OBERWESEL / Stadtbefestigung

Die Stadtbefestigung gehört mit sechzehn erhaltenen von ehem. einundzwanzig Türmen und der noch fast vollständig stehenden Mauer zusammen mit der einem anderen (kölnischen) Typ folgenden Befestigung von Ahrweiler zu den besterhaltenen im Rheinland. 1257 erstmals erwähnt; die beiden Vorstädte im Norden (Niederburg, mit dem ehem. Zisterzienserinnenkloster Allerheiligen) und im Süden (Kirchhausen, mit dem Liebfrauenstift) erst um 1400 bzw. Mitte 15. Jh. (1444?) in die Befestigung einbezogen. Keine Verbindung zur Burg, was am Mittelrhein einmalig ist. Der Bering wegen des schmalen Ufergeländes, das für die Stadt zur Verfügung stand, nur 150–300 m breit, aber mit Einschluß der spätmittelalterlichen Erweiterungen 1 200 m lang. Das Straßensystem ursprünglich unregelmäßig leiterförmig mit zwei Längsverbindungen (Unter- und Obergasse) und vielen Quergassen; die heutige Hauptstraße erst 1828–30 ausgebrochen.
Aus dem 13. Jh. große Teile der Altstadtbefestigung, vor allem die Mauer am Rhein, erhalten; der alte Verlauf im Norden beim Kölner Torturm zum Niederbachtal und im Süden beim Turm der Villa Nova deutlich ablesbar; Wernerkapelle und Martinskirche waren von Anfang an mit umschlossen. Mit Beginn der trierischen Epoche am Anfang des 14. Jh. die Mauer durch Schalentürme verstärkt (vgl. Bacharach). An der Nordostecke der markante, 25 m hohe, um 1400 bei der Ummauerung der Vorstadt Niederburg errichtete runde Ochsenturm mit einem über Rundbogenfries vorkragendem Zinnenkranz und im Durchmesser stark verringertem, achtseitigem Aufsatz von 12 m Höhe (urspr. darauf spitzer Helm), ein italienischer Turmtyp, den anscheinend katzenelnbogische Burgen vermittelten (vgl. Braubach, Marksburg) und der in dieser Zeit für Stadtbefestigungen beliebt war (vgl. Andernach). Es folgen nach Süden u. a.: Steingassen-, Hospital-, Haagscher Turm (ehem. Roter Turm, 1862 durch den englischen Maler Haag ausgebaut) und der südliche Vorort Kirchhausen mit rechteckigem Zehnerturm; die türmchenbewehrte Südfront der Liebfrauenkirche und die durch ein Tor mit ihr verbundene Michaelskapelle liegen merkwürdigerweise im Zuge der Mauer. Am Berghang sind Pulver- wie Kuhhirtenturm und nördlich von St. Martin der Mühlenturm zu nennen, bei dem die Mauer zum Niederburger und Koblenzer Torturm abfällt.