ORTENBERG / Ev. Stadtkirche

ORTENBERG / Ev. Stadtkirche, Blick von Westen, Aufnahme: 2014, Foto Marburg / Lechtape, Andreas
ORTENBERG / Ev. Stadtkirche, Südportal, Aufnahme: 2014, Foto Marburg / Lechtape, Andreas
ORTENBERG / Ev. Stadtkirche, Aufnahme: 2014, Foto Marburg / Lechtape, Andreas
Ev. Stadtkirche, ehem. Unser Lieben Frauen: Sechs Bauperioden bestimmen die heutige Erscheinung: 1. Von einer kreuzförmigen romanischen Anlage des 12. Jh. – einschiffig mit Querhaus und wahrscheinlich einer Apsis – die Westwand des Schiffs, die Nord- und Ostwand des nördl. Querarms, die Südwand des Schiffs im Bereich des Turms erhalten, der südl. Querarm ergraben. – 2. Wohl 1. H. bis M.13. Jh. durch einen Rechteckchor (mit Apsis ?) und den Anbau eines nördl. Seitenschiffs in der Flucht des nördl. Querarms erweitert. Erhalten die Nordwand des Chors und Teile der Arkade zum Seitenschiff. – 3. Anbau des Turms, fertiggestellt mit dem Helm 1368 (d). – 4. Neubau des bis heute bestehenden Chors ab etwa 1380, das Dachwerk um 1392 (d), danach eingewölbt. – 5. Um- und Neubau des Langhauses beginnend mit dem südl. Seitenschiff um 1430–50 (von den gleichen Steinmetzen wie das Langhaus der Klosterkirche in >> Hirzenhain); danach, vielleicht nach einer Bauunterbrechung, Umbau der älteren Teile: Einwölbung von Mittelschiff und nördl. Seitenschiff und teilweise neue Arkaden. – 6. Nach Sturmschaden 1700 bis 1703/04 grundlegende Renovierung: Wiederaufbau des zwischenzeitlich (mit Ausnahme des erhaltenen romanischen Querarms) abgetragenen nördl. Seitenschiffs und Erneuerung des Dachwerks über allen drei Schiffen des Langhauses.
Dreischiffige Hallenkirche mit Schiffen ungleicher Breite und mittelschiffsbreitem, nordwärts aus der Achse abweichendem Chor von zwei Jochen mit 5/8-Schluss. Dachwerk über Langhaus und Chor in gleicher Firsthöhe. Der Turm am Westende des südl. Seitenschiffs; der spitze Helm über vier verschieferten Giebeln, ähnlich dem der Pfarrkirche zu >> Selters. In die Turmwestwand große Nische mit giebelförmigem Abschluss. Schlichtes abgetrepptes Westportal von der romanischen Kirche zum Mittelschiff. Unmittelbar südl. neben dem Westportal spätgotische Nische mit Umschrift zum Gedenken der Dorothea Weiß, urspr. für mittelalterliche Totenleuchte (?). Die Nordwand des ehem. Querschiffs mit Kantenquaderung, schmalem Fenster und Portal. In der nördl. Chorwand ein vermauertes Fenster erkennbar. Die Maßwerkfenster im Südseitenschiff mit Fischblasenformen. Vor dem Südportal kreuzrippengewölbte Vorhalle, um 1450, vielleicht von Meister Stephan von Irlebach, mit Eppsteiner Wappen im steilen krabbenbesetzten Kielbogen, neben den Fialen Wasserspeier.
Im Innern kreuzrippengewölbtes Mittelschiff, breites südl. Seitenschiff mit Achteckpfeilern und Netzrippengewölbe sowie schmales nördl. Seitenschiff mit Mauerpfeilern und Gewölben im romanischen Querarm, im Westteil flachgedeckt. Die Schlusssteine figürlich, z. T. mit Eppsteiner Wappen. An den Gewölben spätgotische Rankenmalereien, 2. H. 15. Jh. (1952 freigelegt). Der Chor kreuzrippengewölbt, Sakristei tonnengewölbt. Die Formen des Chorbaus stimmen mit denen des Chors zu Hirzenhain überein, nur werden in Ortenberg die Gewölbedienste über der romanischen Nordwand von Konsolen abgefangen. – Segmentbogige Sakristeipforte mit reichem Maßwerktympanon. Möglicherweise als Grablege des Eberhard von Eppstein († 1382) errichtet, sein Wappenstein und ein stilistisch ähnliches Lichthäuschen (Totenleuchte ?) daneben eingemauert, ferner zwei gleichgestaltete Sakramentshäuschen und Levitennische. Eingemauertes Bruchstück eines Steinreliefs mit Halbfiguren (drei Frauen mit Salbgefäßen), 15. Jh. – Der gemalte Flügelaltar ist eine Kopie (1958 von H. List), das Original , um 1420, heute im Landesmuseum >> Darmstadt, ein außergewöhnliches Werk, das die Figuren aus den Gold- und Silberflächen zeichnerisch herausarbeitet. Lebensgroßes Kruzifix, Holz, um 1500 (die alte Fassung 1956 in Stand gesetzt). – Frühgotischer achteckiger Taufstein 13. Jh. (?). – Steinerner gotischer Kanzelfuß, E. 14. Jh. – Chorgestühl mit symbolischen, etwas unbeholfenen Schnitzereien (Christophorus, Eppsteiner Wappen, Tiermotive), E. 14. Jh. – Kleiner Orgelprospekt von J. A. Heinemann1784. – Zahlreiche Grabsteine, meist 16. Jh., häufig mit Ahnenwappen, hervorzuheben der figürliche des Amtmanns Thylo Ziegler († 1581). – Romanisches Vortragekreuz aus Bronze, Dreinageltypus, in den Dreipassenden eingraviert die Evangelistensymbole (deponiert). – Glocken, eine mittelalterlich, zwei 1686, davon eine sicher, die andere vermutlich von A. Fell und J. J. Rincker.

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