die Treppenanlage zählte zu den bedeutendsten im Dresden des 18. Jh. Einzelne Joche der überwölbten Vestibüle und des Korridors weisen noch Stuckornamente auf. Im zweiten Obergeschoß Rudimente des sog. Blauen Kabinetts erhalten. Rundbogenfenster und Türnischen sind in die architektonische Wandgestaltung einbezogen: das Rundbogenmotiv ist das bestimmende Strukturelement des Kabinetts, während schlichte, rahmende Stuckaturen die Wände gliedern. Der Kamin mit reichem, plastisch gearbeitetem Gewände (Kopie).

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