SCHWERIN / Stadtgestalt
Stadtgestalt Die Stadt liegt am Südwestrand des Schweriner Sees, umgeben von kleineren Seen inmitten der quer durch Mecklenburg verlaufenden, eiszeitlichen Endmoräne. Die Stadtsilhouette prägen bis heute die Türme des Domes, der Schelf- und der Paulskirche sowie des Schlosses.
Die Altstadt auf einer Insel zwischen Burgsee und Beutel, Ausläufern des Schweriner Sees, sowie dem Pfaffenteich, dem Südende des Ziegelsees, war urspr. von sumpfigen Uferwiesen umgeben, durch die im Westen der Abfluss des Pfaffenteichs in den Burgsee, der „Fließgraben“ (bis 1645 ), im Norden zur Schelfe der Stadtgraben zwischen Pfaffenteich und Beutel floss. Zusätzlich sicherte ein mit Planken besetzter Wall die Stadt, 1339 / 40 als Mauerring ausgebaut, im 16. Jh. und während des Dreißigjährigen Krieges erweitert, ab 1645 im Westen durch neue Befestigung mit Gräben und Ravelin. 1736 fiel die Mauer; seit 1786 wurden Wall und Graben eingeebnet und bebaut.
Der Grundriss der mittelalterlichen Stadt folgte der Form der Insel. Bis heute steht an deren höchster Stelle der Dom; südl. davor liegt der Markt. Von hier führten Straßen nach Norden auf die Schelfe, nach Süden zum Franziskanerkloster und auf die Burgfreiheit mit der Brücke zur Burginsel, sowie nach Südwesten über den Damm der Grafenmühle am Fließgraben auf das Festland, später über die „Bollbrücke“ nach Westen zur Landstraße nach Wismar und Lüneburg. Als Folge des Brandes 1651 wurde der Verlauf der Straßen von Süden zum Markt teilweise begradigt, der seit E. 16. Jh. zugebaute Platz südl. des Rathauses nach Westen verlegt; der östl. gelegene Schlachtermarkt erst nach 1886. Bis ins 19. Jh. errichteten Ackerbürger, Handwerker und Gewerbetreibende in der Regel zweigeschossige, nach M. 18. Jh. traufständige Fachwerkhäuser und Höfe.
Die Schelfstadt hat den Charakter der barocken Stadtanlage weitgehend bewahrt. Dem mehrfach modifizierten Plan von J. Reutz folgte die Anlage eines Straßennetzes mit zentraler, von der Altstadt aus fortgeführter Hauptachse (ehem. Stein-, heute Puschkin- und Schelfstraße) und zweier an dieser gegeneinander verschobener Plätze mit Rathaus und Nikolaikirche. Meist zweigeschossige Fachwerkhäuser und kleine Palais mit großen Gärten, vermutlich anstelle der Domherrenhöfe, prägen noch heute die Straßenzüge.
Im 19. Jh. wurde das Stadtareal durch den planmäßigen Ausbau der Residenz unter der Leitung G. A. Demmlers und seiner Nachfolger ( H. Willeb rand, Th. Krüger, G. Daniel ) sowie die bis in die 1930 er Jahre fortgesetzte Stadterweiterung nachhaltig überformt. Im Osten binden die Anlage des Alten Gartens als zentralem Platz des Residenzensembles und die einmündende Sichtachse der mit Hof- und Staatsbauten besetzten Schloßstraße das neuerrichtete Schloss an die Stadt an; der Marstall auf der Wadewiese beschließt die Straße Großer Moor; die Tangente der Werderstraße zielt von Norden auf den Schlossturm. – Im Westen begann seit 1838 mit der Uferbefestigung des Pfaffenteichs und dem Bau des Arsenals die Bebauung des ersten neuen Stadtviertels, der Paulsstadt mit der >> Paulskirche Krügers 1863 – 69. Der Dom erhielt 1889 – 92 einen neuen, die Stadt weithin überragenden Turm. In der Altstadt verschwanden viele Bürgerhäuser hinter vorgeblendeten Fassaden oder
fielen repräsentativen Gebäuden zum Opfer (Kollegiengebäude, Post). Die Übernahme der Berliner Bauordnung von 1853 begünstigte seit 1859 den Typ des Berliner Mietshauses in den Neubaugebieten (Paulsstadt, südl. davon die Feldstadt, Ausbau der Schelfstadt und Erweiterung nach Nordosten); die 1847 westl. des Pfaffenteichs in Nord-Südrichtung angelegte Bahnlinie mit dem Bahnhof zerschneidet die Paulsstadt. Ein großes Villenviertel entstand seit M./E. 19. Jh. östl. des Schlosses am Südufer des Schweriner Sees. Ein bedeutender Teil der seit dem 17. Jh. errichteten Altstadt fiel den Plattenbauten um den Großen Moor nach 1975 zum Opfer.