MAGDEBURG / Stiftsgebäude

Stiftsgebäude. Die Bauten romanischer Zeit, um 1129 bis um 1160, an der Nordseite der Kirche sind um den längsrechteckigen Kreuzgang angelegt: im Nordflügel das Refektorium, im Westflügel eine zweischiffige, zum Kreuzgang hin offene Halle (1945 zerstört, durch den heutigen Trakt mit Garderobe und Café ersetzt; im Dachgeschoß die sog. Klosterbibliothek), angeblich urspr. Sommerrefektorium; am Südflügel zum Seitenschiff der Kirche das sog. Poenitentiarium, (vgl. Stiftskirche zu >> Jerichow), zwei schmale tonnengewölbte Räume übereinander, der untere vom nördl. Querhausarm der Kirche her zugänglich, ferner die sog. Hochsäulige Kapelle. Vom Ostflügel ging das weit nach Osten reichende Dormitorium aus, das im Dreißigjährigen Krieg zerstört und in den Folgejahren bis zum 19. Jh. abgebrochen und durch Schulbauten ersetzt wurde.
Der Kreuzgang von 7 × 9 Achsen zweigeschossig. Das untere Geschoß, der eigentliche Kreuzgang zum Kreuzgarten hin mit großen Rundbogenöffnungen, in die rundbogige Drillingsarkaden über monolithischen Säulen oder Pfeilern unterschiedlicher Gestalt eingefügt sind, mit steilen attischen Basen, die Kapitelle ganz unterschiedlich dekoriert (vielfältige Blattwerkformen, Palmetten, Rosetten, gerillte Schilde der Würfelkapitelle), Sattelkämpfer. Kreuzgratgewölbe auf flachen Pfeilern, im Ost- und Südflügel einseitig Kämpfer. Das Material Grauwacke, die Kapitelle meist Sandstein. Im Nordflügel Epitaph des Tile von dem Dale mit Relief der Kreuzigung Jesu begleitet von den hll. Christophorus und Bartholomäus mit Stifter, E. 14. Jh. – Das Brunnenhaus („Tonsur“) am Ostflügel des Kreuzgangs gegen den Kreuzgarten gelegen, ein Rundbau, zweigeschossig, mit kräftigen Pfeilern zum Abfangen des Gewölbeschubs; kegelförmiges Steindach. Die rundbogigen Öffnungen nach Süden, Westen und Norden mit ihren eingestellten dreibogigen Arkaden ähneln denen des Kreuzgangs, doch mit größerer Spannweite, die Stützen Pfeiler mit Bündelpfeilern als Schäften, die Zier der Kapitelle reicher, auch anders. Im Innern kuppeliges Gewölbe mit Stichkappen über den Rundbogenöffnungen; die Halbsäulen mit Schildkapitellen. Das schlichte Obergeschoß, in dem ein Bibliotheks- oder Archivraum vermutet wird, mit zweischichtigem Mauerwerk, außen mit breiten Rundbögen, in die kleine Rundbogenfenster eingefügt sind. – Sog. Hochsäulige Kapelle. Zwischen Sanktuarium und südl. Kreuzgangflügel gelegene längsrechteckige, dreischiffige Halle unbekannter Zweckbestimmung (im Spätmittelalter Sakristei). Nach den Bauformen nach 1188 erbaut. In der Ostmauer drei hohe rundbogige Fenster, die Nordmauer zum Kreuzgang hin in drei rundbogige Biforien geöffnet, mit Säulenpaaren unter gemeinsamem Kämpfer. In der Westmauer Oculus mit Vierpaß auf den nördl. Querhausarm; der Durchgang im Zwickel zum Querhaus neu. An der Südwand Lisenen, vielleicht von der urspr. Gliederung der Außenseite des Chorquadrats. Das Gewölbe, leicht zugespitzte Längstonnen mit hohen Stichkappen, auf sechs hohen schlanken Pfeilern und breiten Wandkonsolen. Die Pfeiler unterschiedlich gebildete Paare: das östl. von quadratrischem Querschnitt mit Kantensäulchen, das mittlere Paar Rundpfeiler, das westl. Achteckpfeiler, alle mit hohen profilierten Kämpfern; keine Kapitelle, bei den Rundpfeilern jedoch an solche erinnerndes Rankenwerk. Der Raum jetzt Aufbewahrungsort für Steinskulpturen aus Magdeburger Kirchen. Bemerkenswert einige aus dem Stift stammende Gedenksteine: aus der Kapelle „Zum Ölberg“ Platte des Hildebrandus, mit Ritzdarstellung des Gekreuzigten und des Votanten, 1340; aus der Kirche Relief mit Muttergottes auf dem Löwen und dem Stifter Jan Wedege van deme salte, Sandstein, um 1425. – Das Refektorium vom Kreuzgang her gesehen absteigend dreigeschossig. Eindrucksvolle östl. Giebelfassade mit drei in der Höhe gestaffelten, monumental wirkenden Rundbogenfenstern, darüber drei Oculi; das mittlere Geschoß mit großem Rundbogen eines ehem. Zugangs (vermauert) und seitlichen Rundbogenöffnungen; im Giebel gestaffelt fünfteilige Öffnung mit trennenden Pfeilern, vorgesetzten Säulchen, darüber zwei Oculi. An der nördl. Langseite breite Stützpfeiler (z. T. nach Befund erneuert), durch eine Schräge abgesetzte niedere Obermauer. Hammerrechte Quarzitsteine. Im Innern alle drei Geschosse mit Längstonne, die Wände ohne Gliederung. Das oberste Geschoß das ehem. Refektorium („obere Tonne“); der Raum darunter („mittlere Tonne“) etwas niedriger, im Westen mit Kreuzgratgewölbe, bevor die Tonne einsetzt. Die nachträglich eingefügte „untere Tonne“ urspr. Keller. – Heutiger Zugang zum Museum an der Westseite des Nordflügels, die kupferbeschlagene Tür mit Bronzerelief „Mann und Frau“ von Heinrich Apel, 1972/73.

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