COTTBUS / Stadtgestalt

Am linken Spreeufer, nahe des Flussübergangs der Salzstraße von Halle nach Schlesien an der Stelle eines slawischen Burgwalls aus 9./10. Jh. im 12. Jh. ein deutscher Burgward errichtet; gleichzeitig Anlage einer Kaufmannssiedlung mit Markt und Kirche westl. davon; 1156 erste urkundliche Erwähnung von Cottbus und Burggraf. Um 1230 unter den Herren v. Cottbus nach Westen und Süden zur regelmäßig angelegten, befestigten Stadt erweitert. 1409 Magdeburger Stadtrecht. Seit M. 15. Jh. Land und Stadt Cottbus fast durchgehend brandenburgisch (1807–13 sächsisch). Wirtschaftlicher Aufstieg durch Tuchmacherei und Fernhandel bereits im Mittelalter, daneben Brauereigewerbe. Durch die Siedlungspolitik von Kurfürst Friedrich Wilhelm I. um 1700 Zuzug von Hugenotten, damit weitere Förderung des Tuchgewerbes; dafür seit 1735 im Südosten regelmäßige Anlage der Neustadt nach Plänen von J. Ph. Gerlach. – 1866 Anschluss an das Eisenbahnnetz und Erschließung der nahen Braunkohlelager, Aufstieg zur Metropole der Textilindustrie nach >> Forst (1880er Jahre) und zur Hauptstadt der Niederlausitz. Die Tuchfabriken anfangs vor allem konzentriert auf das Gebiet südl. der Neustadt entlang der Spree zwischen Mühlgraben, Ostrower Straße und Ostrower Platz (ehem. Ostrow, 1872 eingemeindet). Ausbau der seit dem 18. Jh. bestehenden Vorstädte im Süden (Spremberger Vorstadt) und Westen (Luckauer Vorstadt). Am bedeutendsten die planmäßig angelegte westl. Stadterweiterung, das sog. Bahnhofsviertel, 1873–1914. – Das Wachstum seit 1872 durch zahlreiche Eingemeindungen fortgesetzt: Brunswig am Berge, Brunswig in der Gasse, Dorf Ostrow; 1904 Dorf Sandow und Rittergut Brunschwig, 1926 Teile von Madlow, 1927 Teile von Schmellwitz und Park Branitz, 1934 Ströbitz, 1952 Madlow, Sachsendorf, Saspow und Schmellwitz. – 1945 vor allem die Südstadt stark zerstört; seit den 1950er Jahren Ausbau zum Zentrum der Niederlausitzer Braunkohlen- und Energieindustrie; 1952–89 Hauptstadt des Bezirks Cottbus. 1960er/70er Jahre– 1990 bedeutender Standort der Textilindustrie. 1991 Gründung der Technischen Universität. 1995 im Südosten das Gelände der Bundesgartenschau angelegt als Verbindung zwischen Eliaspark (1901/02) und >> Branitzer Park.
Stadtgestalt. Die Altstadt hat ihren im 13. Jh. planmäßig angelegten, etwa trapezförmigen Grundriss bewahrt, ihre Grenze markiert in großen Abschnitten die 1935–37 stark ergänzte Stadtmauer (die vier Stadttore 1823–43 und 1878 abgebrochen). Unregelmäßige Straßenverläufe im Osten der Stadt verweisen auf ältere Strukturen der Vorburgsiedlung. Am Kreuzpunkt der in Ost-West-Richtung verlaufenden Hauptstraße (Berliner Straße–Sandower Straße) und der südl. Hauptachse (Spremberger Straße) der rechteckige Markt; dessen Platzbild A. 1950er Jahre durch umfangreiche Restaurierungen und Kopiebauten wiederhergestellt, das Rathaus in der Platzmitte kriegszerstört. Östl. des Markts, am Fuß des Schlossbergs, die Oberkirche, wohl an Stelle der Kirche der älteren Siedlung; das zuletzt als Wollspinnerei genutzte Fürstenhaus nach Brand 1857 bis auf den Turm abgetragen; letzte Teile des Schlosses 1877 und 1905. In nordwestl. Randlage der Altstadt die Klosterkirche des um 1300 gegr. Franziskanerklosters. – 1945 Teile der Altstadt zerstört; darunter Bereiche am >> Altmarkt, am Oberkirchplatz und die nach 1950 jahrzehntelang vernachlässigte Umgebung des Klosters, das sog. Wendische Viertel, nach Flächenabriss 1984–89 neubebaut mit in den Proportionen angepaßten Wohnhäusern in Montagebauweise. Am Schlosskirchplatz die für die französisch-reformierte Kolonie erbaute Schlosskirche, urspr. Standort einer Katharinenkapelle; an der Spremberger Straße in den frühen 1950er Jahren Um- und Neubau anspruchsvoller Wohnblöcke mit Ladenzonen („Stadt Cottbus“ Nr. 29–31, 32–34); mit Überbauung von Hofräumen 1996/97 weitere Veränderung der historischen Stadtstruktur. Die Neustadt 1985-87 bis auf wenige Häuser abgerissen. – Ein die Altstadt umgebender, im Wesentlichen von Bebauung freigehaltener Grünring markiert die ehem. Wall- und Befestigungsanlagen, im 19. Jh. angelegt, in 1950/60er Jahren z.T. umgestaltet, in 1970er Jahren nördl. Puschkinpromenade mit „Japanischem Pavillon“ von 1906.
Von dem entlang der westl. Altstadtgrenze, auf dem Gebiet der Luckauer Vorstadt und des Amtsdorfes Brunswig als sozialistisches Zentrum unter Aufgabe zahlreicher Häuser neu angelegte Ensemble Stadtpromenade von 1967–69 das Warenhaus, Wohnhochhäuser sowie die Stadthalle am Berliner Platz von 1970–75 und das Hauptpostamt, Berliner Str. 6, von 1955–57 erhalten. Die ehem. zentrale Fußgängerzone mit Café, Pavillonbauten, Fußgängerbrücke und Freiraumgestaltung 2008–10 überbaut. Westl. davon das geschlossene, vornehmlich um die Jahrhundertwende entstandene sog. Bahnhofsviertel ( >> Wohnbauten, westl. Stadterweiterung). Im Zentrum der Schillerplatz, dominiert vom >> Stadttheater.
Südöstl. der Altstadt zwischen 1860/70 und 1925/30 entlang der Spree einst zahlreiche Fabrikanlagen der Tuchherstellung, ab 1880 meist langgestreckte Sichtziegelbauten; davon einige am Ostrower Damm, in der Franz-Mehring-Straße/An der Wachsbleiche und Parzellenstraße erhalten.

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