FREIE HANSESTADT BREMEN-INNENSTADT / Ev. Pfarrkirche St. Stephani

Ev. Pfarrkirche St. Stephani (Stephanikirchhof). Am westl. Ende der Düne, auf deren Rücken sich auch Dom und Unser Lieben Frauen erheben, gelegen. 1139 die um 1050 von Erzbischof Adalbert gestiftete Propstei zu St. Stephani mit der gleichzeitig gegründeten zu St. Wilha- di am Dom zu einem Kapitel „St. Wilhadi und Stephani“ zusammengeschlossen. Das Kapitel erhielt als zweite bremische Kirche Pfarrge- rechtigkeit. Ein Bau des 12. Jh. kann als dreischiffige Basilika mit östl. Querhaus und Chor mit geradem Abschluß rekonstruiert werden; eine Zweiturmfront wohl geplant, jedoch nur der südl. Turm und eine westl. Vorhalle mit zum Mittelschiff geöffneter Empore ausgeführt. 2. V. 13. Jh. Neubau als gewölbte Basilika. Nach großem Ansatz in Chor und Querhaus das Langhaus mit oblongen statt quadratischen Jochen zwischen Querhaus und alter Westfront eingespannt. Der Umbau zur Hallenkirche mit 4 auf 3 ungleichen Jochen nicht vor 2. H. 14. Jh. in formal ausgereifter Backsteingotik, dabei technisch so mangelhaft, daß sich daraus im 19. Jh. die Notwendigkeit des Neubaues des ganzen Langhauses ergab. Gleichzeitig mit dem Ausbau der Halle der Bau von 2 Chorkapellen (1944 zerstört). 1644-46 Verstärkung des Südturmes und Bau der für die Stadtsilhouette charakteristischen hohen Turmspitze. Deren Erneuerung nach einem durch Brand bedingten langjährigen Provisorium nach neugotischem Entwurf von /. E. und C. Polzin. 1888-91 führte C. W. Hase, Hannover, den schon aufgegebenen Bau auf die basilikale Grundform zurück, bei gleichzeitigem Ausbau der nie vollendeten Westfront. — 1944 fast ganz zerstört, wurde beim Wiederaufbau auf das südl. Seitenschiff verzichtet, während das nördl. nicht mehr in den Innenraum einbezogen wurde.
Vom Bau des 12. Jh. der Schaft des Südturms aus Portaquadern, geschoßweise durch Gesimse unterteilt; die mächtigen Stützpfeiler an den äußeren Ecken zum Schutz des vom Einsturz bedrohten Turmes im 17. Jh. zugefügt. Der Turmhelm vereinfacht wiederhergestellt, ebenso der Nordturm. — Weitere Reste des Baues aus dem 12.Jh. in der östl. Chorwand in der unteren Zone mit den 3 Rundbogenfenstern. Der Wandabschnitt darüber mit den 3 schmalen Chorfenstern gehört zur Basilika des 13.JI1., während der Backsteingiebel mit kleingliedrigen Nischen und geschoßweiser Unterteilung durch Stromschichten dem Ausbau zur Hallenkirche angehört. - Die Nordwand des nördl. Querhausflügels gehört bis zur Gesimshöhe zum Bau des 13. Jh., der dreigeteilte Giebel mit Kreis- und Rechteckblenden wieder zur Bauperiode des 14. Jh. Alle anderen Bauteile, wie auch die Ausstattung, sind neueren Datums.
Nach Kriegszerstörung und Wiederaufbau besteht der Kirchenraum nur noch aus Mittelschiff, Querhaus und Chor. Die Gewölbe des nördl. Querhausflügels alter Bestand, die von Chor und südl. Querhausflügel erneuert, während das Mittelschiff flach eingedeckt und im Geist der Wiederaufbauzeit der fünfziger Jahre ausgestattet wurde.