RADEBEUL

Das aus neun Gemeinden zusammengewachsene und 1935 vereinigte Radebeul (der namengebende Ort bereits 1923 zur Stadt erklärt) ist durch seine Lage an den von Wein bewachsenen Elbhängen unter der Landschaftsbezeichnung „Lößnitz“ ausgezeichnet. Wichtigster Ort war bis ins 19. Jh. hinein das große Straßenangerdorf Kötzschenbroda (1924 zur Stadt erhoben). Von den übrigen ehem. Dorfanlagen weist vor allem das Straßenangerdorf Naundorf (Altnaundorf) mit seinen giebelständigen Häusern noch einen geschlossenen Charakter auf.
In der Oberlößnitz und Niederlößnitz besaßen seit dem Mittelalter die Bischöfe von Meißen, die Markgrafen und Kurfürsten von Sachsen und später auch der Adel und reiche Bürger Dresdens Weingärten. Am Augustusweg, an der Benno- und Weinbergstraße in der Oberlößnitz ist diese alte Kulturlandschaft, zu der Herrenhäuser am Hang und Lusthäuser oberhalb der steilen Weinberge gehören, noch ablesbar. Die Winzerhäuser des 17. und 18. Jh. sind meist schlichte zweigeschossige Bauten mit hohem Walmdach, charakteristische Beispiele sind das Haus Lotter (Winzerstr. 83) mit ornamental ausgemaltem „Saal“, das Haus Lorenz (Weinbergstr. 28) oder das Haus Breitig (Maxim-Gorki-Str. 22). Der Übergang zu mehr herrschaftlichen Häusern ist fließend, dazu gehören stattliche Bauten wie das Kyauhaus (Wettinstr. 2) von 1648, das Haus Lindenhof (Maxim-Gorki-Str. 18) von 1789, die Bischofspresse (Bischofsweg 1) von 1773, das Haus Fliegenwedel mit seinem charakteristischen Giebel (Am Jacobstein 40), das Haus Windisch (Augustusweg 90/92) oder das stattliche Hohe Haus im Bischofsberg aus dem 17. Jh., um 1885 stark verändert (Barkengasse 6). Die Verstädterung setzte nach der Anlage der Bahnlinie Dresden-Leipzig 1839 ein. Sie führte zu einer städtischen Konzentration an den Bahnhöfen Kötzschenbroda und Radebeul; hier entstand bis zum E. des 19. Jh. ein repräsentatives Zentrum mit Postamt, Schulen und dem Radebeuler Rathaus (Pestalozzistr. 6) im Stil der deutschen Renaissance, vermischt mit Jugendstilmotiven, 1900 erbaut. Für das an der Bahnlinie stärker industrialisierte Radebeul wurde 1890–92 eine eigene Kirche erbaut; die ältere Kirche von Kötzschenbroda hatte schon zuvor eine Neugestaltung erfahren. Durch die Ansiedlung von meist mittelständischem Bürgertum erhielten die Lößnitz-Ortschaften ihren noch heute vorherrschenden Villencharakter.

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