OBERWESEL / Schönburg

Schönburg. Urspr. Reichsburg; 1149 als Lehen im Besitz Hermanns von Stahleck genannt, als er hier Otto II. von Rheineck, seinen Mitbewerber um die Pfalzgrafschaft umbringen ließ. Bis 1166 erzbischöflich-magdeburgisch, damals mehrere Türme erwähnt, Burggrafen und Vögte waren die Reichsministerialen von Schönburg. 1166 reichsunmittelbar, 1216 wieder magdeburgisch. Spätestens im 14. Jh. zur Ganerbenburg mit drei Burghäusern ausgebaut, die die Gemeiner Erzbischof Balduin überließen. 1374 von Kaiser Karl IV. Erzbischof Kuno von Trier zu Lehen übergeben. 1531 bereits in baulich schlechtem Zustand, 1689 von den Franzosen verwüstet. Heute z. T. wieder ausgebaut (Kolpingwerk, Hotel). Eine der eindrucksvollsten Burgen am Mittelrhein. Die Baugeschichte leider noch ungeklärt. Besonders wirkungsvoll und burgenkundlich bedeutsam der hinter dem Halsgraben im Süden noch in voller Höhe aufragende, wohl von Erzbischof Balduin erbaute „Hohe Mantel“, eine zweimal stumpfwinklig gebrochene, die Vorburg nach Süden und Osten umschließende Schildmauer. Sie ist, hierin stilistisch der Liebfrauenkirche ähnlich, bis auf zwei Reihen schmaler und hoher Schießscharten ungegliedert und trägt einen über Rundbogenfries beidseitig vorkragenden Wehrgang mit Zinnen; auch diese mit Schießscharten. Zwischen Vorburg und innerem Burghof an dessen Südwestecke ein 25 m hoher quadratischer Torturm, zugleich Wohnturm, vielleicht noch aus dem 13. Jh. Der heutige Eingang rechts neben dem Turm erst später ausgebrochen. Er führt in den äußeren (mittleren) Burghof. Auf dessen Nordseite, umgeben von den (ältere Mauerreste einbeziehenden) Neubauten des Kolpinghauses, der Stumpf eines sieben-, urspr. fünfeckigen Bergfrieds, 12. Jh., Rest des wahrscheinlich ältesten, von der Angriffseite am weitesten entfernten Burgteils. An der Ostseite, annähernd in der Mitte der Burg, die im Kern gotische Kapelle mit flachgedecktem, einschiffigem Langhaus und abgeschnürtem, rippenlosem Chor, darin spätgotisches Kruzifix. Neben der Kapelle aufgetreppter Eingang in den höhergelegenen inneren Burghof an der südöstlichen, an den Halsgraben grenzenden Seite der Burg mit jüngeren, wohl aus dem 13. Jh. stammenden Gebäuden; zwei runde, gleich starke, doch unterschiedlich hohe Bergfriede, der westliche mit 1980 neu aufgesetztem Dach; von den zugehörigen Palasbauten der nördlichen Ruine mit romantischen Einbauten des 19. Jh., der südliche (sog. Rheinländer-Bau) unter Benutzung des ursprünglichen westlichen Treppengiebels (der östliche diesem nachgebildet) und der neugotischen talseitigen Fensterwand 1979–81 neu überdacht und ausgebaut, die rote Farbfassung mit weißen Fugenstrichen nach Befund am Westgiebel wieder hergestellt. Der ältere und die beiden jüngeren Bergfriede mit ihren Palasgebäuden und Nebenbauten gehörten je einem der drei Familienzweige, die sich in die Burg teilten (vgl. Burg Eltz); die Kapelle war allen dreien gemeinsam.