ROSTOCK / Stadtgestalt
Stadtgestalt Das Bild der heutigen Großstadt prägen Trabantenstädte und Industriegebiete am Unterlauf der Warnow bis nach Warnemünde, ausgedehnte Vorstädte sowie die historische
Innenstadt, umgeben von Resten der einstigen Stadtbefestigung und im Osten und Norden umflossen von der Warnow. Ihr Grundriss lässt in ovaler Gestalt und großer Ost-West-Ausdehnung noch die schrittweise Entstehung der mittelalterlichen Stadt erkennen: die Altstadt im Osten mit beiden urspr. Siedlungskernen um den Alten Markt und die Petrikirche an dessen Nordseite sowie südl. davon um die Nikolaikirche; das unregelmäßige Straßennetz mit drei die beiden Kerne verbindenden Straßenzügen (Wollenweber-, Altschmiede- und Lohgerberstraße). Westl. einer ehem. wasserführenden Geländesenke (Grubenstraße) die Mittelstadt mit dem Neuen Markt und nordwestl. davon der Marienkirche, sowie die einst durch eine weitere, 1790 zugeschüttete Senke
(Faule Grube, Lagerstraße) getrennte Neustadt um den Universitätsplatz, beide mit planmäßig angelegtem Straßengitter, parallelen Hauptstraßenzügen (Kröpeliner und Lange Straße) sowie zahlreichen Querstraßen, die nach Norden zur Warnow steil abfallen.
Die traditionelle Bebauungsstruktur ist nach den Kriegszerstörungen vor allem in östl. Teilen der Innenstadt erhalten geblieben, Blockrandbebauung mit meist zwei- oder dreigeschossigen Giebelhäusern auf schmalen, tiefen Grundstücken. Weitgehend unversehrt blieben die Vorstädte, vor dem Kröpeliner Tor ein planmäßig angelegtes Arbeiterviertel mit drei- bis sechsgeschossigen Mietshäusern, vor dem Steintor ein Villenviertel mit großbürgerlichen Wohnhäusern aus der Gründerzeit.
Der
Wiederaufbau folgte anfangs einem Gesamtkonzept, das das historische Straßennetz unangetastet ließ, die mittelalterliche Parzellierung aber z. T. aufgab, schmucklose viergeschossige Wohnhäuser in lockerer Zeilenbebauung im Bereich von Krämer-, Großer Mönchen- und Kleiner Wasserstraße, 1951 / 52. Nach Erhebung Rostocks zur Bezirkshauptstadt Bau eines sozialistischen Stadtzentrums im Sinne des „Nationalen Aufbauwerks“, nach einem Teilbebauungsplan 1953 – 60 Ausbau der über den Neuen Markt verbundenen Stein- und Langen Straße zur erheblich verbreiterten Magistrale mit Abschluss durch einen nie vollendeten „Zentralen Platz“ im Westen der Innenstadt. Die politisch motivierte Konzeption bedeutete einen schwerwiegenden Eingriff in die historische Stadtstruktur: Der Neue Markt verlor seine einstige Gestalt und Bedeutung. Zwar sind die Platzwände an drei Seiten wiederhergestellt worden ( 1952 Rathausanbau im Osten, 1953 – 56 Hauptpost im Süden, bis
1965 Schließung der Baulücken an der Westseite), die stark beschädigte Bebauung der Nordseite aber wurde abgetragen. Stattdessen nördl. davon das 1959 / 60 errichtete zehngeschossige Punkthochhaus (Lange Str. 21 ) an der Kurve der von der Stein- in die Lange Straße abknickenden Magistrale. Der Ausbau der Langen Straße zur repräsentativen Hauptstraße hatte die Abtrennung des nördl. Teils der Innenstadt und damit die Aufhebung der seit dem Mittelalter bestehenden Orientierung zum Hafen zur Folge; die ehem. Querstraßen enden beiderseits als Stichstraßen und sind nur noch über Durchgänge mit der Langen Straße verbunden. Die Blockbebauung mit fünf- bis zehngeschossigen Geschäfts- und Wohnhäusern nach Entwürfen eines Architektenkollektivs unter Leitung von J. Näther zunächst in enger A nlehnung an Entwürfe für die Karl-Marx-Allee (ehem. Stalinallee) in Berlin und mit Elementen der Heimatschutzarchitektur, aber nach Korrekturen von H. Henselmann in der Abfolge
verputzter Fassadenflächen und verklinkerter abgetreppter Schaugiebel mit applizierten gotischen Detailformen allgemein der traditionellen norddeutschen Backsteinarchitektur angeglichen. Das Programm blieb unvollendet; die letzten 1959 / 60 errichteten Gebäude in Montage- oder Skelettbauweise und nüchterner Gestaltung; mit den am geplanten Platz noch errichteten Bauten (Haus der Schifffahrt 1959 – 62, Hotel Warnow 1964 – 67 ) war der urspr. Entwurf endgültig überholt. 1968 / 69 Gestaltung der Kröpeliner Straße als Fußgängerzone.
Im gleichen Zeitraum Ausbau der Wohngebiete außerhalb der Innenstadt: Reutershagen 1953 – 57 beg. nach Vorbild der Stalinallee mit klassizistisch gestalteten Putzbauten in Blockrandbebauung; seit 1960 die großzügig erschlossene Südstadt mit ausgedehnten Grünanlagen sowie vier- und fünfgeschossigem Zeilenbau aus vorfabrizierten Teilen. Das Konzept wurde beim Bau späterer, stark verdichteter Trabantenstädte aufgegeben (Lütten Klein 1965 – 75, Evershagen seit 1971, Lichtenhagen seit 1974, Schmarl seit 1976, Groß Klein seit 1979, Dierkow in den 1980 er Jahren).