SCHMALKALDEN / Stadtentwicklung und Stadtgestalt.

Stadtentwicklung und Stadtgestalt. Der Ausgangspunkt der Siedlungsentwicklung Schmalkaldens ist in einem kleinen Dorf auf dem späteren Kirchhügel zu vermuten, das schon frühzeitig durch einen Herrenhof im Bereich der heutigen Hofstatt erweitert worden sein dürfte. Aus dieser Anlage heraus entstand wohl im 11. Jh. der Marktflecken um den heutigen Altmarkt, an dessen nördl. Rand im späten 12. Jh. dann die Stadtkirche errichtet worden sein muß. Ab M. 12. Jh. war diese Ortschaft durch eine Befestigungsanlage mit der neu errichteten Burg Wallraff am Hang der Queste verbunden, was den Ausbau der auf diese Weise geschützten Siedlung sicherlich erheblich beeinflußt hat.
Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau nach der Stadtzerstörung von 1203 entwickelte sich noch in ludowingischer Zeit ein weiterer Siedlungskern im Bereich des heutigen Neumarktes, an dessen Westseite ein landgräflicher Hof errichtet wurde, der in der Zeit der Doppelherrschaft als hessischer Amtssitz diente (‚Hessenhof‘). Altstadt, Neustadt und der unterhalb des Burgbergs gelegene Weiler Pfaffendorf wurden nach 1315 durch einen Mauerring zusammengeschlossen, der im Stadtbild noch vielfach nachweisbar ist. Mit der Entwicklung zur Stadt wurden auch die urspr. den Ort durchziehenden Wasserläufe der Schmalkalde und Stille reguliert: Die Stadt umfließende, künstlich vertiefte Nebenarme schützten Schmalkalden fortan vor Überschwemmungen und feindlichen Angriffen. Weitere Kunstgräben flossen auch durch den Ort. Der Stadtraum dürfte zu Beginn des 14. Jh. noch keine hohe Bebauungsdichte aufgewiesen haben. Weidebrunner-, Stiller-, Brau- und Steingasse haben zu dieser Zeit schon bestanden, die Entstehung der Viertel am Schmiedhof und Entenplan erfolgte offenbar erst nach Errichtung der Stadtmauer. Die Bebauung der regelhaft und planmäßig erscheinenden Blöcke zwischen Hoffnung (ein Hinweis auf den alten, 1439 von den Hennebergern übernommenen Wirtschaftshof des Egidienstiftes) und Haargasse wird ab der Zeit um 1400 angenommen. Im Bereich zwischen Haar- und Klostergasse befand sich das alte Gerberviertel. An der Salzbrücke, einer platzartigen Straßenerweiterung zwischen Stumpfels- und Stillergasse, standen vielleicht schon vor der zweiten Stadterweiterung, spätestens jedoch ab 1547 (bis 1835) die Fleischbänke. Die Brotbänke befanden sich in unmittelbarer Umgebung des Rathauses.
Ab dem 14. Jh. entstanden entlang der wichtigsten Zufahrtsstraßen vor den drei Stadttoren (Auer, Stiller und Weidebrunner Tor) die Vorstädte, die im 15. Jh. in die Stadtbefestigung einbezogen wurden. Gleichzeitig wurde ein zweiter, parallel zur inneren Stadtmauer verlaufender Mauerring um die Stadt gelegt. Damit war der Umriß der im 16. Jh. etwa 4500 Einwohner zählenden Stadt bis ins 19. Jh. im wesentlichen festgeschrieben. Erst mit der Niederlegung der Stadtmauer ab dem frühen 19. Jh. und im Zuge der nachfolgenden Industrialisierung (insbesondere Eisen- und Stahlwarenindustrie) überschritt die Besiedlung den mittelalterlichen Bering und erfaßte die umliegenden Täler und Hügel.
Der Ortskern wird noch heute durch den historischen Stadtgrundriß bestimmt, auf dem sich die bis ins Mittelalter zurückreichende Bebauung zu einem beeindruckenden Ensemble formiert hat. Der Altmarkt als wirtschaftlicher, politischer und sakraler Mittelpunkt bürgerlichen Lebens mit Stadtkirche und Rathaus, der Neumarkt mit dem Hessenhof und der von der Wilhelmsburg beherrschte Schloßbereich bilden nach wie vor Dominanten des städtischen Gefüges, zwischen denen sich entlang geschlossener Straßenfluchten eine im Ursprung oft noch spätmittelalterliche, nachfolgend häufig überformte Bürgerhausarchitektur entfaltet. Die Gesamtzahl der erhaltenen Bürgerhäuser aus der Zeit vor 1800 wird auf etwa 300 geschätzt. Dabei steht den wenigen erhaltenen, wohl ab dem 13./14. Jh. errichteten, später umgebauten und durch Treppengiebel gekennzeichneten ‚steinernen Kemenaten‘ ein großer Bestand an überwiegend dreigeschossigen, giebel- wie traufständigen Fachwerkhäusern gegenüber. Deren Holzkonstruktion weist, soweit sie überhaupt sichtbar und nicht verputzt ist, an den Fassaden nur sparsame Zierformen auf und entstammt in der Mehrzahl dem 16.–18. Jh., wobei im Zuge der seit 1994 intensivierten Bauforschung immer mehr mittelalterliche Hauskerne entdeckt werden.
Den Zweiten Weltkrieg überstand Schmalkalden mit nur wenigen Verlusten, doch hat die historische Bausubstanz der Stadt in den 1980er Jahren empfindlichen Schaden genommen, als im Bereich der Auer-, Brau-, Gillers-, Haar- und Haindorfgasse historische Bebauungsviertel abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt wurden. Da der heutige Veränderungsdruck auf die Struktur der Stadt zunehmend die Denkmallandschaft Schmalkaldens bedroht – einschneidend war bereits der Durchbruch einer Umgehungsstraße im Süden – muß deren Schutz vordringliches Ziel sein.
Ev. Stadtkirche St. Georg. Wohl Gründung des 12. Jh., von einer spätromanischen, vielleicht einschiffigen Kirche die drei unteren Geschosse des Südturmes der westl. Doppelturmfassade erhalten. Der spätgotische Neubau 1437 im Westen und Osten begonnen (Inschrift am südl. Chorstrebepfeiler), 1447/48 Vollendung des Nordturmes, 1500 Chorweihe, doch erst 1506–09 die Langhausgewölbe vollendet. 1570/71 Erhöhung des Südturmes, 1748 und 1851 Erneuerung des Nordturmes. 1898/99, 1957–64 und 1990–96 Restaurierungen. – Dreischiffige Hallenkirche von nur vier Jochen, der nicht eingezogene,
gestreckte Chor mit dreiseitigem Schluß. Das steile Langhausdach nach Westen abgewalmt, das Chordach mit Dachreiter. Am sechsgeschossigen Südturm gekuppelte Rundbogenöffnungen, deren stämmige Mittelsäulen mit Würfelkapitellen, im letzten Geschoß Vorhangbogenfenster, darüber Umgang und polygonaler Aufsatz (1571–1936 Türmerwohnung) mit geschweifter Haube und Laterne. Der ebenso bekrönte, kleinere Nordturm mit gotisierenden Fenstern. Das große, doppeltorige Westportal mit reich profiliertem Gewände, eingerahmt von schlanken, fialenbekrönten Pfeilern und kielbogigem, krabbenbesetztem Wimperg, ein Blendmaßwerkfries als oberer Portalabschluß. Darüber ein gepaartes Spitzbogenfenster mit Fischblasenmaßwerk. Die zum Marktplatz ausgerichtete Südseite der Kirche reicher ausgestaltet: Die Wände von hohen und breiten Maßwerkfenstern durchbrochen, die Strebepfeiler und oberen Chorwände mit Blendmaßwerk überzogen. Am südöstl. Chorstrebepfeiler das Relief eines Männerkopfes. Höhepunkt das kielbogig überfangene Baldachinportalzwischen zwei von Fialen bekrönten Strebepfeilern, darüber ein Rundfenster mit Fischblasenmaßwerk. Diese Art der spätgotischen Portalgestaltung im südl. Thüringen nicht selten (s. Stadtkirchen in >>Römhild, >>Eisfeld, Dorfkirche in >>Milz). Die Nordseite wiederum schlichter gestaltet, Sakristeianbau am Chor.
Die Gewölbe im Inneren des Langhauses auf schlanken achteckigen Pfeilern und Runddiensten, die in halber Höhe von Kopfkonsolen abgefangen werden. Die Rippenmuster der Gewölbe überraschend verschiedenartig: Im Mittelschiff ein bewegtes Schlingsternmuster, im nördl. Seitenschiff eine schlichte Netzform aus parallel geführten Rippen, im südl. Seitenschiff jedes Joch mit individuellem, reich geformtem Sterngewölbe. Das Netzgewölbe im Chor auf Wanddiensten, die in Baldachinkonsolen enden. Die zugehörigen Apostelfiguren aus Stein von 1899 anstelle von 1608 vernichteten, hölzernen Vorgängern. Die additive Kombination unterschiedlich gewölbter Raumteile steht scheinbar im Widerspruch zum spätgotischen Bestreben nach Vereinheitlichung des Raumes, doch findet sich dieses Phänomen im Werragebiet auch noch in der 1470 erbauten Stadtkirche zu >>Römhild.
Die originale Ausstattung 1608 mit bilderstürmerischer Rigorosität durch den reformierten hessischen Landgrafen Moritz weitgehend zerstört. Den wertvollsten Bestand der spätmittelalterlichen Ausstattung bilden heute die Brüstungsmalereien an den eingeschossigen, dreiseitigen Emporen. Die qualitätvollen, stark farbigen Darstellungen aus dem Leben Christi vor detailgenauen landschaftlichen Hintergründen wohl fränkischer Herkunft und aus dem frühen 16. Jh., 1899 wieder aufgedeckt. An den Schiffwänden mehrere spätgotische Tafeln mit Darstellungen aus dem Marienleben, wohl ebenfalls urspr. an den Brüstungsfeldern der Emporen. Spätgotischer, 1899 restaurierter Schrank an der nördl. Westwand. Die hölzerne Kanzel von 1669 mit reich geschnitzten Ein- und Auflegearbeiten. Der achteckige Taufstein von 1560, die eingelassenen Metallfelder mit Malereien alt- und neutestamentlicher Szenen, der hölzerne Deckel mit Brustbildern der Propheten. Das mehrfach erneuerte Chorgestühl mit emblematischen Malereien an den säulengegliederten Brüstungen. Die hintere Reihe – die sog. Marterstühle – aus dem 1587 abgerissenen Egidienstift. Großer Messingkronleuchter im Chor, 1642. Zahlreiche Epitaphien aus dem 16. und 17. Jh. Glasmalereien der Fenster von Carl Crodel (München), 1960. Über der Sakristei die ehem. Paramentenkammer („Lutherstube“), heute Kirchenmuseum. Das Kreuzrippengewölbe im 16. Jh. (angeblich 1569) mit pflanzlichen Motiven bemalt. Die Ausstellungsstücke vermutlich Reste der mittelalterlichen Ausstattung. Hervor-zuheben: Tafelbild mit Kreuzigungsdarstellung aus der Zeit um 1430. Spätgotischer, Flügelaltar, im Schrein die Hl. Sippe, in den Flügeln die Apostel Petrus und Paulus. Sitzender Schmerzensmann, um 1500.
Sog. Totenhofkirche (Ecke Sandgasse/Bahnhofstraße). Bereits der dritte Kirchenbau an Ort und Stelle. Mit der Verlegung des Friedhofs vor die Tore der Stadt wurde 1541 die mittelalterliche Heilig-Kreuz-Kapelle abgerissen und eine Friedhofskirche errichtet, dem 1760 der jetzige Bau folgte. Der giebelständig in der Straßenflucht stehende Saalbau mit Mansarddach, der Giebelturm mit geschweifter Haube und Laternenbekrönung. – Das schlichte Innere mit hölzernem Tonnengewölbe und zweigeschossigen, dreiseitigen Emporen. Die Kanzel an der Südseite ist eine schöne Sandsteinarbeit von 1680, am Kanzelansatz und in den Brüstungsfeldern Kartuschen mit Sinnsprüchen und das Hessenwappen, reich dekoriert mit Fruchtornamenten, Ohrmuschelwerk und geflügelten Engelköpfen. – Zahlreiche, teilweise vorzüglich gearbeitete Epitaphien aus dem 16.–18. Jh., überwiegend mit figürlichen Darstellungen. Hervorzuheben sind die beiden unter der Kanzel in die Südwand eingelassenen Epitaphien für Johann Wisler den Älteren und den Jüngeren aus dem frühen 17. Jh.: Schrifttafeln, biblische Szenen (Auferstehung, Ölberg) und Darstellungen der Verstorbenen mit ihren Familien, gerahmt von Rollwerkdekoration.
Hospital mit Kapelle (Weidebrunner Tor 3). Das Oberhospital in der 1. H. 14. Jh. gegründet, 1743 erneuert und dann 1838 völlig umgebaut. Der heutige klassizistische, dreigeschossige Bau mit Walmdach und Zwerchhaus, der Dachreiter mit schlankem Helm. Nordöstl. anschließend die im 19. Jh. erneuerte Kapelle aus der Gründungszeit des Hospitals. Der kleine, einschiffige und mit fünf Seiten einesAchtecks geschlossene Bau im Charakter des Chores einer größeren Kirche; ob eine solche jedoch urspr. bestanden hat, ist umstritten. Einfache Strebepfeiler gliedern die Außenwände, die schlanken spitzbogigen Fenster mit einfachen Maßwerkformen. Das Kreuzrippengewölbe des schlichten Inneren mit Birnstabrippen, in den Polygonwänden flachbogige Nischen, in denen sich Schnitzaltäre befunden haben sollen. Fenstermedaillons (u. a. Evangelistensymbole, Wappen) von 1916. Die Tür zur ebenfalls kreuzrippengewölbten Sakristei mit qualitätvollen gotischen Beschlägen. An der Westseite die Empore mit Zugang zum Hospital.
Schloß Wilhelmsburg, heute Museum, zählt zu den bedeutendsten Schloßbauten der deutschen Spätrenaissance. Benannt ist das Bauwerk nach dem baufreudigen Landgrafen Wilhelm IV. (1532–92) von Hessen, der nach 1583 die bis dahin gemeinsam mit den Grafen von Henneberg genutzte mittelalterliche Burg Wallraff und das am Burgberghang gelegene Egidienstift aus dem frühen 14. Jh. niederlegen und an dessen Stelle 1585–90 den Renaissancebau als Som-merresidenz und Jagdschloß neu errichten ließ. Der Bauherr hat selbst an den Entwürfen für das Schloß mitgewirkt. Baumeister und Künstler (mehr als 150 Steinmetze und Bildhauer) entstammten der Kasseler Hofwerkstätte, die in starkem Maße von niederländischen Einflüssen geprägt war. Die Bauleitung lag in den Händen des hessischen Hofbildhauers Wilhelm Vernuken, die Bauausführung erfolgte durch die Hofschreiner und Baumeister Christoph und Hans Müller, als Stukkateur wird Hans Becker genannt, an der Ausmalung war Georg Cornet beteiligt. Umbaumaßnahmen 1820, seit 1878 als landeskundliches Museum genutzt. Teilrestaurierung im Inneren in den 1920er Jahren und 1955/56, seit 1965 umfassende Restaurierungsarbeiten.
Beschreibung. Regelmäßige Vierflügelanlage um einen annähernd quadratischen Hof, in jeder Hofecke ein oktogonaler Wendeltreppenturm. Die weißen Putzflächen kontrastieren wirkungsvoll mit den rot gefaßten Eckquadern, Tür- und Fenstergewänden sowie den Gesimsen. Mittlere Hofdurchfahrten im West- und Ostflügel: Architektonischer Aufbau der prächtigen, einst farbig gefaßten Innenportale mit flankierenden toskanischen Säulen, kräftigem Gebälk und reich gestalteter Bekrönung. Die reiche Beschlagwerkdekoration dieser Portale wiederholt sich teilweise an den Erdgeschoßzugängen und Treppenportalen, letztere bekrönt vom hessischen Wappen. Die Verschiedenartigkeit und aufwendige Ausgestaltung der Portale beleben den Innenhof in eindrucksvoller Weise. Der Außenbau deutlich schlichter, die pilastergerahmten Portale mit zurückhaltendem Beschlagwerkdekor. Urspr. je drei ziergiebelgeschmückte Zwerchhäuser zur Hof- und Stadtseite, 1820 mit Ausnahme der jeweils mittleren beseitigt, letztere aber auch der Voluten ihrer Giebel beraubt. Reicher gegliedert heute nur noch der achteckige, laternenbekrönte Aufsatz des leicht vorspringenden, in seinen Grundmauern auf die mittelalterliche Burganlage zurückgehenden Turms an der Südwestecke, der als Schloßkirchenturm in die neue Anlage einbezogen wurde. – Dem Raumprogramm liegt ein durchdachtes, jedoch nicht immer konsequent durchgehaltenes Ordnungssystem zugrunde. Die ausgedehnten tonnengewölbten Kelleranlagen enthalten den 21,5 m tiefen Brunnen der mittelalterlichen Burg. Das Erdgeschoß birgt neben der geschoßübergreifenden Schloßkirche das aus vier Räumen bestehende Landgrafengemach, die Wohnung des Burggrafen, die Badestube und vor allem den heute museal eingerichteten, einstmals noch größeren Küchenkomplex mit einem teilweise rekonstruierten, allseits offenen Kamin von imposanter Größe. Im Nordflügel die große, als Exerziersaal der Schloßwache wie auch als Speisesaal genutzte Hofstube, deren Holzbalkendecke auf mächtigem, von fünf Pfeilern getragenen Unterzug. Wohnräume der Bediensteten im Zwischengeschoß. Die Raumeinteilung des ersten Obergeschosses durch die Einrichtung einzelner Gemächer als eigentliche Wohnetage gekennzeichnet, benannt nach Fürstenhäusern, einzeln erreichbar über die Treppentürme und unter Verzicht auf Korridore und Flure direkt erschlossen durch sog. Vorgemächer, die gleichzeitig auch den Zugang zu den in der Flügelmitte gelegenen repräsentativen Sälen oder zur Schloßkirche ermöglichen. Die einstigen Wohnräume der landgräflichen Familie im Westflügel mit herrlichem Blick über die Stadt. – Die Wilhelmsburg erhält ihre herausragende Bedeutung durch manieristische Wandmalereien sowie Stuck- und Bildhauerarbeiten im Inneren, die in ihrer Fülle und künstlerischen Qualität einzigartig sind. Die in Temperafarben auf den Wandputz aufgetragen Malereien umrahmen in differenzierten und phantasievollen Roll- und Beschlagwerkformen groteskenartig vornehmlich Fenster und Türen, bereichert u. a. durch Putten, Tiere, Frucht- und Blumengehänge sowie biblische, antike und allegorische Figuren. Die gemalten und stuckierten Dekorationen unter dem Einfluß niederländischer Ornamentstichwerke aus dem Umkreis von Cornelis Floris und Johann Vredemann de Vries. Im Erdgeschoß durch reizvolle Wandmalereien entsprechend herausgehoben das Landgrafengemach, zwei Räume mit Kassettendecken, die des Arbeitszimmer bemalt mit allegorischen Figuren der Wissenschaft. Auch das Tafelgemach (nach einer um 1680 angebrachten blau-goldenen Tapete auch Blauer Saal genannt) im Hauptgeschoß mit einer Kassettendecke, bemalt vom hessischen Hofmaler Caspar van der Borcht mit Arabesken, Bukranions, Puttenköpfen und zahlreichen Planzenmotiven. Die Wandmalereien des Tafelgemachs zählen zu den qualitätvollsten des Schlosses. Ausgesprochen phantasievolles Roll- und Beschlagwerk in Verbindung mit Fruchtschnüren, Tierfratzen, Haushaltsgeräten, Musikinstrumenten, Zirkeln und Winkeln. Auf den Fenstergewänden überlebensgroße Allegorien, an der Hofseite von links nach rechts: Justitia, Prudentia, Caritas und Temperantia, auf der Gegenseite: Spes, Pietàs, Fortitudo und Fides. Im Kontrast zu der Wasser und Wein verdünnenden Temperantia zwei den Völler mit Wein versorgende Putten an der Westwand. Grotesk auch die Maske der Ofenumrahmung. Der mit 13 × 26 m größte Raum des Obergeschosses ist der als Tanz-, Bankett- und Festsaal genutzte Riesensaal, benannt nach den sog. Trabanten, der im Vorraum die Tür zum Saal einfassenden, in Landsknechttracht mit Hellebarden dargestellten Leibwache des Landgrafen, ausgestaltet wohl weitgehend durch den Hofmaler Jost vom Hoff. Die mit Malereien überzogene Kassettendecke des ausgesprochen repräsentativ wirkenden Saales ruht auf einem gewaltigen, im Dachwerk verankerten Unterzug. Die Malereien der Deckenfelder auf Leinwand ausgeführt. Die acht zentralen Kassetten urspr. mit einem allegorischen Programm analog zum Tafelgemach, heute lediglich die Caritas erhalten. Mit Bezügen zu den Allegorien in den Seitenfeldern szenische Darstellungen aus dem AT und der antiken Sagenwelt. Architekturmalerei um Fenster und Türen, die südl. Portalarchitektur mit Herme und Karyatide als Gebälkträger, in der von zwei Löwen gehaltenen Rollwerkkartusche das Hessenwappen. Über der Nordtür das Porträt des Bauherrn in Halbfigur. In den Fensternischen Gestalten der biblischen Geschichte (u. a. Adam und Eva, König Salomo, Königin von Saba, Verkündigungsengel und Maria, König Saul (?), Judith mit dem Haupt des Holofernes, David und Goliath, Urania und Argus). Eine wohl aus der Hand Wilhelm Vernukens stammende bildhauerische Meisterleistung ist der Kamin, überzogen u. a. mit Roll- und Beschlagwerk, Löwenfratzen, Diamantierungen, Fruchtbündeln, gefaßt in den Farben Rot, Schwarz und Grau, bekrönt vom Hessenwap-pen. – Wände und Decke des einst als Empfangsraum genutzten Weißen Saales mit teilweise vergoldetem, farbig gefaßtem Stuck überzogen. Die von dem wohl aus der Vernuken-Werkstatt stammenden Hans Becker ausgeführte, 1590 fertiggestellte Dekoration wiederum nach Vorbild der Ornamentstiche von Vredemann de Vries; sie steht im Gegensatz zu dem mehr statisch betonten Gliederungssystem der Kassettendecken zeitgenössischer italienischer Stukkateure. Die Deckenfläche des Weißen Saales dementsprechend nach rein ornamentalen Gesichtspunkten aufgeteilt: Schmale Roll- und Beschlagwerkbänder umzüngeln in vielfältigen Figurationen und ergänzt durch weitere phantasievolle Dekorformen zentral angeordnete Kartuschen. Darin (von Norden): Simson im Kampf mit dem Löwen, Löwe im Kampf mit dem Vogel Greif, Hessenwappen, zwei kämpfende Putten, zwei musizierende Frauengestalten. Auf dem nördl. Unterzug Einhornjagd und Mann im Kampf mit zwei Fabelwesen, gerahmt von Arabesken, die auch den südl. Unterzug schmücken. Der Wandstuck wesentlich plastischer und noch ausgeprägter in seinem figürlichen und ornamentalen Reichtum. Vor allem die Fensterseiten in unablässiger Bewegung von Rollwerkbändern übersponnen. Die drei Türen von Karyatiden und Hermen eingefaßt. Über der Tür zu Raum 16 die Allegorien Prudentia, Justitia und Providentia Dei. Daran anschließend an der Fensterseite: Pax und Fiducia. Ähnlich stuckiert, doch ohne die spielerische Eleganz des Weißen Saales das darüber liegende Weiße Zimmer, der einzige original erhaltene Raum des Dachgeschosses. Die originale Möblierung der Räume fast gänzlich verloren. Von den fünf aus der Erbauungszeit erhaltenen gußeisernen Öfen ist der des Riesensaals der bedeutendste. Die Seitenplatten wie auch der Kachelaufsatz mit zahlreichen Reliefs verziert, die vorrangig Allegorien, szenische Darstellungen aus dem AT und NT sowie das hessische Wappen zeigen.
Schloßkirche. Die 1590 geweihte Schloßkirche zählt aufgrund ihrer Ausgewogenheit von Architektur und plastisch-malerischer Dekoration zu den großartigsten Raumschöpfungen der deutschen Renaissance. Die im südwestl. Schloßflügel eingerichtete Kirche von außen nur durch den Turm und die leicht vorspringende Südwand wahrnehmbar. Der durch drei Geschosse reichende Saal auf rechteckigem Grundriß mit flachem, durch Kreuzrippen und Gurtbänder gegliedertem Kreuzgratgewölbe. Der überwältigende Raumeindruck nachhaltig bestimmt durch die an Langseiten und östl. Schmalseite umlaufenden zweigeschossigen Emporen und die das gesamte Innere überziehenden reichen Stukkaturen. Die ebenfalls mit einem Kreuzgratgewölbe versehenen, steinernen Emporen getragen von freistehenden Pfeilern, dazwischen breite Korbbögen. Das Stützensystem und die Arkadenbögen überzogen mit feinsten Beschlagwerkornamenten, die durch dunkelrote Schattenstriche eine plastischere Wirkung erhalten. Der Aufrißgliederung liegt dabei die recht freizügig modifizierte klassische Säulenordnung zugrunde. Über den oberen Emporenbögen lagernde Apostelfiguren nach dem Kompositionsschema Michelangelos für die Medici-Gräber in Florenz, über den Bögen der ostseitigen Fürstenloge die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Die Gewölbe mit Beschlag- und Rollwerk, teilweise vergoldeten und farbig gefaßten allegorischen Figuren, Putten, Grotesken, Blattranken, Blütenstengeln, Früchten und weiterem Beiwerk. Kronenartiger, stuckierter Schlußstein mit der Inschrift W(ilhelm) L(andgraf) Z(u) H(essen) ANNO DOMINI 1588. Die schmucklosen Brüstungsfelder der Emporen bis 1608 mit Malereien von Georg Cornet versehen (Antithesis Christi und des Papstes, vermutlich in Anlehnung an das Passional Christi und Antichristi von Lucas Cranach d. Ä.).
An der westl. Schmalseite Anordnung von Altar mit Taufbecken, Kanzel und Orgel in einer vertikalen Achse übereinander. Diese als spezifisch protestantisch bezeichnete Konzentration der liturgischen Einrichtung tritt hier erstmalig an der Schmalseite einer protestantischen Kirche auf, nachdem Altar und Kanzel schon in der 1585 vollendeten Schloßkirche in Rotenburg an der Fulda (nicht erhalten) an der Langseite axial übereinander gestellt worden waren. Die für den späteren protestantischen Kirchenbau wegweisende Schmalkalder Lösung wird als Abschluß einer von der 1560–62 entstandenen Kapelle im Alten Schloß zu Stuttgart ausgehenden Entwicklung angesehen, während das System des Emporensaales von der 1544 geweihten Schloßkirche im sächsischen Torgau ihren Ausgang nahm. – Der Tischaltar von Vernuken ganz aus Alabaster, die Mensa von einem pfeilerartigen Sockel getragen und an den Ecken zusätzlich von den freiplastisch gearbeiteten Symbolen der vier Evangelisten gestützt. In der Mitte der Mensa Vertiefung für eine Taufschale. Die Kanzel ein runder Korb mit stuckierter Reliefdarstellung des Pfingstwunders von Vernuken, von reich dekorierter Konsole getragen, die schwalbennestartig vorkragende Sängerbühne der Orgelempore fungiert als Schalldeckel. Die von dem Göttinger Orgelbaumeister Daniel Mayer 1586–89 gefertigte und zuletzt 1967–76 restaurierte Orgel zählt zu den ältesten und wertvollsten im mitteleuropäischen Raum. Das relativ kleine, mehr zu kammermusikalischen Zwecken konzipierte Instrument lediglich mit einem Manual ausgestattet. Die Schaupfeifen mit Elfenbein belegt und von reichem Schnitzwerk bekrönt. Die Klappflügel vergoldet und bemalt (außen: musizierende Frauengestalten und Engel; innen: Zug der Bundeslade, Saul bedroht David).
Nebengebäude und Außenanlagen. Die dreiseitige, mit Schießscharten versehene Schloßmauer in den 1590er Jahren fertiggestellt, die zur Queste ansteigende und besonders gefährdete Ostseite mit Zwingeranlage, darin der mit einem halbrunden Treppenturm verbundene Kristallturm, benannt nach seiner sechseckigen Form. Der einen wehrhaften Charakter vermittelnde Turm einst als Gefängnis genutzt. Am Nordende des Zwingers das schlichte eingeschossige Backhaus, erbaut 1609. Daran anschließend das wohl zeitgleich entstandene Brauhaus, der zweigeschossige massive Bau mit Walmdach auch als Wohnhaus genutzt. An der Südseite des mit hohen Stützmauern gesicherten ehem. Turnierplatzes das schlichte, Ende des 17. Jh. erweiterte Torwächterhaus, zum Schloßberg hin auf einer zum mittelalterlichen Egidienstift gehörenden Mauer aufsitzend. Dem Torwächterhaus gegenüberliegend die 1604 unter Einbeziehung von Bauresten der mittelalterlichen Marienkapelle errichtete frühere fürstliche Kanzlei (Schloßberg 8), später Bergamt. Das zweigeschossige Gebäude mit Erker an der Westseite, das Mansarddach aus dem 18. Jh. Die Kanzlei mit einer erst 1969 geschaffenen Verbindung zur östl. gelegenen, vielleicht nach einem Flurnamen bezeichneten sog. Großen und Kleinen Pfalz. Die Große Pfalz bildet eine mächtige, von Sandsteinbalustern eingefaßte Plattform mit zweigeschossigem, gewölbtem Unterbau. Die in den Berghang hineingebaute, einst überdachte Anlage hat Hoffeierlichkeiten gedient, in den Gewölben wurden die nicht winterharten Gewächse aufbewahrt. In der Nordostecke der Plattform die Kleine Pfalz, ein turmartiger quadratischer Bau, auf dem bei Festlichkeiten Musiker aufspielten. Östl. der Großen Pfalz erstreckt sich der unter der Leitung von Friedrich Massack um 1605 terrassenförmig angelegte ehem. Lust- und Küchengarten, den eine mächtige Treppenanlage mit ehem. Wasserkunst teilt. Die wasserspeienden Sandsteinskulpturen und -obelisken teils noch vorhanden, teils in den Sammlungen des Museums in der Wilhelmsburg. Am Fuß der Anlage der Schloßteich mit Resten der Meierei.
Unterhalb der Großen Pfalz der einstige, heute als Gerichtsgebäude genutzte Marstall (Hoffnung 28/30), 1618 anstelle des abgebrochenen, schon im 14. Jh. erwähnten und als Wirtschaftshof dienenden Henneberger Hofes fertiggestellt. Der zweigeschossige langgestreckte Bau mit steilem Satteldach, an der mit Zwerchhäusern versehenen Südseite das Hessenwappen des Landgrafen Moritz. Die Nordseite mit durchgehender, heute geschlossener Galerie, die Treppengiebel neugotisch.
Hessenhof (Neumarkt 5). Wohl um 1220/30 als landgräflicher Hof der Thüringer Grafen an der Westseite des Neumarktes errichtet, der im Gefolge der Stadterneuerung und -erweiterung nach der Zerstörung Schmalkaldens (1203) angelegt wurde. 1246 als „hospicium domini regis“ bez., seit der hessisch-hennebergischen Doppelherrschaft ab 1360 Verwaltungsitz der Landgrafen von Hessen, da-her auch der Gebäudename. in den 1550er Jahren für Elisabeth von Sachsen-Rochlitz, die hier ihren Witwensitz nahm, erheblich umgebaut. Danach zeitweise landgräfliches Gästequartier, 1837 erneuter Umbau im Zusammenhang mit der Nutzung als Landratsamt, Restaurierung 1977, zuletzt als Schule und Kindergarten genutzt.
Beschreibung. Das heutige Erscheinungsbild der dreiflügeligen, unregelmäßigen Gebäude-Anlage maßgeblich durch die auch dendrochronologisch bestätigten Umbauten des 16. und 19. Jh. bestimmt. Das drei- bis viergeschossige Hauptgebäude teils massiv, teils in Fachwerk. Von der romanischen Bausubstanz nur noch das Kellergeschoß erhalten, das zur Bauzeit ebenerdig zugänglich und in seinem nördl. Teil durch eine nachgewiesene Wendeltreppe mit den (zwei?) oberen Geschossen verbunden war, so daß ein urspr. steinernes Wohnhaus als Teil eines sicherlich größeren Herrschaftssitzes vermutet werden kann. Das heutige, ungefähr 1,50 m höhere Platzniveau ist eine Folge von Aufschüttungen und abgelagerten Schwemmassen der damals noch durch die Stadt fließenden Schmalkalde. Der höhere nördl. Gebäudeteil mit Mansarddach und leicht vorkragenden Geschossen, der abgerundete zweigeschossige Eckvorsprung einst vielleicht zur Aufnahme eines Erkers bestimmt. Die Reihung von geschwungenen Andreaskreuzen in den Brüstungsfeldern urspr. wohl auch im südl., mit einem Walmdach versehenen Teil vorhanden. Das schlichte Rundbogenportal 1977 aus dem abgebrochenen Haus Lutherplatz 11 hierher versetzt, die wohl 1550–53 an dieser Stelle errichtete große steinere Tordurchfahrt bereits 1837 vermauert. Der südl. der beiden Fachwerkflügel mit verblatteten Streben wohl aus der M. 16. Jh., das Dachwerk 1611 (d) dat. Seine außerordentliche kunsthistorische Bedeutung erhält der Hessenhof durch die E. 19. Jh.
durch Otto Gerland entdeckten romanischen Wandmalereien im heutigen Kellergeschoß des nördl. Gebäudeteils, das aus mehreren tonnengewölbten Räumen besteht, der kleinste Raum dabei mit ehem. direktem Zugang von außen. Daran angrenzend ein größerer, die gesamte Westhälfte einnehmender Raum mit Resten einer Wendeltreppe und ein zur Marktseite gerichteter, einst mit einer Fensteröffnung (Biforium?) versehener mittelgroßer Raum, dessen Gewölbe und Schildwand vermutlich die ältesten profanen Wandmalereien Deutschlands zieren. Die urspr. Nutzung dieses Raumes unklar (Trinkstube?). Die Freilegung der Malereien durch Gerland war mit erheblichen Substanzverlusten verbunden, 1954/55 und seit 1977 umfangreiche Konservierungsmaßnahmen. Die Secco-Malerei auf dünnem Kalkputz mit der Darstellung von 26 Szenen aus der Iweinsage Hartmann von Aues wohl um 1220/30 entstanden und damit etwas jünger als die Iwein-Malereien auf Burg Rodeneck in Südtirol. Die nicht mehr vollständig erkennbaren Szenen am Gewölbe in sieben, ungefähr 70 bis 75 hohen Bildstreifen mit Trennborten angeordnet und mit inhaltlichem Bezug vor allem zum ersten Teil des die ritterlichen Tugenden idealisierenden epischen Werkes Hartmann von Aues. Auf der Suche nach Abenteuern entdeckt Ritter Iwein vom Hofe des Königs Artus im Wald einen Zauberbrunnen und gerät in einen Kampf mit dem Brunnenwärter Askalon.
Die noch um die Jahrhundertwende gerühmte „Leuchtkraft der Farben“ (Weber) kaum mehr nachvollziehbar. Die ehem. lineare und flächenhafte Malerei zeigt heute im wesentlichen nur noch die Vorzeichnung und Putzfärbungen, die eigentliche Malschicht lediglich in Form kleinerer Inseln vorhanden und stark verblaßt. Die Konturen der Malereien waren rotbraun, die Details (Gesichter, Hände, Rüstungsteile, Inschriften) schwarz gezeichnet, die Flächen vorrangig goldgelb und rotbraun angelegt. Der einst über weißem Grund gestreute Sternenhimmel kaum mehr erkennbar. Die Umrißzeichnungen sind mit sicherer Hand ausgeführt, doch wirken die Körperproportionen wenig differenziert. Die Malereien aufgrund der räumlichen Bedingungen und des schlechten Erhaltungszustandes für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Eine Kopie ist in den Kellergewölben des Schlosses Wilhelmsburg zu besichtigen.
Rathaus (Altmarkt 1). Die dreigeschossige, traufständige ‚steinerne Kemenate‘ mit Treppengiebel im Kern wohl aus dem frühen 15. Jh. (erste Ratssitzung 1419). 1472 Einrichtung einer „großen Ratsstube“ mit Balkendecke und Flachbogenfenster im ersten Obergeschoß (1990 restauriert und wieder als Sitzungssaal des Stadtrats genutzt). Weitgreifende Umbaumaßnahmen 1903–05, dabei die urspr. aus Werksteinen errichteten Treppengiebel in Ziegel neu aufgeführt. Auch das Erdgeschoß, einst eine zum Markt in Arkaden sich öffnende Halle, wurde damals erheblich umgebaut, heute größtenteils als Gaststätte genutzt. Im Treppenhaus ein steinerner und farbig gefaßter Löwe vom 1583 errichteten und im 19. Jh. abgebrochenen Auer Tor. – Als städtebauliches Bindeglied zwischen Markt und Auergasse präsentiert sich in prägnanter Ecklage der dreigeschossige Erweiterungsbau des Rathauses, 1903–05 anstelle der kurz zuvor abgebrannten, aus dem 16. Jh. stammenden „Alten Waage“ in den Formen der Neurenaissance nach Plänen des Architekten Aurich (Dresden) errichtet. – An der Westseite des Rathausinnenhofes das sog. Kornhaus, ein schlichter Fachwerkbau aus dem 16. Jh.
Stadtbefestigung. Vom ältesten, vermutlich um 1200 errichteten Stadtbering stammen vielleicht die Mauerreste auf dem Grundstück Altmarkt 13 mit zugesetztem Rundbogentor. Von dem ab 1315 erbauten, später vielfach verstärkten und im 19. Jh. weitgehend niedergelegten inneren Befestigungsring ist vor allem der zur Aufbewahrung des Schießpulvers genutzte Pulverturm erhalten: ein fünfgeschossiger, aus Bruchsteinmauerwerk errichteter Rundturm mit Kegeldach und auskragendem obersten Geschoß. Einzelne Mauerzüge und Turmreste dieses Berings verbinden sich in pittoresker Symbiose mit angrenzenden Bürgerhausbauten, z. B. im Bereich Weidebrunner Gasse/Platz Stadt Fontaine, Katzensprung, Haindorfsgasse, Hinter der Stadt. Halbschalentürme am Stiller Tor und hinter dem Haus Auergasse 3 (mit Resten eines Wehrganges), Turmstumpf am Schmiedhof 6. Der im 15. Jh. entstandene äußere Mauerring mit Bauresten im Bereich Hinter der Stadt (dort 1985 um einige Meter versetzt) und Steinerne Wiese.
Schwemmbrücke (Obertor). Mittelalterliche Straßenbrücke über die Schmalkalde am nördl. Zugang in die Weidebrunner Vorstadt. Die vierbogige Brücke aus Sandsteinmauerwerk, die beiden mittleren Flachbögen deutlich größer.
Gespring. Das 1516 mit einer Sandsteinmauer eingefaßte rechteckige Wasserbecken einer Quelle diente als Ausgangspunkt eines Kanalsystem der städtischen Wasserversorgung. Stark verwitterte Wappentafeln.
Wohnhausbau. Es fällt schwer, eine zuverlässige historische Genese des Schmalkalder Bürgerhauses nachzuzeichnen, da die dazu notwendigen Grundkenntnisse erst allmählich durch die historische Bauforschung geschaffen werden. Zu unterscheiden ist in Schmalkalden zwischen – überwiegend dreigeschossigen – Stein- und Fachwerkhäusern: Letztere machen naturgemäß den weitaus größten Bestand der historischen Bausubstanz aus; obgleich die Holzkonstruktion seit Beginn dieses Jahrhunderts – vor allem in den 1980er Jahren – vielfach freigelegt wurde, ist sie auch heute noch in weiten Teilen unter einer Putzschicht verborgen.
Stadtbildprägend für Schmalkalden sind steinerne Häuser, die sog. Kemenaten (Rathaus, Heiliggrabesbehausung, Rosenapotheke, Todenwarthsche Kemenate, Große Kemenate), die wegen ihrer beeindruckenden Baugestalt auf langrechteckigem Grundriß vielleicht als urspr. Patrizierhäuser anzusprechen sind. Ihr heutiges Erscheinungsbild geht im wesentlichen auf das 15./16. Jh. zurück, doch ist eine frühere Entstehungszeit anzunehmen und vereinzelt auch nachgewiesen (Dachwerk der Großen Kemenate um 1368 d, Heiliggrabesbehausung mit romanischem Baukern). Charakteristisch die Treppengiebel der mit Ausnahme der Todenwarthschen Kemenate traufständigen Gebäude, die vereinzelt große Flachbogenfenster aufweisen. Wesentlich bescheidener bemessen dagegen die nicht in der Straßenflucht stehenden, spätgotischen Steinhäuser in der Ziegengasse 2, Weidebrunner Gasse 5 und Auergasse 1 (die beiden letzteren nur noch fragmentarisch vorhanden). Unter den spätmittelalterlichen Fachwerkhäusern sind einzelne Ständerbauten erhalten (Altmarkt 7 und 8, 1440 d). Im Übergang von Ständer- zu Stockwerkbauweise: Herrengasse 6 (14.–15. Jh.), Lutherplatz 7 (Rückgebäude um 1365 d), Weidebrunner Gasse 13 (1369/70 d), Ziegengasse 2 (1444 d), teils mit starker Vorkragung der in sichabgezimmerten obersten Geschosse. Die spätmittelalterlichen reinen Stockwerksbauten mit an Ständer und Schwelle geblatteten kurzen Fußstreben (z. B. Mohrengasse 2) oder sich kreuzenden Streben, die teils noch geblattet, teils aber schon gezapft sind. (z. B. Pfaffengasse 3, teilweise rekonstruiert, Weidebrunner Gasse 15, Kirchhof 14). – Verhaltene Schmuckfachwerkformen um 1500 einsetzend: Pfaffengasse 3, teilrekonstruiert mit einfachen Andreaskreuzen; auch das um 1520 errichtete, in jüngster Zeit jedoch stark rekonstruierte sog. Lutherhaus (Lutherplatz 7; Vorderhaus) mit sparsamem Zierfachwerk in Gestalt viertelkreisförmiger Fußbüge; Kirchhof 3 (1549 bez.) schließlich mit voll ausgebildeten geschweiften Andreaskreuzen (vgl. auch Hessenhof). Wenngleich in der 2. H. 16. und im 17. Jh. geschnitzte Ecksäulen, Rähme, Schwellen und Füllhölzer, geschweifte, genaste und mit Augen besetzte Andreaskreuze, Rauten, Fuß- und Kopfbüge durchaus zum Formenrepertoire des Schmalkalder Fachwerkhauses gehören (insbesondere Kirchhof 2, Kirchhof 9/10, Pfaffengasse 14, Salzbrücke 3, Stiller Gasse 19, Neumarkt 8 und 9), so ist dieses Schmuckfachwerk insgesamt jedoch nicht mit dem gesteigerten Formenreichtum jener Zeit in den ‚klassischen‘ Fachwerkregionen Frankens, Hessens und Niedersachsens zu vergleichen. – Zahlreich im Stadbild vertreten ist ein offenbar vorwiegend im 16. und 17. Jh. gebauter, giebelständiger, vielfach heute verputzter Haustyp, auf-fallend breit gelagert, mit leicht vorkragenden Geschossen und häu-fig mit Krüppelwalmdach, das Erdgeschoß nicht selten massiv, das Fachwerk der Obergeschosse mit durchkreuzten Streben oder K-Streben, die Füllhölzer im 16. Jh. noch gebogen zur Aufnahme von (Ranken-) Malereien, später dann profiliert (z. B. Auergasse 14 und 16, Dachwerk 1569 d; Judengasse 3, Lutherplatz 3, Schmiedhof 19, Schmiedhof 31, Stillergase 13, Stumpfelsgasse 10, Weidebrunner Gasse 12). – Die Fassaden des 18. Jh. mit Zwerchhaus und meist verputztem, konstruktivem Fachwerk (z. B. Auergasse 5 und 7, Weidebrunner Gasse 5 und 7). – Das späte 19. und frühe 20. Jh. hat seinen baulichen Niederschlag vor allem in den Gebieten der Stadterweiterung gefunden. Die Villenbebauung vornehmlich an der südl. und westl. Peripherie der Altstadt (Steinerne Wiese, Hinter der Stadt), am Hang und Fuße des Röthbergs (vor allem Schweizerweg, Am Neuen Teich, in der Waldhausstraße, Geschwister-Scholl-Straße), an der Queste und vor der Weidebrunner Vorstadt (Wilhelm-Külz-Straße). Die Hausfassaden überwiegend in maßvollen Formen des Historismus. Hervorzuheben: Wilhelm-Külz-Str. 7, die um 1880 errichtete neuklassizistische „Fulda-Villa“ gehörte zu den ersten Villenbauten der Stadt. Hinter der Stadt 1 („Peter-Villa“, um 1910) im Landhausstil. Im Stil der Neuen Sachlichkeit dagegen Bergstr. 11 aus der Zeit um 1925. Die wenigen historistischen Bürgerhäuser im Stadtkern einerseits in Traufhöhe und Fachwerkbauweise um Einbindung in das historische Stadtbild bemüht (Altmarkt 4, Salzbrücke 2), andererseits durch Massivbauweise und Stilpluralismus in deutlichem Kontrast dazu (vor allem in der Stiller Gasse).
Die historische Grundrißgliederung der Bürgerhäuser aufgrund mannigfaltiger Überformungen nur in seltenen Fällen nachvollziehbar. Auffallend die häufig hochgelegenen Keller (z. B. Altmarkt 8, Schmiedhof 19, Ziegengasse 2). Auf die Funktion als Handelshäuser verweisen vielleicht die vereinzelt noch existierenden oder nachzuweisenden großen Hallen im Erdgeschoß (z. B. Altmarkt 5, Weidebrunner Gasse 18/20). Die historische Ausstattung der Bürgerhäuser in beachtlichen Resten erhalten. Neben einer wohl ins 16. Jh. zu datierenden Bohlenstube (Herrengasse 6; Bohlenwände in Altmarkt 7 und 8) sind vor allem die Stuckdecken in mehreren Häusern von Bedeutung. Die ältesten Stukkaturen aus dem späten 16. Jh., teils als Stempeldecken (z. B. Schmiedhof 19, Lutherplatz 6, Neumarkt 9), teils als Felder- und Kassettendecken, die unter dem Einfluß der Innendekoration in der damals neu errichteten Wilhelmsburg nicht selten plastischen Dekor und Rollwerkornamentik aufweisen und daher wohl auch weitgehend von der Vernuken-Werkstatt ausgeführt worden sein dürften (z. B. Auergasse 3, Haindorfsgasse 16, Salzbrücke 6, Schloßberg 4, Steingasse 8 und 13, Stillergasse 26, Weidebrunner Gasse 8). Aus der 2. H. 17. Jh. einige Stuckdecken mit Blumen- und Rankendekor (z. B. Lutherplatz 1, Neumarkt 6, 8, 11, 13). – Von Malern aus dem Umkreis der Wilhelmsburg stammen vielleicht auch die Wandmalereien im Liebaugschen Haus (Weidebrunner Gasse 12). Zum Ensemble der Bürgerhäuser gehören auch die wenigen erhaltenen Scheunengebäude aus Fachwerk (vor allem im Bereich Hofstatt, Pfaffengasse und Schmiedhof/Mönchsgasse), letzte Zeugnisse dafür, daß die Einwohner Schmalkaldens auch Ackerbürger waren. Die historischen Bebauung der Vorstädte geprägt durch schmale zwei- bis dreigeschossige, meist traufständige Gebäude, überwiegend in Fachwerkbauweise errichtet und verputzt. Die schlichten zweigeschossigen sog. Neuen Häuser (Renthofstr. 31–45) 1687 für neu angeworbene Büchsenmacher errichtet. Dreigeschossig dagegen und „städtischer“ wirkend die 1747 nach einem Brand neu erbauten Fachwerkhäuser der sog. Neuen Reihe in der Weidebrunner Vorstadt (Weidebrunner Tor 6–70), lange Zeit Wohn- und Werkstätten zahlreicher Schmiede.
Altmarkt 5, sog. Todenwarthsche Kemenate. Der einstige Stadtsitz der Familie Wolf von Todenwarth anstelle eines Herrenhofes errichtet, der hier schon zu Beginn der Siedlungsentwicklung Schmalkaldens gestanden haben soll. Die giebelständig zum Marktplatz stehende ‚steinerne Kemenate‘ angeblich aus dem 16. Jh. (bez. 1575), im Kern jedoch wohl älter. Der trapezförmige Grundriß am künstlichen Wassergraben orientiert, der damals unmittelbar am Haus vorbeiführte. Das dreigeschossige Gebäude mit gekoppelten Fenstern und aufgemalter Eckquaderung, das große Rundbogenportal mit Sitznischen und Überstabung, das kleinere, erst kürzlich freigelegte Portal mit Wappenschilden. Der Treppengiebel mit Gesimsen, die mit der Staffelung der Stufen nicht übereinstimmen, was auf einen Umbau hindeuten könnte.
Altmarkt 7 und 8. Die beiden giebelständigen dreigeschossigen, um 1440 (d) errichteten Fachwerkhäuser einst mit weitgehend identischem Wandaufbau, Nr. 7 jedoch nach Teilabriß 1990 erneuert, Nr. 8 restauriert. Altmarkt 8 auf hohem Steinsockel mit Torzufahrt und hoch gelegenem Keller. Die kreuzförmige Verstrebung der Ständerbauten (Wechsel von kurzen und langen Fußstreben) teilweise schon gezapft, die Vorkragung des obersten Geschosses mittels eigentümlicher Hängepfostenkonstruktion (in Limburg bereits E. 13. Jh. nachgewiesen). In beiden Häusern jeweils eine Bohlenwand erhalten (in Altmarkt 8 sogar farbig gefaßte Bohlenwand).
Auergasse 3. Das 1537 dem zweiten Bürgermeister Herz gehörende dreigeschossige Fachwerkhaus einst Tagungsstätte des Schmalkaldischen Bundes. Das giebelständige Gebäude im Kern angeblich aus dem frühen 16. Jh., umgebaut E. 17. Jh. Im Inneren kassettierte Stuckdecke aus dem frühen 17. Jh., Türen mit Schnitz- und Drechselarbeiten, E. 17. Jh. Die Hofzufahrt mit großem rundbogigem Tor, bez. 1693.
Haindorfsgasse 16. Im Inneren des schmalen dreigeschossigen Fachwerkhauses Stuckdecken aus der Zeit um 1590. Die Decke im ersten Geschoß in 12 Felder eingeteilt, darin die Reliefs weiblicher Tugend- und Lastergestalten mit Attributen und Schrifttafeln, umrahmt von plastisch hervortretendem Rollwerk.
Herrengasse 6. Der dreigeschossige Fachwerkbau im Übergang von Ständer- zu Stockwerkbauweise wohl aus dem 14.–15. Jh. Weite Ständerstellung, überwiegend kurze, angeblattete Kopfstreben. Erker im ersten Obergeschoß, das zweite Obergeschoß auf Stichbalkenlage weit vorkragend, das Dachgeschoß mit Zwerchhaus. Im Inneren eine wohl im 16. Jh. eingebaute, farbig gefaßte Bohlenstube.
Hoffnung 19. Das dreigeschossige, verputzte Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoß kurz nach 1561 (d) errichtet, Wappentafel der Familie Steitz bez. 1563. Im ersten Obergeschoß Stuckdecke von 1686, die der damalige Stadtphysikus anfertigen ließ: Die Felderdecke mit Reliefs von Heilblüten, der Stuck dabei entsprechend den Pflanzenfarben getönt.
Kirchhof 2. Das dreigeschossige Gebäude 1658 (Inschrift) als reformierte Schule errichtet, später Suppenküche zur Versorgung der Stadtarmen. Reiches Schmuckfachwerk. Die Füllungen der rundbogigen, hölzernen Tür mit geschnitzten Rankenornamenten, auch der Portalrahmen entsprechend verziert, unter kräftigem Gesimsabschluß lateinische Inschrift mit Verweis auf die urspr. Bestimmung des Hauses.
Kirchhof 3. Das zunächst zweigeschossige, giebelständige Fachwerkgebäude 1549 (bez. und d) als ev. Pfarrhaus anstelle eines spätromanischen Gebäudes (Baureste vorhanden) errichtet, 1669 um ein Geschoß erhöht. Die obere Stube durch Fensterband und geschwungene Andreaskreuze in den Brüstungsfeldern hervorgehoben, im Giebeldreieck Reihung durchkreuzter Streben. Die Füllhölzer mit Rankenbemalung.
Kirchhof 9 /10 (Altes Kantorat). Das 1608 bez. dreigeschossige Fachwerkhaus mit ansehnlichen Schmuckformen.
Lutherplatz 1. Im Hinterhaus, das mit dem Vorderhaus durch eine umlaufende Galerie verbunden ist, Reste der Innenausstattung aus dem 16. Jh.
Lutherplatz 2. Das dreigeschossige Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoß wohl aus dem 16. Jh. Rundbogiges Sitznischenportal, an der Gebäude-Ecke Hausmarke in Rollwerkkartusche und reliefierter Frauenkopf. Die Fachwerkgeschosse weitgehend erneuert.
Lutherplatz 7 sog. Lutherhaus. Luther hat hier 1537 während einer Tagung des Schmalkaldischen Bundes gewohnt. Das dreigeschossige Fachwerkhaus aus einem Vorder- und Rückgebäude bestehend. Das zum Lutherplatz giebelständige Vorderhaus mit Krüppelwalmdach im Kern aus der Zeit um 1520, im 17. Jh. verändert, Restaurierungen 1982 (mit starken Eingriffen) und 1995/96. Das Fachwerk mit viertelkreisförmigen Fußbügen. An Erdgeschoßwand des Giebels Hausmarke des Bauherrn Balthasar Wilhelm, eines hessischen Rentmeisters, bez. 1538, darunter eine Rundmarke, eingefaßt von drei Kanonenkugeln. Stuckierte, farbig gefaßte Inschrifttafel von 1687 zur Erinnerung an die Tagung des Schmalkaldischen Bundes, in der Mitte ein vollplastischer Schwan, oben die Wappen Luthers und Melanchthons sowie die Hausmarke des im 17. Jh. zeitweiligen Besitzers Reinhard Stiefel. Das Rückgebäude mit Firstsäule (Spitzsäule) am Giebel erbaut um 1365 (d), geblattete kurze Kopf- und Fußstreben, das dritte Geschoß stark vorkragend, die Knaggen mit stuckierten und farbig gefaßten Kopfkonsolen verziert. Im Inneren Ausstattung aus dem späten 17. Jh., u. a. reich geschnitztes Treppengeländer, Stuckdecken.
Mohrengasse/Ecke Kirchhof. Das mächtige dreigeschossige Eckgebäude aus Fachwerk wohl aus dem 16. Jh. mit durchkreuzten Streben. Auffallend der zwischen den Eckständern durchgehende und damit in einer älteren Bautradition stehende Riegelzug im ersten Obergeschoß.
Neumarkt 6. Das giebelständige, dreigeschossige, größtenteils verputzte Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach aus dem 17. Jh. mit Verzierungen an Eckständern, Schwellen und Rähme. Im Inneren Stuckdecke aus der Zeit um 1680: Kreisförmige Felder gerahmt von Akanthusblattbändern, darin Rosetten und Maskenköpfe.
Neumarkt 8. Das traufständige, dreigeschossige Fachwerkhaus aus dem 17. Jh., in den Brüstungsfeldern Kurzstiele, Andreaskreuze und durchkreuzte Rauten. im Inneren Stuckdecke aus der Zeit um 1680 mit Akanthusrankendekor.
Neumarkt 9, Hirschapotheke. Bereits 1670 als Apotheke erwähnt. Das dreigeschossige Eckgebäude mit weit herabgezogenem Schopfwalmdach aus der 2. H. 16. Jh. Das Fachwerk mit geschweiften und genasten Andreaskreuzen am Giebel, im Inneren Modelstuckdecke aus der Zeit um 1580.
Pfaffengasse 14. Dreigeschossiges Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoß aus dem 16. und 17. Jh. In den Brüstungsfeldern geschweifte und genaste Andreaskreuze, im Inneren stuckierte Felderdecke mit Blumenwerk von 1661.
Pfaffengasse 26, sog. Heiliggrabesbehausung. Benannt angeblich nach einem Stiftsherrn des ehem. Egidienstiftes, der die zwischen Schmalkalden und Asbach gelegene Kapelle „Zum Heiligen Grab“ zu betreuen hatte. Der dreigeschossige Massivbau mit romanischem Kern in der südwestl. Gebäudehälfte (links vom Haupteingang), in der Folgezeit jedoch zahlreiche Um- und Anbauten. Das Dachgeschoß mit Treppengiebel und Zwerchhaus, nördl. angebaut ein viergeschossiger, runder Eckturm aus dem 16. Jh., an der rückwärtigen Traufseite hochgelegene spitzbogige Öffnungen. Das verputzte Gebäude mit aufgemalter Eckquaderung, der Hauptzugang gerahmt von Pilastern ionischer Ordnung, darüber ein in Sandstein gearbeitetes und farbig gefaßtes Wappen des Grafen Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen, bez. 1515.
Salzbrücke 1. Das dreigeschossige Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach wohl aus dem frühen 17. Jh., jedoch mit älteren Resten, u. a. Fragmenten einer Badstube aus dem 14. Jh.
Schmiedhof 17. Dreigeschossiges Fachwerkhaus aus dem 17. Jh. Durchkreuzte Streben, reiche Verzierungen. Südl. angrenzend an der Mönchsgasse ein Scheunengebäude aus Fachwerk.
Schmiedhof 19, sog. Stengelsches Haus. Das dreigeschossige verputzte Fachwerkgebäude mit Krüppelwalmdach 1580 als Wohnhaus des hessischen Rentmeisters Heinrich Zöllner anstelle eines Gebäudes des 1543 aufgehobenen Augustinerklosters errichtet. Die durch kräftige Gesimse unterteilten oberen Geschosse von Pilastern eingefaßt. Über der Eingangstür des breit gelagerten Gebäudes das farbig gefaßte Wappen der Landgrafen von Hessen-Kassel, bez. 1671. Am zweigeschossigen östl. Anbau neben großem Rundbogenportal das Wappen Heinrich Zöllners von 1581. Der zweigeschossige südl. Anbau mit Bauresten des ehem. Augustinerklosters, das Fachwerk mit kräftiger Taustabverzierung. Die historische Innenausstattung in weiten Teilen erhalten. An einer Decke im ersten Obergeschoß Modelstuck von 1589: schmalbändriges, rechteckigesFeldersystem mit Rauten und Medaillons, darauf figürliche und ornamentale Reliefs. Holzvertäfelungen, eingebauter Dielenschrank und Türrahmen wohl aus dem 18. Jh. Westl. angrenzend ein großes Scheunengebäude aus Fachwerk. Der malerische Garten gesäumt von ehem. Klostermauer, darin zwei spitzbogige Pforten an der Wollwebergasse.
Steingasse 8, Alte Superintendentur. Das schlichte dreigeschossige verputzte Fachwerkhaus aus dem 16. Jh. mit wertvollen kassettenartigen Stuckdecken aus der Zeit um 1580, dekoriert u. a. mit Roll- und Beschlagwerk, Löwenmasken sowie Frauen- und Männerbüsten in zeitgenössischer Tracht.
Steingasse 11, Rosenapotheke. Die „Kemenate“ einst als Poststation, seit 1664 als Apotheke genutzt. Der dreigeschossige traufständige Massivbau mit Treppengiebeln und großen Flachbogenfenstern 1545 (bez. und d) unter Einbeziehung älterer Bauteile errichtet. Das von der Stumpfelsgasse zugängliche Hintergebäude im Kern spätmittelalterlich.
Steingasse 13. Das dreigeschossige giebelständige Fachwerkhaus mit sparsamen Zierformen aus der Zeit um 1600, Stuckdecke aus der Erbauungszeit.
Stillergasse 11. Das langgezogene dreigeschossige Fachwerkgebäude aus dem 18. Jh. Reich verziertes Portal, bez. 1768, bekrönt von Sprenggiebel.
Stillergasse 19. Das dreigeschossige giebelständige Fachwerkhaus mit Krüppelwalmdach wohl aus der Zeit um 1600. Fensterbänder in den oberen Geschossen sowie durchgehende Reihung von geschwungenen und genasten Andreaskreuzen in den Brüstungsfeldern.
Weidebrunner Gasse 12, sog. Liebaugsches Haus. Der mächtige dreigeschossige Fachwerkbau von 1581 (d) giebelständig und mit Krüppelwalmdach. Das massive Erdgeschoß mit großem, rundbogigem Zugang, das Fachwerk der oberen Geschosse mit durchkreuzten Streben. Der Erdgeschoßgrundriß früher hallenartig ausgebildet. Im Inneren Stuckdecke aus der Erbauungszeit. Die in der Tordurchfahrt ebenfalls bauzeitliche figürliche Malerei mit Rollwerkdekor.
Weidebrunner Gasse 13. Das dreieinhalbgeschossige Fachwerkhaus im Übergang von Ständer- zu Stockwerkbauweise von 1369/70 (d). Das oberste Geschoß über durchgehenden Ständern stark vorkragend, die Streben verblattet. Zwerchhaus mit Aufzugsbalken.
Weidebrunner Gasse 14 /Ziegengasse 2. Die dreigeschossige Baugruppe umfaßt drei für Schmalkalden durchaus charakteristische Gebäudetypen: Rückwärtig ein im Kern spätmittelalterliches Steingebäude mit zwei heute umbauten spitzbogigen Zugängen im Erdgeschoß und ersten Obergeschoß, daran anschließend ein im Übergang von Ständer- zu Stockwerksbauweise errichteter Fachwerkbau von 1444 (d) mit hochgelegenem Keller, und als Vorderhaus giebelständig zur Weidebrunner Gasse ein 1573 (d) errichtetes, breit gelagertes, verputztes Fachwerkgebäude, dessen Erdgeschoßgrundriß vielleicht einst hallenartig ausgebildet war.
Weidebrunner Gasse 18 /20, sog. Große Kemenate. Der viergeschossige, traufständige Massivbau mit seinen Treppengiebeln ist das höchste Profangebäude der Altstadt und prägt demzufolge das Stadtbild in entscheidendem Maße. Das heute sechsachsige Gebäude nach Dachwerk im Kern um 1368 (d) errichtet, die noch heute erkennbare Zweiteilung des Hauses erstmals E. 15. Jh. chronikalisch erwähnt. Umbauten 1594 und im 18. Jh. – Das verputzte Steinhaus mit Eckquaderung, die nördl. Haushälfte mit flachbogigen Fenstern, der südl. Teil mit gekoppelten Fenstern, im vierten Obergeschoß urspr. Kreuzstockfenster. Im Erdgeschoß beider Hausteile einst jeweils eine große Halle vorhanden, im dritten Obergeschoß früher offenbar ein großer Saal. Das imposante Dachwerk (10,94 m hoch, 12,80 m breit) mit zweigeschossigem, doppelt stehendem Stuhl, überrascht durch die nicht nur für Schmalkalden erstaunlich frühe Verwendung von Steigbändern. Rückwärtig angebaut ein nach Dachwerk 1564 (d) dat. dreigeschossiger Gebäudeflügel mit älterem Kern. Die beiden unteren Geschosse weitgehend massiv, das oberste Geschoß in Fachwerk mit durchkreuzten Streben. Spitzbogige Tür im Erdgeschoß.
Museum Schloß Wilhelmsburg. Den Grundstock des Museums lie-ferten die bereits ab 1878 im Schloß präsentierten Bestände des Vereins für Hennebergische Geschichte und Landeskunde. Kunst- und kulturhistorische Sammlung in den Schloßräumen zur Stadt- und Regionalgeschichte, insbesondere zur Eisenverarbeitung. Ofenplattensammlung. Hier auch Kopie des Iweinzyklus aus dem >>Hessenhof.