ESSEN-WERDEN / Kath. Pfarrkirche St. Luzius
Kath. Pfarrkirche St. Luzius,
Nebenkirche von St. Liudger (
Heckstraße
): Als Eigenkirche des abteilichen Fronhofs entstanden, bis
1803 Filiale der Abteikirche. Nördl. des Abteibergs nahe des Ruhrufers
gelegen und bei Errichtung der Stadtmauer im 14. Jh. außerhalb der Stadt
geblieben. Der Gründungsbau von 995
durch Ausgrabung nachgewiesen als Saal mit Rechteckchor, niedrigen
Querflügeln und Dreiapsidenschluss (>> Köln, St. Pantaleon,
966–980).
Der bestehende Bau eine Bruchsteinbasilika mit Turmaufsätzen über den
Ostjochen der Seitenschiffe und flacher Decke. Der Chor dreiteilig aus
Hauptchor mit Halbkreisapsis und niedrigen Nebenchören in der Flucht der
Seitenschiffe. Der Westturm mit Vorhalle, in deren Erdgeschoss ein
großes Nischenportal liegt. Im Kern der 1065 geweihte
frühromanische Bau mit dem
1. H. 12. Jh.errichteten
Turm, an dessen Stelle urspr. ein Vorbau vermutet wird, zu dem Vorhalle
und Nischenportal gehört haben. 1467 Umbau
des südl. Nebenchors. 1760 Seitenschiffe mit Türmen niedergelegt. Nach
Profanierung 1803 das
Mittelschiff durch Einbau von Wohnungen entstellt. 1906 Halbkreisapsis über dem erhaltenen
Fundament neu aufgeführt; 1958/59 rekonstruierender Wiederaufbau, dabei Seitenschiffe
über Fundamenten, die östl. Turmaufsätze nach Spuren erschlossen, dem
Westturm wieder ein Glockengeschoss unter Pyramidendach aufgesetzt und
die Vorhalle erneuert.
Innen die verstümmelt überkommenen Mittelschiffswände aus dem 11. Jh.
mit paarweise von rechteckigen Blenden überfangenen Scheidbögen und
Stützenwechsel von Pfeilern und Säulen mit z. T. erneuerten Kapitellen
aus rotem Sandstein; über den östl. Seitenschiffsjochen
Rundbogenöffnungen mit eingestellter Doppelarkade zu jeweils einer
Emporenkammer in den rekonstruierten Türmen. Die Chorwände
dreigeschossig aufgebaut; über einer nur auf der Nordseite erhaltenen
Doppelarkade ein Nischentriforium und ein durch Pilaster mit bossierten
Blattkapitellen gegliederter Obergaden, entsprechend der Außengliederung
an Chorhaus und nördl. Nebenchor. Dessen Innenwände mit Muldennischen
und einer Ostapsis in Mauerstärke. Pilastergliederung, Nischen und die
Akanthus-Kapitelle (z. T. erneuert) der Wandpfeiler haben Parallelen am
Essener Münster (>> Dom), in der Liudgeridenkrypta der >>
Werdener Abteikirche und in der Doppelkapelle St. Peter und St. Johannes
Bapt. im Kloster zu Helmstedt. – Der Westturm in
beiden Geschossen kreuzgratgewölbt, das Erdgeschoss in Rundbogen, das
über Wandtreppen zugängliche Obergeschoss in erneuerter Dreier-Arkade
zum Kirchenschiff geöffnet.
Die dekorative
Farbfassung des Innenraums 1983–85 nach den um 1900 ermittelten
Befundresten; die Bemalung der
Holzbalkendecken von
1959. – Im Nischentriforium des Chors Reste romanischer
Wandmalereien
um 1150, so in den Nischen der Nordwand Standfigur des hl.
Luzius zwischen zwei Werdener Äbten, an der Südwand Standfiguren von
zwei weiteren Äbten in den seitlichen Nischen; Teile der Figuren urspr.
mit Kupferblechfolien belegt; der Figurenstil mit Parallelen im Kölner
Pantaleonsevangeliar (um 1140).